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Schokolade ohne Kakao? Diese Startups halten das für eine gute Idee

Schokolade ohne Kakao
Foto: CC0 / Pixabay / AlexanderStein

Kakaoproduktion bedeutet oft Kinderarbeit und Umweltzerstörung. Kakaofreie Schokolade könnte das Problem mindern. Für den richtigen Geschmack kommen kreative Lösungen zum Einsatz.

Das britische Start-up WNWN Food Labs hat Ende Mai eine kakaofreie Schokolade auf den Markt gebracht. Die vegane Schokolade enthält weder Palmöl noch Koffein und soll wie normale Schokolade schmecken und schmelzen. Das junge Unternehmen möchte damit auf die Kehrseite der Kakaoproduktion aufmerksam machen, die auch das Kakao-Barometer 2020 beschreibt.

Anstelle von Kakao werden britische Gerste und italienisches Carob in der innovativen Schokolade verarbeitet. Bislang konnten experimentierfreudige Konsument:innen mit Glück über die Website etwas von der neuartigen Schokolade ergattern, denn diese war schnell ausverkauft. Ob und ab wann die Schokolade im Einzelhandel erhältlich sein wird, ist nicht bekannt.

Auch das Münchner Start-up Planet A Foods – vormals QOA – forscht an nachhaltiger kakaofreier Schokolade, die 2023 auf den Markt kommen soll. „Nocoa“ ist vegan und besteht aus natürlichen Zutaten. Hafer und Aprikosenkerne sollen die Grundlage der Schokolade bilden und fermentiert und geröstet das Aroma von Kakao imitieren. Die genaue Rezeptur bleibt jedoch geheim. Anfang August 2022 gibt es eine Pop-up-Eisdiele in München, wo du Nocoa erstmals in Form von Schokoeis probieren kannst. Planet A Foods möchte nach eigenen Angaben die Kakaolieferkette entlasten und damit unter anderem Kinderarbeit sowie die Abholzung des Regenwaldes minimieren.

Entlastung der Kakaolieferkette

Kakaofreie Schokolade könnte die Kakaolieferkette entlasten.
Kakaofreie Schokolade könnte die Kakaolieferkette entlasten.
(Foto: CC0 / Pixabay / eliasfalla)

Eine deutsche Person isst durchschnittlich neun Kilo Schokolade pro Jahr. Damit essen wir nach den Schweizer:innen am meisten Schokolade in Europa.

Der Schokoladenmarkt wird von einigen wenigen Großkonzernen dominiert, die die Schokolade aufgrund der hohen Nachfrage billig in den Industriestaaten verkaufen. Viele beliebte Süßigkeiten kommen zum Beispiel von Nestlé-Marken, und auch viele Marken von Unilever verkaufen Schokolade. Die Schokoladenbauern und –bäuerinnen, die häufig minderjährig sind, werden im konventionellen Anbau überwiegend schlecht entlohnt und leben häufig in Armut. Zudem sind sie schädlichen Pestiziden ausgesetzt und müssen mit gefährlichen Werkzeugen arbeiten. Das von TransFair e.V. vergebene Fairtrade-Cocoa-Siegel ist eine der Initiativen, die sich für ökologisch sowie sozial fairere Arbeits- und Anbaubedingungen einsetzt. Doch auch bei diesen Siegeln gibt es Lücken; So wird an Fairtrade-Cocoa in etwa kritisiert, dass die damit gehandelten Produkte nicht zu 100 Prozent aus fair gehandelten Zutaten bestehen müssen.

Durch den Klimawandel verringern sich die Ernteerträge in Westafrika, welches zu den Hauptanbaugebieten von Kakao zählt. Dies und die steigende Nachfrage führt dazu, dass neue Anbaugebiete durch Entwaldung geschaffen werden müssen. Zudem benötigt Kakao extrem viel Wasser. Ein Kilo Schokolade verbraucht laut Ökotest bis zu 10.000 Liter Wasser.

Kakaofreie Schokolade könnte für viele dieser Probleme eine Lösung sein, da sie die Kakaolieferkette entlasten würde.

Ist Schokolade ohne Kakao wirklich nachhaltiger?

Für die britische Schokolade ohne Kakao von WNWN dient Carob als Grundlage. Dieser ist im Vergleich zu Kakao definitiv eine nachhaltigere Alternative. Carob ist ein Pulver, welches aus den getrockneten Früchten des Johannisbrotbaums produziert wird. Johannisbrotbäume sind pflegeleicht und fruchten auch ohne Pestizide. Die Früchte werden zwar im konventionellen Anbau während der Lagerung mit Pestiziden behandelt, jedoch nicht Früchte aus ökologischem Anbau. Sie wachsen außerdem auch in Europa. So können lange Transportwege und die damit verbundenen CO₂-Emissionen verringert werden.

Auch Hafer und Aprikosen, die bei der Münchner Nocoa-Schokolade zum Einsatz kommen sollen, lassen sich regional und ökologisch anbauen. Beim Aprikosenkern kommt hinzu, dass es ein Abfallprodukt ist, das so neu genutzt werden kann, sodass Lebensmittelverschwendung vermieden wird.

Wenn die kakaofreie Schokolade vegan bleibt, ist sie ebenfalls nachhaltiger im Vergleich zu herkömmlichen Schokoladen. Durch den Verzicht auf tierische Produkte wie Milch und Sahne können die Hersteller:innen Tierleid verhindern und den ökologischen Fußabdruck ihres Produkts minimieren. Für kakaofreie Milchschokoladen könnte auf nachhaltige und pflanzliche Milch- und Sahnealternativen zurückgegriffen werden.

Ist das noch Schokolade?

Nicht alles darf als Schokolade bezeichnet werden.
Nicht alles darf als Schokolade bezeichnet werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures)

Offiziell handelt es sich bei den kakaofreien Schokoladen nicht um Schokolade. Nach der deutschen Kakaoverordnung muss eine Schokolade je nach Sorte einen gewissen Mindestanteil an Kakaotrockenmasse sowie Kakaobutter enthalten. Somit dürfen weder die eingangs vorgestellte britische noch die aus München stammenden Produkte offiziell als Schokolade bezeichnet werden – doch das ist eine Einschränkung, die bestimmt viele gerne in Kauf nehmen.

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