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Fairtrade-Schokolade: die wichtigsten Siegel

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Foto: Martin Villadsen, Robert Kneschke / stock.adobe.com

Fairtrade-Schokolade liegt im Trend, egal ob Weihnachten, Ostern oder bei Schokoladen-Geschenken. Doch wie erkennt man sie? Siegel helfen, die faire Schokolade im Sortiment zu finden. Doch es gibt auch Kritik an Fairtrade-Siegeln.

Kakao ist ein Milliardenmarkt: Laut Caobisco verarbeiten ihn über 12.000 Betriebe in Europa, zugleich exportierte die EU 2019 Schokoladenprodukte im Wert von 10 Milliarden Euro, der Jahresumsatz beträgt fast 43 Milliarden Euro. Von so einem großen Markt wollen viele ein Stück abhaben. Doch die 14 Millionen Kakaobauern – darunter Hunderttausende von Minderjährigen – sehen von den Milliarden nur Krumen.

Fairtrade-Schokolade gibt es in vielfältiger Form
Fairtrade-Schokolade gibt es in vielfältiger Form (Foto: gepa, Rapunzel, zotter)

Das Cocoa Barometer nennt regelmäßig Gründe:

  • In den konsumierenden Industriestaaten wird Schokolade meist viel zu billig verkauft, um sie nachhaltig und fair produzieren zu können.
  • Einige wenige Konzerne dominieren den Markt, allen voran Mars (Balisto, Bounty, Mars, Milky Way, Snickers, Twix), Nestlé (Kitkat, Lion, Nuts, Smarties, Yes), Ferrero (kinder, Duplo, Hanuta, Nutella) und Mondelēz (Milka, Toblerone, Côte d’Or).
  • In den Konzernen konzentriert sich die Macht. Sie drängen auf niedrige Preise, was die Erlöse bei den Farmer:innen schmälert und daher am Ende die Anbaubedingungen verschlechtert.

Das aktuelle Kakao-Barometer von 2022 (PDF) belegt, dass die weit verbreitete Armut von Kakaobauern und -bäuerinnen fortbesteht, ausbeuterische Kinderarbeit zugenommen hat, unter anderem begünstigt durch die Pandemie und durch steigende Lebenshaltungskosten. Auch die Entwaldung schreitet laut Kako-Barometer voran. Seit nunmehr 20 Jahren habe sich wenig getan. „Damit Kakao wirklich nachhaltig wird,- also damit Kakao-anbauende Haushalte ein lebenswertes Einkommen erhalten, damit die Natur geschützt wird und gedeiht, und damit alle Rechte (auch die der Kinder, Frauen und marginalisierten Gruppen) geschützt werden -, ist echte Veränderung notwendig. Ein systemischer Wandel“, wie es im aktuellen Kakao-Barometer heißt.

„Solange die Schokoladenindustrie nicht bereit ist, höhere Kakaopreise zu bezahlen, lassen sich Armut und Menschenrechtsverletzungen in der Kakaolieferkette nicht beenden“, so Evelyn Bahn vom INKOTA-Netzwerk bereits in früheren Jahren (anlässlich des Kakao-Barometers 2020). „Fairen Kakao wird es nicht zum Nulltarif geben. Es ist an der Zeit, dass die Akteure im Kakaosektor anerkennen, dass Projekte zur Steigerung von Ernteerträgen und Diversifizierung nicht ausreichen.“ Das gilt auch heute noch.

Doch Schokolade einfach zu verdammen bringt niemanden weiter. Der Durchschnittsdeutsche verdrückt pro Jahr und Kopf knapp zehn Kilo Schokolade – daran wird sich so schnell nichts ändern. Schön wäre aber, wenn Konsumenten ihr Einkaufsverhalten ändern würden: Die Schokolade also nicht bei den genannten Konzernen einkaufen, sondern bei kleinen Anbietern, die Bio- oder Fair-Trade-Siegel tragen.

