In der NDR-Sendung "Mein Nachmittag" begutachtete das Journalist:innen-Team verschiedene Fruchtsaftmischungen. Dabei fiel auf, dass einige der Säfte angepriesene Obstsorten nur zu einem Prozent enthalten.
Der NDR macht in seinem Bericht Verbraucher:innen darauf aufmerksam, dass einige Verpackungen oder Etiketten von Fruchtsaftmischungen irreführend wirken können. „Hersteller werben vorne auf dem Etikett mit Obst, das nur in geringen Mengen drin ist“, so der NDR. Die Hersteller nutzen in diesen Fällen den Ein-Prozent-Trick als Marketingstrategie: Sie betiteln Saftmischungen mit teuren, exotischen und begehrten Obstsorten, obwohl diese nur in geringen Mengen oder sogar nur zu einem Prozent im Saft vorkommen.
Beispielsweise lautet der Titel eines überprüften Safts „Orange-Mango-Ananas“, weiter unten steht in kleinerer Schrift „mit Banane und Apfel“. Doch laut der rückseitigen Zutatenliste enthält die Saftmischung nur 38 Prozent Orangensaft, lediglich ein Prozent Mangomark, neun Prozent Ananassaft – und hingegen 48 Prozent Apfelsaft und vier Prozent Bananenmark. Demnach müsste der Saft eigentlich „Apfel-Orange-Ananas mit Mango und Banane“ heißen.
Britta Gerckens von der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt dem NDR, dass der Ein-Prozent-Trick zwar dreist, aber rechtlich konform sei. Unrechtmäßig ist der Marketingtrick erst, wenn die Mango im Saft nicht zu schmecken ist.
Das Geschäft mit dem Saft
Wie im obigen Beispiel besteht der Großteil von deutschen Fruchtsaftmischungen gemäß dem NDR aus Apfelsaftkonzentrat. Das liegt daran, dass Äpfel in Deutschland in großen Mengen verfügbar sind und dass sie dadurch günstiger als beispielsweise Erdbeeren, Himbeeren oder gar Mango und Ananas sind.
Laut dem Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V. (VdF) haben die Deutschen im Jahr 2020 pro Kopf circa 30 Liter Fruchtsaft getrunken. Dabei bestanden leider 88 Prozent der Verpackungen aus Einweg, nur zwei Prozent davon mit Einwegpfand, und lediglich 12 Prozent der Fruchtsäfte gab es als Mehrweglösung zu kaufen. Der beliebteste Saft der Deutschen war 2020 laut dem VdF Orangensaft, gefolgt von Apfelsaft und Multivitaminsaft.
Täuschung der Hersteller umgehen
Das Team vom NDR empfiehlt Verbraucher:innen, nicht nur die Vorderseite und Betitelung von Fruchtsäften beim Kauf zu berücksichtigen, sondern auch die Zutatenliste durchzulesen. So können diese eine bewusste Entscheidung treffen und statt einer Fruchtsaftmischung vielleicht lieber eine einzelne Obstsorte oder Direktsaft nehmen.
Für mehr Unabhängigkeit von Herstellern und derartigen Marketingtricks lohnt es sich außerdem, Säfte aus regionalem Obst selbst herzustellen. Die folgenden Säfte beinhalten mit Sicherheit mehr als ein Prozent Fruchtgehalt und sind nachhaltiger als aus dem Supermarkt:
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