Vor der Klimakonferenz in Glasgow wird Bilanz gezogen: Eine neue Analyse hat geprüft, ob die verschärften Klimaziele noch dem Abkommen von Paris entsprechen. Nur ein Land befindet sich wenigstens annähernd auf einem 1,5-Grad-Weg.
Laut Pariser Klimaabkommen sollen Länder alle fünf Jahre ihrer Klimaziele verschärfen. Ein Analyseprojekt hat nun geprüft, wie viele Staaten bisher nachgebessert haben – und ob die Verschärfungen ausreichen, um die für das Jahr 2030 gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Laut Climate-Tracker-Analyst (CAT) würden mit den aktuellen Klimazielen 2030 doppelt so viele Treibhausgase ausgestoßen, wie das 1,5-Grad-Ziel von Paris vorsieht. Das sind in etwa 23 Gigatonnen CO2-Äquivalente zu viel. Dabei ist momentan nicht mal klar, ob die Länder die von ihnen gesteckten (also zu niedrigen) Ziele überhaupt erreichen.
CAT-Ranking: Gambia als Vorbild, deutsche Klimaziele sind „ungenügend“
Climate-Tracker-Analyst hat sich genauer angeschaut, wie einzelne Länder bei ihren Klimazielen nachbessern:
- 86 Länder haben bereits neue Klimaziele vorgelegt.
- Von diesen fallen die Ziele von 17 Ländern strenger aus als zuvor.
- 9 dieser Länder haben ihre Ziele nicht erhöht.
- Die neuen Ziele von 60 Ländern wurden bisher nicht von der Organisation analysiert.
Die EU zählt zu den Vertragspartnern, die bei den Klimazielen nachgebessert haben, zumindest in einigen Bereichen. Mit den Klimazielen von Paris seien sie trotzdem noch nicht vereinbar, aber es sei ein Schritt in die richtige Richtung.
Climate-Tracker-Analyst hat sich auch Deutschlands nachgebesserte Klimaziele angeschaut und als „ungenügend“ bewertet– das 1,5-Grad-Ziel lässt sich laut CAT damit nicht erreichen. Ein wichtiger Faktor ist laut Spiegel der späte Kohleausstieg 2038, sieben Jahre bevor das Land Klimaneutralität erreichen will.
Das Vereinigte Königreich schnitt mit „fast ausreichend“ ab, Länder wie China und Russland als „sehr ungenügend“ bis „kritisch ungenügend“. Die Kategorie „kompatibel mit dem 1,5-Grad-Abkommen von Paris“ belegt nur ein einziges Land: Gambia. Das Land hat einen sehr niedrigen Anteil an den globalen Emissionen (0,01 Prozent). Auch andere kleine Länder wie Costa Rica und Nepal schnitten gut im Ranking ab.
Nationen müssen Klimaanstrengungen verdoppeln
Nicht nur Climate-Tracker-Analyst beschäftigt sich mit den Klimazielen. Auch die Vereinten Nationen haben einen Klimabericht zu den Plänen der Staatengemeinschaft für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen vorgelegt. Und auch dieser barg keine guten Nachrichten: Eine Erwärmung um 2,7 Grad sei absehbar.
„Damit wird das vor sechs Jahren gemachte Versprechen gebrochen, das 1,5-Grad-Celsius-Ziel des Pariser Abkommens zu verfolgen“, sagte Guterres am Freitag in New York. Laut dem UN-Chef befindet sich die Welt hinsichtlich der Erderwärmung auf einem „katastrophalen Weg“.
Vom UN-Klimasekretariat hieß es dazu, dass die Nationen „ihre Klimaanstrengungen dringend verdoppeln müssen“, wenn sie einen globalen Temperaturanstieg über 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts verhindern wollen.
- Um das Ziel zu erreichen, müssten bis Ende dieses Jahrzehnts die Emissionen laut UN um 45 Prozent im Vergleich zu 2010 gesenkt werden.
- Die aktuellen Zahlen jedoch deuten darauf hin, dass die globalen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 um etwa 16 Prozent höher wären als 2010.
Eine Schlüsselrolle bei den Gegenmaßnahmen kommt dabei den G20-Ländern zu, die für 75 Prozent aller Emissionen verantwortlich sind – von diesen ist aber nur Großbritannien auf einem Pfad, der ungefähr für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels notwendig wäre.
Folgen der Klimakrise: Erde ist bereits um 1,2 Grad wärmer geworden
Expert:innen sind sich einig, dass sich bis 2030 weltweit viel mehr tun muss, wenn die Erderwärmung, wie 2015 von knapp 200 Staaten in Paris vereinbart, deutlich unter zwei Grad bleiben soll. Schon jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um rund 1,2 Grad erhitzt. Die Weltklimakonferenz in Glasgow im November gilt als wichtiger Meilenstein.
Die Folgen der Klimakrise sind bereits weltweit spürbar – dazu gehören etwa ein Anstieg der Meeresspiegel, ein höheres Risiko von Dürren, Hitzewellen, schweren Stürmen und Überschwemmungen, aber auch das Abschmelzen von Gletschern und der Eisflächen an den Polen oder das Absterben von Korallenriffen. Zuletzt hatte unter anderem Extremwetter in den USA weltweit für Aufsehen gesorgt.
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