Die beste Fairtrade-Schokolade

Fair-Trade-Schokolade: die wichtigsten Siegel

Die auch außerhalb von Bioläden häufigsten Siegel für faire Schokolade sind:

  • Fairtrade, inzwischen in in zwei Varianten zu sehen: Als klassisches Fairtrade-Siegel (fast alle Zutaten sind fair gehandelt) oder als Fairtrade Cocoa (nur der Kakao muss fair gehandelt sein). Typisch auf Schokoladen im Bio-Markt oder Weltladen, aber auch in Supermärkten oder Discountern mit „guten Regalen„. Meist (aber keineswegs immer) etwas teurer. Häufig auch Bio und besser. Beispiele: Die Gute Schokolade bzw. Die Gute Bio-Schokolade (ca. 1 Euro in diversen Supermärkten).
  • GEPA / GEPA fair +: Seltenes, aber gutes Zeichen und keineswegs übertrieben teuer. Zum Beispiel im GEPA-Webshop: Bio Vollmilchschokolade Mascobado, ca. 1,99 Euro (100 Gramm), Bio Fleur de Sel Noir, ca. 2,49 Euro (100 Gramm).

Kein Siegel für faire Schokolade:

  • UTZ: Häufig zu findendes Siegel für minimale Nachhaltigkeit und mehr ökonomische Effizienz (nicht aber fairen Handel) auf Discounter-Schokolade, auch Aldi, Edeka, Lidl, Penny haben sie.
  • Rainforest Alliance: Bei Kakao eher seltenes Siegel, das ebenfalls vor allem ökonomische Nachhaltigkeit im Auge hat.
  • Rainforest Alliance und UTZ haben sich zusammengetan und wollen ab 2021 gemeinsame, neue Kriterien einhalten. Auch in der Eigendarstellung behaupten diese Siegel nicht mehr, „fairen Handel“ zu unterstützen.

Achte beim Einkauf auf diese Siegel. Jedes davon ist besser als Nichts. Utopia empfiehlt dir aber ausdrücklich Fairtrade, Fairtrade Cocoa, GEPA fair+.

Namhaft und erfolgreich: Fairtrade

Siegel Fairtrade TransFair e.V. für Fairtrade-Schokolade
Das Siegel für Fairen Handel (Siegel Fairtrade © TransFair e.V.)

Das Fairtrade-Siegel steht für bessere soziale Bedingungen, verbietet ausbeuterische Kinderarbeit und den Einsatz einiger Chemikalien und unterstützt eine nachhaltige Produktion.

Das Fairtrade-Siegel sichert Mindestpreise zu und zahlt Prämien zur Förderung von Gemeinschaftsprojekten. Die Fairtrade-Sozialstandards gelten gemeinhin als deutlich strenger als die von UTZ / Rainforest Alliance.

Für Mischprodukte (also auch Fairtrade-Schokolade) mit dem Fairtrade-Siegel gilt: Alle Zutaten, die es Fairtrade-zertifiziert gibt, müssen auch vollständig nach Fairtrade-Standards gehandelt worden sein (Bsp. Schokolade: Kakao, Zucker, Vanille). Der Fairtrade-Gesamtanteil am Endprodukt muss mindestens 20 Prozent betragen.

Davon getrennt zu betrachten ist Fairtrade Cocoa: Hier muss nur die Schokolade fair sein.

Utopia meint: Das wichtigste Siegel für Fairtrade-Schokolade, auch weil es weit verbreitet und daher für jede:n Konsument:in zu haben ist. Ein Muss.

Streng und ohne Mengenausgleich: GEPA

Gepa-Zeichen für Fair-Trade-Schokolade
Gepa-Zeichen für Fair-Trade-Schokolade (Siegel: GEPA)

Das Handelshaus GEPA setzt strenge Sozialstandards, verbietet Kinderarbeit, arbeitet direkt und langfristig mit verschiedenen, demokratisch organisierten Kleinbauerngenossenschaften zusammen und fördert diese.

Ganz allgemein versucht GEPA über andere faire Handels-Richtlinien hinaus zu gehen. 70 Prozent der Mischprodukte – und damit auch der Schokolade – enthalten über 75 Prozent fair gehandelte Zutaten, GEPA strebt hier 100 Prozent an. 75 Prozent stammen aus Bio-Anbau.

Zugleich versucht GEPA, auch in westlichen Ländern produzierte Bestandteile wie Milch nach fairen Kriterien zu erwerben. Ein Mengenausgleich (siehe unten) findet anders als bei den anderen Zertifizierungs-Systemen nicht statt, weswegen Fairtrade-Schokolade mit GEPA-Label oder Gepa-fair+-Zeichen vielen als die beste Wahl gilt.

Utopia meint: Eines der strengsten Siegel für faire Schokolade und daher ein echter Favorit. Aber eben leider nicht überall zu kriegen. Tipp: Weltläden oder GEPA-Webshop.

