Ananas aus Südamerika, Kiwis aus Neuseeland – dieses Bild kennen wir aus unseren Supermärkten. Eine Gruppe von Wissenschaftler:innen versucht das zu ändern. Doch wie nachhaltig können Tropfenfrüchte in Bayern wachsen?
Im Tropenhaus „Klein Eden“ in Kleintettau, Bayern, wachsen Papayas, Sternfrüchte und Mangos – insgesamt sind es circa 220 tropische Nutzpflanzensorten. Ein Fernsehbeitrag der ZDF-Dokumentationsreihe „plan b“ von letzter Woche gibt einen Einblick in die 3.500 Quadratmeter Tropen unter Glas.
Exotische Früchte in Bayern: Wie nachhaltig ist das Tropenhaus?
„Ist das nicht selbst eine CO2-Schleuder? Dieses Gewächshaus nicht. Denn hier wird in Kreisläufen gedacht“, heißt es in der Dokumentation. Gegossen werden die Pflanzen mit Regenwasser, das vorher wiederum von essbaren Nutzpflanzen gereinigt wird: Galgant, Ingwer und Kurkuma. Diese können ohne Probleme in dem Wasser wachsen.
In einem nächsten Schritt fließt das Wasser in Fischbecken. Die Fische werden mit Obst- und Pflanzenabfällen gefüttert, ihre Ausscheidungen werden wiederum zu Dünger, also Nahrung für die Pflanzen. Das Zusammenspiel aus Fischzucht und Pflanzenanbau nennt sich Aquaponik. Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel: Aquaponik: Konzept und wie (ökologisch) sinnvoll es ist.
Da in Bayern nicht die gleichen Temperaturen herrschen wie in den Tropen, brauchen die Betreiber:innen des Tropenhauses Wärme. Die ist ein Abfallprodukt: Abwärme, die bei der Glasherstellung der benachbarten Firma Heinz-Glas entsteht. Das von Karl August Heinz geleitete Unternehmen stellt vor allem Flakons für Kosmetikprodukte her. Die Öfen brennen jahrelang ohne Unterbrechung, dadurch entstehen eine kontinuierliche Temperatur von 60 Grad und überschüssige Hitze. Heinz wollte die Wärme weiterverwenden und hatte somit die Idee des Tropenhauses. „Die Glashütten in Europa könnten 10.000de von Hektar beheizen und den Import von chemisch behandelten Tropenfrüchten damit reduzieren“, so Heinz.
Das Tropenhaus „Klein Eden“ ist damit ein Gemeinschaftsprojekt der Firma Heinz-Glas, Unterstützer:innen aus der Gemeinde und den Landkreisen sowie Wissenschaftler:innen der Universität Bayreuth und der Hochschule Weihenstephan.
So viel CO2 verbraucht der Transport von tropischen Früchten
1,7 Mio. Tonnen tropische Früchte importierte Deutschland im Jahr 2020. Der Großteil wird mit dem Schiff transportiert. Bei einer Reise von Brasilien bis Hamburg produziert ein Kilogramm Obst 0,7 Kilogramm CO2, mit dem Flugzeug sind es 11,6 Kilogramm.
Auch Papayas werden oft importiert. Um das zu reduzieren, führt der wissenschaftliche Leiter Ralf Schmitt gemeinsam mit Studierenden der Hochschule Weihenstephan ein Experiment durch. Sie pflanzen Papaya-Bäume in Töpfe – gefüllt mit Erde und gewaschener Kokosfaser – damit wollen die Wissenschaftler:innen herausfinden, was die richtige Pflege der Pflanzen ist.
Nicht alle Früchte ohne Probleme in Deutschland anbaubar
Zwei Tonnen verschiedene Tropenfrüchte konnten die Mitarbeiter:innen in einem Jahr bereits ernten. Aber dennoch ist es schwer alle tropischen Früchte in einem Tropenhaus in Deutschland anzubauen. Beispielsweise „eine Bananenplantage lebt halt auch einfach von der Fläche. Und dann ist der Anbau in den Tropen, wenn das alles gut läuft, wesentlich besser aufgehoben als bei uns“, erklärt Schmitt.
Utopia meint: Tropische Früchte mithilfe von überschüssiger Wärme regional anzubauen und so Transportwege zu sparen, klingt zunächst sinnvoll. Jedoch können solche Projekte die hohe Nachfrage nach Mangos, Papayas und Co. nicht vollständig decken. Deshalb sollten tropische Früchte ein seltener Genuss und heimische Früchte – aus Bio-Anbau oder wild gesammelt – die erste Wahl sein. Letztere bieten zudem Nahrung für heimische Insekten. Unser Saisonkalender zeigt dir, wann du welche Obstsorten aus heimischem Anbau essen kannst.
Die komplette Sendung über das Tropenhaus findest du hier.
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