Alle zehn Jahre wird erhoben, wie Rinder, Hühner und Schweine von Landwirt:innen gehalten werden. Die Zahlen von 2020 zeigen vereinzelt Verbesserungen, machen aber auch klar, in welchen Verhältnissen der größte Teil der Nutztiere lebt.
Aldi hat Fleisch der Haltungsform 1 und 2 aus dem Sortiment verbannt und Kükentöten soll ab 2022 in Deutschland verboten werden. Man könnte denken, dass Tierschutz hierzulande gerade richtig ernst genommen wird. Die neusten Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen leider: Ganz so rasant schreitet die Veränderung nicht voran.
Landwirt:innen setzten am Erhebnungsdatum, dem 1. März 2020, großteils auf altbewährte Methoden zur Tieraufzucht:
- 83 Prozent der Rinder standen im Laufstall,
- 79 Prozent der Schweine wurden auf Vollspalten gehalten
- und zwei Drittel der Legehennen leben in Bodenhaltung.
Die Zahlen wurden im Rahmen der Landwirtschaftszählung erhoben, die alle zehn Jahre durchgeführt wird.
Rinder: Anbindehaltung geht zurück, aber auch der Zugang zu Weiden
Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl von Rindern, die in Anbindehaltung gehalten werden, stark zurückgegangen. Im Vergleich zu 2010 ist der Anteil um 62 Prozent gesunken. Doch noch immer sind viele Tiere davon betroffen: Auf etwa jedem zehnten Haltungsplatz – 1,1 Millionen von 11,5 Millionen – sind Rinder immer noch angebunden, so dass sie sich kaum bewegen können.
An die Stelle dieser Plätze treten verstärkt sogenannte Laufställe, die mehr Bewegung bieten sollen. Sie machten in der aktuellen Erhebung rund 83 Prozent der Kapazität aus. Laufställe stellen also eine Verbesserung zur Anbindehaltung dar. Jedoch hängt der Komfort der darin gehaltenen Tiere auch davon ab, wie viele Kühe im Stall gehalten werden und ob sie Zugang zu einer Weide haben.
Letzteres kommt viel zu selten vor: Laut Landwirtschaftszählung darf nicht einmal jedes dritte Rind auf der Weide grasen (31 Prozent). 2010 waren es noch 37 Prozent – die Zahl ist also zurückgegangen.
Schweine: Nur jedes hundertste Schwein hat Auslauf
Schweine werden zu 79 Prozent auf Vollspaltenboden gehalten – innerhalb der letzten zehn Jahre hat der Anteil dieser Haltungsform um zwölf Prozentpunkte zugenommen. Vollspaltenböden sind Betonböden mit Spalten, durch die Kot und Urin fallen. Nach Ansicht von Veterinärmediziner:innen und Tierschützer:innen kann diese Haltung unter anderem zu Gelenkproblemen führen.
Zurück ging hingegen der Anteil von Teilspaltenboden (17 Prozent), bei dem die Tiere auch Fress- und Liegezonen mit Stroh haben. Kaum noch verbreitet sind Boxen mit Tief- oder Einstreu (4 Prozent), während nur etwa jedes hundertste Schwein einen Auslauf hat.
Geflügel: Bodenhaltung bleibt Standard
In den zunehmend größeren Geflügelfarmen sind die Legehennen weiterhin zu etwa zwei Dritteln (65 Prozent) in Bodenhaltung. Dabei teilen sich in der Regel neun bis 18 Hennen einen Quadratmeter und leben in geschlossenen Ställen – teils auf mehreren Etagen.
Der Anteil der Freilandhaltung hat in den vergangenen zehn Jahren von 17 auf 31 Prozent zugenommen. Dabei werden die Hennen nicht in Käfigen gehalten, sondern in Ställen mit Auslauf. Doch die Ställe sind oft nicht besonders groß. Bis zu neun Hühner müssen sich einen Quadratmeter teilen. Bei Bio-Eiern dürfen es nicht mehr als sechs Tiere sein und es gibt strenge Regelungen bezüglich des Futters.
4 Prozent der Haltungsplätze für Legehennen waren in Käfighaltung (auch „Kleingruppenhaltung“) vorhanden, 2010 waren es noch 17 Prozent. Der Rückgang dürfte daran liegen, dass die Haltungsform verboten wurde, auch abgewandelte Formen soll es bald nicht mehr geben. Bei der Käfighaltung sind die Haltungsbedingungen bundesweit unterschiedlich geregelt. Die Standards sind aber teils weit niedriger als die oben genannten. Die Eier werden meist in Fertigprodukten verarbeitet.
Mehr Informationen: Bio-Eier, Freilandeier, Bodenhaltung – welche Eier soll ich kaufen?
Utopia meint: Wer Fleisch, Milch und Käse konsumiert, sollte stets hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Erzeuger-Tiere leben. Denn noch immer sind konventionelle und teils tierquälerische Haltungsformen Standard in landwirtschaftlichen Betrieben. Ein Umdenken findet zwar statt, doch dies geschieht langsamer, als es oft den Anschein hat.
Du willst die Ausbeutung von Tieren nicht mitfinanzieren? Dann konsumiere tierische Produkte nur in Maßen und achte auf Bio-Siegel wie Demeter, Naturland und Bioland – diese haben strengere Tierwohlkriterien als das EU-Biosiegel. Hier ein paar Tipps, die dir helfen werden, Tierisches mit Pflanzlichem zu ersetzen: 10 Tipps, um ein bisschen veganer zu werden und Weniger Fleisch essen: Die 5 besten Tipps aus unserer Community.
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