UTZ Certified / Rainforest Alliance Certified

UTZ setzte in der Vergangenheit vor allem auf Rückverfolgbarkeit, zu den Kriterien gehören sowohl Sozial- als auch Umwelt-Bedingungen, etwa maßvoller Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden (Bio-Strenge erreicht das indes nicht), Unterkünfte und medizinische Versorgung für Plantagenarbeiter und auch die Vermeidung von Kinderarbeit durch Mindestalter gemäß ILO-Konventionen. Man sollte UTZ eher als Produktivitätssteigerungsprogramm betrachten, weniger als „Fair-Trade-Siegel“. Lies dazu auch Stiftung Warentest: Welchem Siegel für Nachhaltigkeit kannst du trauen?
Utopia meint: Echte „Fairtrade-Schokolade“ ist Naschwerk mit UTZ-Zeichen noch nicht. Aber UTZ ist eben auch besser als nichts.

Bei Rainforest Alliance sollten fast 100 weiche (und 15 harte) Kriterien die Kakaoproduktion umweltschonender und wirtschaftlicher machen. Statt verbotener Pestizide sollten nur erlaubte eingesetzt werden, und an solchen Kriterien sah man auch schon, warum RA zuweilen kritisiert wurde. Auffällig auch, dass das Siegel verdächtig oft bei Unternehmen auftaucht, die man nicht ausdrücklich (oder gar nicht) mit Nachhaltigkeit oder Fairness verbindet, etwa McDonalds oder Discounter. 2016 wurde starke Kritik durch Oxfam laut (Oxfam-Studie: „Süße Früchte, bittere Wahrheit„, RA-Stellungnahme hier).
Utopia meint: Kein Siegel, das uns für faire Schokolade überzeugend wichtig ist.

Am 30. Juni 2021 ging ein neues Programm mit aussagekräftigeren und wirkungsvolleren Kriterien und Messinstrumenten an den Start, das mehrere Kern-Innovationen beinhaltet. Dieses neue Programm ersetzte ab Mitte 2021 die bestehenden Zertifizierungsprogramme von Rainforest Alliance und UTZ.

Spezielle Siegel für Fairtrade-Schokolade

Rapunzel Hand in Hand

Fair Trade Schokolade kann auch das Rapunzel Hand in Hand Siegel haben
Rapunzel Hand in Hand (Siegel: Rapunzel Hand in Hand)

Das Hand-in-Hand-Emblem des Bio-Pioniers Rapunzel Naturkost (im Bio- und Naturkosthandel leicht zu finden) steht unter anderem für langfristige Handelsbeziehungen, garantierte Abnahmemengen und Mindestpreise, faire Entlohnung über Weltmarktpreise, Vorfinanzierungsmöglichkeiten und ein Verbot von Kinderarbeit.

Um das Siegel zu tragen, muss die Fairtrade-Schokolade über 50 Prozent Rohstoffe enthalten, die aus dem Hand-in-Hand-Programm kommen. Das Siegel stellt auch sicher, dass zu 100 Prozent Bio-Bestandteile enthalten sind. Etwas problematisch ist, dass Rapunzel damit seinen eigenen Produkten bescheinigt, fair gehandelt zu sein. Allerdings genießt Rapunzel generell einen guten Ruf (hat zum Beispiel 1988 die erste Bio-Schokolade überhaupt herausgebracht) und setzt sich mit Kritik immer wieder konstruktiv auseinander.

Rewe Pro Planet

Pro Planet ist ein Siegel der Rewe-Gruppe (Rewe, Penny, toom, nahkauf). Das Pro-Planet-Programm identifiziert ausgesuchte Problembereiche bei allen Arten von Produktionen, bei Pro Planet „Hot Spots“ genannt. Nach Machbarkeitsanalysen versucht man, gezielt diese Probleme zu beheben oder zu verbessern. Das Siegel macht zum Beispiel kenntlich, ob Artenschutz betrieben oder der Wasserverbrauch reduziert wurde. Problem: Auch hier zertifiziert sich das Unternehmen selbst.

Pro Planet gilt aber als durchaus anspruchsvolles Programm, im Beirat sitzt zum Beispiel auch ein Vertreter des um Kakao bemühten Südwind Instituts. Pro Planet kann also die bessere Wahl zu einem Produkt ohne Siegel sein. Dass auch ausdrückliche Billig-Marken wie „Ja!“ dieses Siegel tragen, gefällt allerdings sicher nicht allen Kund:innen. Es gibt aber auch Pro-Planet-Produkte, die zusätzlich ein Fairtrade-Siegel haben.

