Pflanzliche Brotaufstriche sind nicht nur für Veganer eine leckere Alternative zu Käse oder Wurst. Es gibt sie längst in unzähligen Varianten und quasi in jedem Supermarkt zu kaufen. Doch nun hat Öko-Test festgestellt: Viele Produkte enthalten Mineralölrückstände und andere bedenkliche Schadstoffe.
Sechs von 22 veganen Brotaufstrichen schnitten bei Öko-Test mit mangelhaft oder ungenügend ab. In 17 Produkten fanden die Tester Mineralölbestandteile – auch in einigen beliebten Bio-Produkten.
Immerhin: Über die Hälfte der untersuchten Aufstriche bekam von Öko-Test ein „sehr gut“ oder „gut“, darunter zum Beispiel Produkte der Bio-Eigenmarken von Norma, Aldi Süd und Kaufland, Alnatura, Basic und Allos.
Viele Brotaufstriche sind fett- und kalorienreich
Als Grundlage für die Aufstriche dienen meist Sonnenblumenkerne und pflanzliches Öl. Manche Produkte sind dabei nicht weniger kalorienreich als Käse oder Wurst: Bis zu 35 Prozent Fett enthalten manche Brotaufstriche, über 300 Kilokalorien pro 100 Gramm.
Besonders fett- und kalorienreich sind zum Beispiel die Alnatura Streichcreme Toskana, der Bio Veggie Aufstrich Paprika-Zucchini-Tomate (Aldi Süd) und der Naturgut Bio-Brotaufstrich Tomate-Zucchini (Penny).
Andere Hersteller machen es besser: Ihre Aufstriche kommen mit unter 200 Kilokalorien und unter 20 Gramm Fett pro 100 Gramm aus.
Fettschadstoffe in allen Produkten
Die Hersteller setzen in ihren Brotaufstrichen vor allem raffinierte Pflanzenöle ein, meistens Sonnenblumenöl. Nur noch zwei der getesteten Produkte verwendeten das umstrittene Palmöl als Basis (Rewe Bio Streichcreme Tomate-Basilikum, Granovita Tomate-Rucola Pastete).
Doch alle raffinierten Pflanzenfette können mit Schadstoffen wie 3-MCPD- und Glycidyl-Fettsäureester belastet sein. Diese spalten sich im Körper in 3-MCPD und Glycidol auf, schreibt Öko-Test. Ersteres habe in Tierversuchen zu Schädigungen der Nieren, Hoden und Brustdrüsen geführt, Glycidol sei als krebserregend und genotoxisch eingestuft.
Spuren von Fettschadstoffen sind laut Öko-Test in allen untersuchten Produkten enthalten. Erhöht waren sie im Test bei den Produkten von Rewe Bio (Streichcreme Tomate-Basilikum), Zwergenwiese („Arrabitom“) und Granovita (Tomate-Rucola). Sie schnitten deshalb nur mit „befriedigend“, „ausreichend“ und „ungenügend“ ab.
Die beliebte Marke Zwergenwiese hat sich auf Facebook bereits zum enttäuschenden Testergebnis geäußert: „Wir haben bereits weitere Untersuchungen der betroffenen Charge in Auftrag gegeben, um in akribischer Detektivarbeit die Quelle für den Eintrag zu finden.“
Mineralölbestandteile in drei Viertel der Aufstriche
Ein weiterer Risikofaktor in Brotaufstrichen: Öko-Test fand in auffällig vielen Produkten Rückstände von gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) und/oder aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH). MOSH reichern sich im Körper an und könnten die Organe schädigen, MOAH stehen im Verdacht, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Wie die Mineralölbestandteile in die Brotaufstriche gelangen, ist unklar.
In 17 von 22 getesteten Produkten stieß Öko-Test auf Mineralölbestandteile, in sieben Produkten waren die Werte stark erhöht: In der Granovita Pastete, der Dm Bio Pastete Tomate, dem Tomate-Kräuter-Aufstrich von Edeka Bio, der „Brotzeit Tomate“ von Tartex, der EnerBio Paprika-Chili Pflanzliche Paste (Rossmann), dem Naturgut Bio-Brotaufstrich Tomate-Zucchini (Penny) und der Bio Primo Gourmet Pastete Kräuter (Müller).
Die Produkte von Bio Primo, DM Bio, EnerBio und Tartex enthielten neben MOSH auch die potenziell krebserregenden MOAH.
Von den sieben stark mit Mineralöl belasteten Aufstrichen fielen sechs mit mangelhaft oder ungenügend durch – lediglich das Naturgut-Produkt schaffte ein befriedigend.
Frei von Mineralölbestandteilen sind Öko-Test zufolge nur die Produkte von Bio Sonne (Norma), Campo Verde, Dennree, NA Bio und Rewe Bio. Letzteres enthält aber Fettschadstoffe (s.o.).
Hefeextrakt nur in einem Produkt
Hefeextrakt gilt als versteckter Geschmacksverstärker und ist als Inhaltsstoff – insbesondere in Bio-Produkten – umstritten. Die meisten Hersteller verzichten darauf. Laut Öko-Test steht bei keinem der 21 Bio-Produkte Hefeextrakt auf der Zutatenliste, nur das einzige konventionelle Produkt, die Pastete von Granovita, half mit Hefeextrakt nach. Da er außerdem Fettschadstoffe und Mineralölbestandteile enthält, fiel der Aufstrich mit „ungenügend“ durch.
Ungesunde Verpackungen
Ein Problem, das Öko-Test zwar nennt, aber nicht als Mangel abwertet sind die Verpackungen der Brotaufstriche: 13 der 22 Produkte enthielten PVC, PVDC oder chlorierte Verbindungen im Deckel; Stoffe, aus denen theoretisch Weichmacher in das Lebensmittel übergehen könnten. Allerdings fand das Verbrauchermagazin bei der Laboruntersuchungen in den Brotaufstrichen keine Weichmacher.
Den ganzen Test findest du in der neuesten Ausgabe von Öko-Test (05/2017) oder online auf oekotest.de.
Die Zeitschrift „Öko-Test“ kannst du auch bei KioskPresse** bestellen.
Utopia meint: Vegane und vegetarische Brotaufstriche bleiben eine sinnvolle und leckere Alternative für die Brotzeit. Allerdings sollte man nicht erwarten, dass sie viel gesünder sind als Käse oder Wurst: Sie können genauso fett- oder kalorienreich sein. Immerhin 13 von 22 getesteten Produkten fand Öko-Test gut bzw. sehr gut – teils trotz Mineralölbestandteilen. Diese Rückstände sollten die Hersteller in Zukunft unbedingt versuchen zu vermeiden. Tendenziell scheint es für die eigene Gesundheit immer noch sicherer, möglichst hochwertige Bio-Produkte zu kaufen.
Hier findest du viele Tipps zum Kauf von pflanzlichen Brotaufstrichen.
Wer nun verunsichert oder einfach nur experimentierfreudig ist, kann einfach mal versuchen, Brotaufstriche selber zu machen – das geht ganz leicht.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Unendlich viele vegane Aufstriche aus nur 2 Zutaten selber machen
- Die 5 dreistesten Gesundheitslügen im Supermarkt
- Avocado: wichtige Fakten zum problematischen Superfood
War dieser Artikel interessant?