Es soll noch ähnlicher schmecken wie Fleisch, und gleichzeitig soll kein Tier dafür sterben: Die Rügenwalder Mühle arbeitet an einem hybriden Fleischprodukt aus dem Labor. Bis zum Verkauf kann es jedoch noch eine Weile dauern.
Fleischalternativen sind für einige Menschen eine echte Alternative. Vor allem, weil sie dem Geschmack von Fleisch immer näher kommen. Die Rügenwalder Mühle hat dieses Jahr mehr vegane und vegetarische Produkte als Fleischwaren verkauft. Damit sieht sich das Unternehmen in einer Vorreiterrolle, die sie nun mit einer neuen Innovation wieder einmal klar machen möchten. Gemeinsam mit dem Start-Up Mirai Foods aus der Schweiz gab der Hersteller in einer Pressemitteilung bekannt, an einem hybriden Produkt aus pflanzlichen Proteinen und kultiviertem Rinderfett zu arbeiten.
Noch näher am Fleischgeschmack
In dem entstehenden Laborfleisch soll das bisher verwendete Kokosfett durch tierisches, kultiviertes Fett ersetzt werden. Dadurch soll der Geschmack des Produkts dem von Fleisch noch ähnlicher sein als die bisher bestehenden Fleischersatzprodukte. „Es ist das Fett in einem Burger, das den unverwechselbaren Geschmack nach gegrilltem Fleisch entwickelt. Dieser Geschmack ist mit pflanzlichen Fettalternativen bis heute nicht nachzustellen,“ sagt Patrick Bühr, Head of Research and Development bei der Rügenwalder Mühle.
Die Zielgruppe der Fleischalternative sollen Flexitarier:innen und Fleischliebhaber:innen sein, die „Wert auf nachhaltig produziertes Fleisch legen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Wie wird das hybride Fleisch hergestellt?
Für die Produktion des hybriden Fleischproduktes werden tierische Proteine und Fettzellen außerhalb des lebenden Tieres gezüchtet. Es stirbt also kein Tier, um dessen Fleisch zu verarbeiten. Dennoch werden zur Herstellung Zellen benötigt, die einem lebenden Spendertier durch eine Biopsie entnommen werden.
Bei der weiteren Entwicklung des Laborfleisches werden die entnommenen Muskel- und Fettstammzellen isoliert und auf einem Nährboden mit Aminosäuren, Kohlenhydraten und Fettsäuren vermehrt. Mit Hilfe einer Art Gerüst bilden sich aus dem Stammzellen Fett- und Muskelgewebe, das vereint zu einem Steak verarbeitet wird.
Für den Einsatz von kultiviertem Fleisch müssen laut der Rügenwalder Mühle in Deutschland und der EU noch die notwendigen Zulassungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Wir rechnen daher damit, dass unser Produkt frühestens 2025 auf den Markt kommen wird, wollen aber bereits heute mit der Entwicklung starten, damit wir bei einer Zulassung sofort handlungsfähig sind“, so Bühr.
Die Nachfrage nach veganen und vegetarischen Alternativen steigt
Der Trend zu veganen und vegetarischen Fleischersatzprodukten hält an. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 98.000 Tonnen pflanzliche Fleischalternativen hergestellt. Zeitgleich geht der Fleischkonsum in Deutschland zurück. Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung lag er im vergangenen Jahr bei 55 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Zehn Jahre zuvor waren es pro Person und Jahr noch 7,8 Kilogramm mehr gewesen.
Utopia meint: Im Gegensatz zu konventionellem Fleisch aus geschlachteten Tieren kann Laborfleisch eine tierfreundlichere Alternative darstellen. Allerdings werden für das Rügenwalder-Produkt weiterhin Tiere gebraucht, auch wenn es sich dabei nach Angaben des Unternehmens um Biopsien und nicht um Schlachtungen handelt. Inwiefern das Laborfleisch umwelt- und klimafreundlicher ist, bleibt offen, zumal die Herstellung von Laborfleisch in entsprechenden Inkubatoren bislang energieintensiv ist. Fest steht: Die reine Fleischindustrie, ist einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen, und eine treibende Kraft der Klimakrise.
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