Naturland Fair

Bei Fairtrade-Schokolade noch selten zu finden, aber spannend ist ein Naturland-Fair-Siegel. Es steht einerseits für Bio-Richtlinien von Naturland, andererseits für faire Zutaten auch jenseits von Kakao. So ist ja auch die Milch in der Schokolade problematisch, weil die EU-Milchbauern unter immensem Preisdruck stehen. Bei fairer Schokolade mit Naturland-Fair-Siegel ist auch die Milch fair eingekauft.

Worauf du bei Schokolade noch achten kannst

Siegel: EU Bio
Siegel: EU Bio (Siegel: EU)
  • Das Bio-EU-Siegel setzt zwar keine sozialen Standards, berücksichtigt aber nachhaltige Aspekte (Dünger, Schädlingsbekämpfung, Fruchtwechsel). Mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe kommen aus kontrolliert ökologischem Anbau (aufs Sternchen bei Zutaten wie Kakaobutter und Kakaomasse achten!). Weil Bio zahlreiche Pestizide verbietet, haben am Ende auch die Arbeiter vor Ort etwas davon.
  • Die weniger verbreiteten Siegel der Bio-Anbauverbände sind zumindest unter ökologischen Gesichtspunkten noch sinnvoller als EU-Bio, weil sie strengere Anbau- und Verarbeitungsstandards setzen. Die Naturland-Fair-Zertifizierung für Schokolade verbindet zum Beispiel Fairtrade-Kakao mit Naturland-Bio-Milch. Schokolade von Pacari ist zum Beispiel Demeter-zertifiziert.

Ausgesuchte Hersteller sind auch ohne Siegel um Nachhaltigkeit bemüht.

  • Anbieter wie Fairafric,  Madecasse oder Original Beans arbeiten direkt mit Erzeuger-Kooperativen zusammen („Direct Trade“).
  • Bei Once upon a bean gibt es fair gehandelte Bean-to-bar-Schokolade.
  • Lindt betreibt aber nach eigenen Angaben eigene Programme, kontrolliert seine Lieferkette und fördert Nachhaltigkeit über Projekte wie Source Trust.
  • Ritter Sport hat ein Programm namens Cacaonica: Es hilft nicaraguanischen Bauern, durch eine Professionalisierung des Kakaoanbaus die Qualität zu optimieren und so gute Preise für ihren Kakao zu erzielen. Das Südwind-Institut bescheinigt dem Cacaonica-Programm positive Wirkung (PDF).

Kritik an Fairtrade-Siegeln

Immer wieder hagelt es Kritik an Fairtrade-Siegeln. Aber Vorsicht: Hier sind viele Interessen im Spiel. Denn für Mainstream-Medien ist es natürlich eine gute Story, zertifizierte Plantagen zu finden, in denen Einzelfälle von Missständen aufgefallen sind – viel schwerer zu vermitteln ist hingegen die komplexe Geschichte von Fairtrade bei Schokolade, von Kontrollen, die zwangsläufig nur stichprobenartig stattfinden können (sonst wäre die Schokolade nicht mehr bezahlbar), von der politischen Lage vor Ort (die komplex ist und oft in keiner Weise mit unserem Rechtsstaat vergleichbar).

Vor allem UTZ und Rainforest Alliance wird regelmäßig vorgehalten, ihre Kriterien seien zu lax und sie würden keine Mindestpreisgarantien geben. Beide belegen ihrerseits, dass auch ihre Zertifizierungen das Einkommen der Bauern erhöhen. Allerdings kann man sich bei der Lektüre der Richtlinien eines gewissen Unbehagens nicht erwehren, dass UTZ und Rainforest Alliance vor allem Effizienz- und Qualitätssteigerungen im Sinn haben, es ihnen also weniger um Fairness geht als darum, höhere Wettbewerbsfähigkeit herbeizuführen.

Selbst das renommierte Fairtrade-Siegel erntet immer wieder mal Kritik. Dass beispielsweise der Mindestanteil enthaltenen Fairtrade-Kakaos bei Mischprodukten wie Schokolade auf 20 Prozent gesenkt wurde, gefiel nicht jedem. Zugleich erlaubt aber genau das den Fairtrade-Produkten, den Preis für viele Konsument:innen erreichbar zu halten, im Markt viel präsenter zu sein und die gesamte Problematik mehr ins Bewusstsein der Konsument:innen zu rücken.

