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Ökologische Zeitbomben: Uno warnt vor 5 unterschätzten Umweltgefahren

Ökologische Zeitbomben Uno Umweltgefahren
Fotos: CC0 / Public Domain Pixabay - ekamelev / saslonch

Die Vereinten Nationen haben einen alarmierenden Report vorgelegt: Aufgrund des Klimawandels erwarten uns demnach fünf große Ökoprobleme, die manch einem noch nicht bewusst sind – darunter auch falsche Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Die Temperaturen und der Meeresspiegel steigen, Lebensräume werden zerstört und Tierarten sterben aus: Diese gravierenden Folgen des Klimawandels sind den meisten Menschen wohl bekannt. Jetzt macht der Bericht „Frontiers 2018/19“ der Umweltbehörde Unep (United Nations Environment Programme) auf globale Risiken aufmerksam, die nach Meinung der Experten zu wenig Beachtung finden – und auf die daraus resultierenden Ökoprobleme, denen wir uns wohl in Zukunft stellen müssen.

1. Die Gefahren der synthetischen Biologie

Die Möglichkeit, Organismen gentechnisch zu verändern, steht im Fokus vieler Wissenschaftler. Der Fortschritt im Bereich der Genmanipulation sorgt auch in der Öffentlichkeit für Aufsehen und ist umstritten: Durch die sogenannte CRISPR/Cas-Methode funktioniert Gentechnik heute so gezielt wie nie zuvor. Mit dem Verfahren ist es heute möglich, DNA an nahezu jeder beliebigen Stelle präzise zu zerschneiden. Dort können dann andere Gene eingepflanzt werden.

Zwar weist der der Report auch auf die Chancen dieser Entwicklung hin, etwa die Bewahrung bestimmter Arten vor der Ausrottung oder die Bekämpfung von Krankheiten – genetisch veränderte Mücken konnten zum Beispiel bereits die Ausbreitung von Malaria eindämmen. Doch Lebewesen mit veränderter DNA freizusetzen, kann wilde Spezies unter Umständen dauerhaft verändern, ohne dass wir dies kontrollieren können. Neben den ethischen Fragen hinter dieser Technologie bestünde auch die konkrete Gefahr, dass sie von Terroristen missbraucht wird, um Ernten zu zerstören oder harmlose Organismen in Biowaffen zu verwandeln.

2. Die Bedrohung von zusammenhängenden Lebensräumen

Ein Schlüssel zum Schutz der Artenvielfalt ist, die komplexen Ökosysteme zu erhalten, die sich zum Teil über große Gebiete erstrecken – und dabei keine Rücksicht auf Landesgrenzen nehmen. Die Experten bemängeln, dass Straßen und Infrastruktur, Staudämme oder Zäune die weltweiten Lebensräume von Tieren und Pflanzen immer mehr begrenzen und zerschneiden: Zwischen landwirtschaftlicher Nutzfläche schrumpfen sie auf isolierte Fragmente zusammen.

Das erschwert den Lebewesen das Überleben und die Anpassung an das veränderte Klima. Viele Arten sind darauf angewiesen, weite Strecken zurückzulegen, um Nahrung und geeignete Orte zur Fortpflanzung zu finden. Der Bericht warnt vor der wachsenden Bedrohung durch weitere Großprojekte – allein im Amazonasbecken sind aktuell über 400 Dämme geplant oder werden bereits gebaut. Der Appell lautet, dass Naturschutz in Zukunft internationaler gedacht werden muss. Denn um die Biodiversität zu erhalten, muss auch die Verbindung zwischen den Ökosystemen bewahrt werden.

Besonders betroffen: Der tropische Regenwald
Ob Regenwälder oder Meere: Viele Lebensräume von Tieren und Pflanzen sind bedroht. (Foto: CC0 / Pixabay / stokpic)

3. Die Folgen des auftauenden Permafrosts

Die Temperaturen der Arktis steigen aufgrund des Klimawandels im Durchschnitt fast doppelt so schnell an wie im Rest der Welt. Laut dem Report sind die Wissenschaftler daher zunehmend von dem schnellen Auftauen des Permafrosts alarmiert: In den Böden der Arktis lagert gefroren die Hälfte des weltweit im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. Taut er auf, werden die klimaschädlichen Gase Kohlendioxid und Methan frei – eine tickende Zeitbombe.

Die Experten sehen im Permafrost folglich ein potentielles Kippelement für den Treibhauseffekt – und mahnen dringend, diesen Kohlenstoffspeicher zu bewahren, um das Schlimmste zu verhindern. Nicht nur der Klimawandel trägt zum Auftauen bei, auch natürliche Prozesse wie Waldbrände in der Tundra oder vom Menschen verursachte Störungen wie Bauaktivitäten, Bergbau, Tourismus und Landwirtschaften haben Auswirkungen darauf.

4. Die Belastung durch überschüssige Stickstoffoxide

Zu viel von einer guten Sache kann schädlich sein, schreiben die Experten der Unep. Und genau das gelte für Stickstoff: In Gestalt von Stickstoffoxid sei er nämlich ein 300 mal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid – eine von vielen unterschätze Belastung. Doch wir pumpen durch Landwirtschaft, Verkehr und die Industrie weiterhin viele Stickstoffoxide in die Atmosphäre. Das verschlechtert die Luftqualität, belastet Ökosysteme an Land und im Wasser, schwächt die Ozonschicht und verschlimmert somit den Klimawandel.

Im Bericht wird kritisiert, dass noch viel zu wenig gegen dieses drängende Problem unternommen wird: Es brauche einen globalen Ansatz, um den Stickstoffkreislauf nachhaltig, umweltschonend und zugleich profitabel zu machen. Denn während Stickstoff auf der einen Seite als Abfallprodukt ausgestoßen wird, stellen wir ihnen zu anderen Zwecken künstlich her – hier brauche es endlich ein effektives Management.

5. Der Schaden durch falsche Maßnahmen gegen den Klimawandel

Gut gemeint, aber schlecht gemacht: Auch wenn sich die Menschheit bemüht, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, besteht dabei eine Gefahr – nämlich die der Verschlimmbesserung. Der Unep-Bericht verweist darauf, wie schnell kurzfristige Maßnahmen zum Fallstrick werden können. Ein Beispiel dafür ist ein Projekt im Südwesten Bangladeschs: Hier wurde auf den steigenden Meeresspiegel mit Küstenschutzmaßnahmen reagiert, obwohl dieses Gebiet im Jahr 2050 trotzdem sicher unter Wasser stehen wird. Das hat zur Folge, dass jetzt noch mehr Menschen in dieser Region siedeln – und das Desaster in der Zukunft umso größer sein wird.

Um eine solche „Schlechtanpassung“ (Maladaption) zu verhindern, sei es essentiell, die langfristige Entwicklung zu betrachten. Statt lokal begrenzter Schnellschüsse, die nach hinten losgehen, müssten wir verstärkt auf internationale Zusammenarbeit setzen. Nur mit gründlicher Planung und verantwortungsvollen Strategien werde es uns gelingen, diese Herausforderung in Zukunft zu meistern.

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