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Reiseroute eines Fußballfans legt Billig-Flug-Irrsinn offen

Flugzeug co2 fußabdruck
Foto: CC0 / Pixabay / holzijue

Was als witzige Ankedote rüberkommt, ist ein strukturelles Problem: Der Brite James Jelly will ein Fußballspiel in London sehen. Auf der Suche nach der günstigsten Reiseoption, entscheidet er sich kurzerhand für einen Flug nach Spanien.

Eigentlich wollte der Brite James Jelly von Sunderland im Nordosten Englands für ein Fußballspiel ins südlich gelegene London, in den Stadtteil Wembley, reisen. Für die Inlandsstrecke, die mit Bus und Bahn laut Google Maps bis zu 6 Stunden dauern würde, hätte Jelly eigenen Angaben zufolge 83 Pfund (umgerechnet 97 Euro) bezahlen müssen – One Way. Die Rückreise ist, wie die BBC berichtet, ähnlich teuer.

Jelly war das zu kostspielig und die Zeit, die er auf der Straße oder Schiene verbracht hätte, zu lang. Deshalb suchte er online nach Flügen. Allerdings lag auch hier der Preis für einen One-Way-Flug in das von Wembley aus nahegelegene Gatwick, bei 161 Pfund. „Ich habe weiter geschaut, bis ich einen Flug nach Menorca für 23 Pfund (27 Euro, Anm. d. Red.) entdeckt habe“, erklärte der 33 Jahre alte Fußballfan der BBC.

Jellys Flug von Newcastle, dem Flughafen nahe Sunderland, nach Menorca kostet dem Bericht zufolge 12.50 Pfund, der Anschlussflug nach London-Stansted 10.50 Pfund. Die spanische Insel liegt ungefähr 2.500 Kilometer von Großbritannien entfernt. Zum Vergleich: Die Inlandsstrecke zwischen Sunderland, Jellys Ausgangspunkt, und dem Reiseziel Wembley beträgt 440 Kilometer.

„Ich wollte einfach nur den besten Deal“

Am Donnerstag will sich der 33-Jährige auf die Reise machen; eine Nacht auf der Urlaubsinsel verbringen, um dann am Samstag das Fußballspiel in Wembley zu schauen. Das Hostel auf Menorca kostet Jelly 28 Pfund, inklusive Frühstück. Alles in allem kommt er also mit seiner Hin- und Rückreise günstiger weg als mit Bus und Bahn. Seine Erfahrung teilte der Brite auf Twitter. Ein Screenshot der Reiseroute zeigt, dass er die Billig-Fluggesellschaft Ryan Air gewählt hat.

Angesprochen auf den ökologischen Abdruck seines Umwegs, entgegnete Jelly: „Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, wie umweltfreundlich mein Trip sein wird; der CO2-Fußabdruck ist nicht gut, aber ehrlicherweise wollte ich einfach nur den besten Deal“.

Utopia meint: Was auf den ersten Blick als lustige Anekdote rüberkommt, offenbart ein strukturelles Umweltproblem: Dadurch, dass Billig-Flüge schneller und deutlich günstiger sind als Bus- oder Bahnfahren, entscheiden sich Reisende wie Jelly für das Flugzeug und gegen die ökologisch verträglicheren Optionen. Das muss sich ändern, weshalb die Infrastruktur für Nah- und Fernreisen mittels Bus und Bahn schleunigst und flächendeckend ausgebaut werden sollte. Auch bezahlbar muss sie für die Reisenden sein. Eine weitere Stellschraube zur Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen ist die politische Regulierung bisheriger Billig-Flugangebote. So könnten Flugtickets nicht länger zu einem Preis unterhalb der Steuern, Zuschläge, Entgelte und Gebühren verkauft werden. Auf Seite der Verbraucher:innen ist es grundsätzlich ratsam, sich zu überlegen, welche Strecken aus welchen Gründen zwingend mit dem Flugzeug zurückgelegt werden müssen. Zudem ist der Ausgleich per CO2-Kompensation empfehlenswert, wie Utopia hier erklärt: CO2-Kompensation: Warum du nicht mehr ohne Ausgleich reisen solltest

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