Mengenausgleich in der Kritik

Ebenfalls in der Kritik steht der Mengenausgleich, zum Beispiel bei UTZ, Rainforest Alliance und Fairtrade.

Der Mengenausgleich funktioniert so:

  • Der Hersteller kauft zertifizierten Kakao, die für (zum Beispiel) 100 Tafeln Schokolade reicht. Er verarbeitet diese Schokolade aber in 1000 Tafeln, sprich: rein rechnerisch kommt die Schokolade für 900 Tafeln aus unfairem Handel.
  • Das Siegel verpflichtet den Hersteller aber, nicht mehr als eben diese 100 Tafeln mit dem Siegel zu kennzeichnen. Unterm Strich wird also keineswegs geschwindelt!
  • Und doch können Kund:innen bei der einzelnen Tafel nicht wissen, ob genau die gekaufte nun „gesiegelt“ ist oder nicht.

Von den vorgenannten Organisationen sichert nur GEPA das physische Vorhandensein des zertifizierten Kakaos in jeder Tafel Schokolade zu.

Allerdings argumentieren die anderen Organisationen, dass nur mit der durch den Mengenausgleich möglichen Flexibilität fairer Handel im großen Maßstab möglich sei. Andererseits sehen viele schon die bloße Existenz von Siegeln auf Discounter-Waren kritisch. Obendrein existiert eigentlich ein Zuviel an Siegeln – denn natürlich kosten auch Kontrollen, Werbung, Websites und die Zertifizierungen selbst Geld, das den Kleinbäuer:innen auch dann fehlt, wenn sie die Zertifizierung nicht selbst zahlen müssen. Seltener wird kritisiert, dass die verschiedenen Programme unsere soziale und politische Haltung in andere Länder zu exportieren versuchten.

Bei aller Kritik an den verschiedenen Siegeln muss man sich eines klarmachen: Wer fair-zertifizierte Produkte kauft, macht nichts falsch. Falsch handelt nur, wer zu Schokolade von Herstellern greift, die sich nicht um sozialere, gesündere und nachhaltigere Produktionsbedingungen bemühen.

Außerdem sollte man sich außerdem vor Augen führen, dass es der deutsche Einzelhandel ist, der an den Produkten mit am meisten verdient, an fairen wie unfairen. Sie wären weitaus mehr zu kritisieren, denn ihre Bemühungen erschöpfen sich bis heute allein darin, „auch“ eine faire Schokolade ins Regal zu stellen.

Fairtrade-Schokolade: Es tut sich was

Niemand sollte sich einreden, er könnte mit dem Verzehr von Fairtrade-Schokolade Ausbeutung und Kinderarbeit komplett verhindern oder einen Mehrpreis zahlen, der durch mehrere Verarbeitungsschritte hindurch am Ende vollständig die Bauern erreicht. Hilfreicher ist es, den Kauf fairer Schokolade als Beitrag zu betrachten, um mittelfristig bessere soziale, ökonomische und ökologische Produktionsbedingungen zu schaffen.

Über unvollkommene Zertifizierungsprogramme zu Veränderungen beizutragen ist definitiv besser, als die Hände in den Schoß zu legen. Erste Veränderungen zeigen sich schon: Der Anteil zertifizierter Schokolade (oder zumindest als nachhaltig gelabelter Schokolade) ist laut cocoabarometer.org bereits auf knapp mindestens ein Drittel gestiegen, wenn nicht sogar auf mehr als die Hälfte. Dabei gilt aber: Als „nachhaltiger Kakao“ gelabelter Kakao ist nicht gleichzusetzten mit „zertifiziertem Kakao“, bei dem Kriterien angesetzt werden und Prüfmechanismen gelten. Eigene „Nachhaltigkeitslabels“ von Herstellern und Konzernen gewährleisten dies nicht (in der Güte). Wir als Kund:innen im Ladengeschäft sollten deshalb schon heute auf die entsprechenden Siegel achten, um echte Veränderung zu erwirken, die möglichst transparent und überprüfbar ist.

Die beste Fairtrade-Schokolade

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Weiterlesen auf Utopia.de:

Info-Links: cocoabarometer.org, Caobisco, Madecasse-Schokolade, Fairtrade-Standard für Kakao, GEPA-Schokolade, ILO-Konventionen, Make Chocolate Fair (Kampagne), Original-Beans-Schokolade, Pacari-Schokolade, ProPlanet und Kakao  Rainforest Alliance und Kakao, Rapunzel Hand-in-Hand, Source Trust, UTZ für Kakao

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