Etwa so groß wie ein VW Bus, aber vermeintlich umweltfreundlich ist das neue „Monster“ von BMW: Der Plug-in-Hybrid Concept XM. Das Auto sorgte für heftige Kritik. Nun meldet sich der Hersteller zu Wort.
Auf der Kunstmesse Art Basel in Miami stellte BMW im letzten Dezember ein neues Modell seiner X-Reihe vor: Den BMW Concept XM. Das Auto hat einen Plug-in-Hybrid-Antrieb und soll damit laut BMW „den Weg für die Zukunft der Marke“ weisen. Nun starteten die Testfahrten mit dem Auto, das bereits Ende letzten Jahres kritisiert wurde. Nun macht BMW seinen Standpunkt klar.
Das kritisieren User:innen bei Twitter
Der BMW kam bei Kritiker:innen und in den sozialen Medien nicht gut an. Designprofessor Paolo Tumminelli reagiert mit Ablehnung. „Der Normalbürger wird erschreckt“, sagt er gegenüber Spiegel Online. NDR-Journalist Daniel Bröckerhoff twitterte: „BMW baut keine Autos mehr, sondern psychedelische, postapokalyptische Alpträume. Ein Clip wie ein schlechter Trip. Purer Horror.“
Ein weiterer Nutzer der Plattform schrieb: „Man kann @BMW eigentlich nur wünschen, dass die Kunden sie endlich für ihre Ignoranz der #Klimakrise & ihre mangelnde Bereitschaft zur Entwicklung von nachhaltigen Produkten & Lösungen abstraft. @BMW ist ein Treiber der #Klimakrise.“ Ein weiterer Twitter-User ist der Meinung: „So ein Monster darf niemals auf eine öffentliche Straße! 🤬 #BMW #SUV“
BMW und Experte verteidigen das Auto
„Wir waren uns durchaus bewusst, dass der XM polarisieren würde“, zitierte der Spiegel Sven Ritter, Projektleiter des XM. Weiter sagte er: „Solch ein Projekt geht nur mit einem eigenständigen Fahrzeug und einem provozierenden Design. Da müssen Sie gleich richtig einen raushauen.“ Zur Tatsache, dass es sich bei dem Fahrzeug um ein Plug-in-Hybrid und kein Elektroauto handele sagte Ritter beim Spiegel, die Kunden kämen von Hochleistungsverbrennern, da „können wir nicht gleich den kompletten Schritt zum Vollstromer machen“.
Vor allem den Kund:innen in den USA soll das Auto gefallen und – so spekulieren einige Automobil-Magazine – zugleich eine Konkurrenz zu Luxus-Modellen wie dem Lamborghini Urus oder dem Bentley Bentayga sein.
Das schlägt sich auch im Design wieder. Laut Lutz Fügener, Professor und Leiter Design und Mobilität an der Fachhochschule Hof, passe das Auto „perfekt in unsere Zeit“. Der deutsche Markt spiele kaum noch eine Rolle, um Einfluss auf die Generalrichtungen der Entwicklungen zu haben. BMW baut also das, was den Kund:innen gefällt, in den USA. Außerdem hätten Menschen immer mehr Geld, das sie für Luxusgüter ausgeben, zitierte der Spiegel Fügener, Dabei sei den meisten egal, wie klimaverträglich die Autos sind.
Der XM ist ein Plug-in-Hybrid
Der neue BMW soll um die 5,11 Meter lang, 2,20 Meter breit und 1,73 Meter hoch sein und ein Leergewicht von über 2,5 Tonnen haben.
Zum Vergleich: Ein VW Bus T6 ist 4,9 Meter lang, 1,9 Meter breit und 1,9 Meter hoch. Preise nennt BMW noch nicht, doch dürften diese deutlich im sechsstelligen Bereich starten.
Für den Antrieb setzt der Münchner Hersteller auf ein Plug-in-Konzept, das den Riesen aber gerade einmal 80 Kilometer (!) rein elektrisch fahren lassen soll. Dafür kombiniert BMW einen V8-Benzin-Motor mit einer – nach eigenen Angaben – „hoch performanten E-Maschine“ und stellt eine Systemleistung von 750 PS sowie bis zu 1.000 Nm Drehmoment in Aussicht. Die genauen Daten sowie die Fahrleistungen hat der Hersteller noch nicht bekannt gegeben.
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Utopia meint: Kein guter Schritt für die Verkehrswende
Auch wenn ähnliche Karossen längst über Deutschlands Straßen fahren: BMW beweist mit dem neuen Luxus-SUV erschreckend wenig Gespür für die Verantwortung der Autokonzerne in der Klimakrise. Während längst klar ist, dass nur mit kleineren, leichteren und emissionsarmen Fahrzeugen die dringend notwendige Mobilitätswende zu schaffen ist, wirft das Unternehmen ein Monster-Auto auf den Markt, das nicht einmal rein elektrisch betrieben wird. Der Plug-In-Hybrid soll dem neuen Modell offensichtlich einen vagen Anschein von Nachhaltigkeit geben – oder zumindest dafür sorgen, dass auf dem Papier Umweltauflagen eingehalten werden.
Dabei weisen Expert:innen immer wieder darauf hin, dass Plug-in-Hybride kein echter Fortschritt für die Verkehrswende sind, weil sie immer noch unnötig viele klimaschädliche Emissionen verursachen. Eine Studie stellte vergangenes Jahr sogar fest: Sie halten die angegebenen CO2-Werte oft nicht ein. Der konkrete Kraftstoffverbrauch und die Emissionswerte des BMW-Modells sind aber noch nicht bekannt.
Man kann den Concept XM also als echten Rückschritt sehen. Mit dem I3 hat BMW als erster der großen deutschen Autobauer gezeigt, dass man auch ein fortschrittliches, kleines und vollelektrisches Auto bauen kann.
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Elektroautos gelten als grüne Alternative zu Autos, die mit Benzin oder Diesel angetrieben werden. Sie sind lokal emissionsfrei, weil sie keine Abgase produzieren. Bei der Produktion und durch die Stromerzeugung gelangen dennoch (Ab-)Gase in die Luft. Um das zu vermeiden, müsstest du zu Ökostrom wechseln und das Auto immer zu Hause aufladen. Dennoch schneiden sie in der Gesamt-Ökobilanz deutlich besser ab als Verbrenner-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride. Hier erfährst du mehr dazu: Ökobilanz von Elektroautos: Wie nachhaltig sind E-Autos wirklich?.
Umweltfreundlicher als jedes (E-)Auto ist es aber immer noch, wann immer möglich mit Autofahrten zu vermeiden.
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