Öko-Test hat 25-mal weißen Balsamico auf Geschmack, Qualität und mögliche Schadstoffe prüfen lassen – und war in vielen Fällen enttäuscht: In fast allen Essigen stecken Pestizidrückstände, der Geschmack lässt zu wünschen übrig. Nur zwei Condimenti bianci können rundum überzeugen.
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Balsamico darf in der Küche nicht fehlen: Der eingekochte und vergorene Traubensaft rundet Salatdressings ab und kann sogar Pastasoßen aufpeppen. Doch lohnt es sich, bei weißem Balsamico viel Geld auszugeben, weil teure Produkte eine höhere Qualität bieten? Öko-Test hat insgesamt 25 Balsamico-Essige im Labor prüfen lassen – mit sehr gemischtem Ergebnis.
Condimento bianco bei Öko-Test: Qualität lässt zu wünschen übrig
Condimento bianco ist auf den Produkten zu lesen – dies ist kein geschützter Begriff, meint aber in der Regel weißen Balsamico aus Weinessig und Traubenmostkonzentrat. Öko-Test prüfte bei den 15 konventionellen und zehn Bio-Produkten Geschmack und Produktqualität sowie mögliche Pestizidrückstände und, ob die Flaschen umweltbelastende chlorierte Verbindungen aufweisen.
Balsamico-Test: Nur zwei sehr gute Testsieger
Die Verbraucherschützer:innen kürten nur zwei „sehr gute“ Testsieger, beide aus konventionellem Anbau:
- „Hengstenberg Condimento Balsamico Bianco“ (3,89 Euro/500 ml), online erhältlich zum Beispiel bei Rewe oder Amazon
- „Tegut Condimento Bianco“ (2,79 Euro/500 ml), online erhältlich bei Amazon
Fünf weitere Condimenti sind immerhin „gut“, neun Essige „befriedigend“. Vier Produkte erhielten eine „ausreichende“ Note – und fünf Produkte fallen bei Öko-Test durch.
Öko-Test: Pestizidrückstände in allen Balsamici – nur zwei Ausnahmen
Bis auf zwei Bio-Produkte enthalten alle Condimenti bianci Pestizidrückstände, teils sogar von mehreren Pestiziden. In den meisten Fällen wies das Labor Phosphonsäure nach. Wie Öko-Test schreibt, kann dies ein Abbauprodukt des Fungizids Fosetyl in den Produkten sein, ein Bestandteil von Dünger oder von einem Kaliumphosphonat-Einsatz stammen, der früher in der Öko-Landwirtschaft eingesetzt wurde.
Seit 2013 ist die Anwendung von Kaliumphosphonat für den Bio-Anbau verboten, die Pflanzen können den Stoff allerdings jahrelang speichern. Die nachgewiesenen Pestizidmengen sind glücklicherweise nicht besonders bedenklich. Öko-Test wertete jedoch Pestizidspuren mehrerer Pestizide ab, da die Wechselwirkungen noch unbekannt sind. Produkte wie „Dm Bio Condimento Bianco“ (Gesamtnote „befriedigend“, Preis: 2,45 Euro/500 ml) und „Cucina Nobile Condimento Bianco“ von Aldi (Gesamtnote „ungenügend“) erhielten deshalb Notenabzug.
Balsamico-Essig: Guter Geschmack kostet mehr
Öko-Test legte beim Test ein besonderes Augenmerk auf die Produktqualität – und ist in vielen Fällen nicht zufrieden. Wie bei klassischem Aceto Balsamico bestimmt der Anteil an Traubenmost die Essigqualität: Je mehr Traubenmost und je stärker dieser eingedickt ist, desto höher ist der Zuckergehalt und damit das Potenzial für einen vollmundigen und aromatischen Geschmack. Je geringer der Fruchtanteil, desto weniger Geschmack hat der Condimento.
Kein einziger Bio-Essig ist 2024 „sehr gut“
Weißer Balsamico sollte fruchtig schmecken und weniger sauer als Weißweinessig. Die beiden Testsieger schmeckten den Tester:innen nur „durchschnittlich“ gut. Besser schnitt hier der Bio-Balsamico „Campo Verde Condimento Bianco“ (12,98 Euro/500 ml) ab, der insgesamt auf eine „gute“ Bewertung kommt und damit der beste Bio-Essig im Test ist. Dem „Alnatura Condimento Bianco“ beispielsweise bescheinigte Öko-Test nur eine „niedrige“ Qualität, die Gesamtnote lautet „ausreichend“.
Geschmacklich durchgefallen sind die günstigen „Acentino Condimento Bianco“ von Lidl und „Edeka Bio Condimento Bianco“ (beide mit Gesamtnote „mangelhaft“).
Öko-Test: Balsamico-Hersteller tricksen bei den Zutaten
Die Tester:innen stellten außerdem fest, dass der gemessene Zuckergehalt in vielen Flaschen nicht zum Gehalt an Mineralstoffen und Säuren passt. Öko-Test vermutet deshalb, dass die Hersteller statt Traubenmostkonzentrat zumindest teilweise rektifiziertes Traubenmostkonzentrat (RTK) verwenden.
RTK ist ein industrieller Sirup, der laut den Verbraucherschützer:innen standardmäßig eingesetzt wird. Er hält den weißen Balsamico klar und hell. Öko-Test wertet RTK als Zutat nicht ab, sehr wohl aber, wenn der Sirup nicht in der Zutatenliste auftaucht.
Alle Details kannst du in der Ausgabe 09/2024 von Öko-Test nachlesen sowie online auf www.oekotest.de.
Aceto Balsamico bei Öko-Test 2021
Die Herstellung von Condimento bianco ist weniger streng reglementiert als die von dunklem Balsamico. Dunkle Balsamici dürfen nur dann „Aceto Balsamico di Modena“ heißen, wenn sie mindestens 20 Prozent konzentrierten Traubenmost enthalten; ein bestimmter Teil davon muss über zehn Jahre gereift sein. Zudem sind mindestens zehn Prozent Weinessig vorgeschrieben und der Essig muss mindestens 60 Tage in Holzfässern reifen.
2021 ließ Öko-Test zehn „echte“ dunkle Aceti Balsamici di Modena und zehn helle Condimenti Bianci im Labor testen. Die gute Nachricht damals: In keinem der insgesamt 20 getesteten Produkte fand das Labor problematische Inhaltsstoffe.
Teuerster Aceto Balsamico ist Testsieger
Klarer Testsieger in Sachen Qualität und Geschmack bei den dunklen Balsamici: Der Giuseppe Cremonini Aceto Balsamico di Modena gereift I.G.P. erhielt als einziger die Bestnote „sehr gut“. Er punktete mit „sehr guten“ Inhaltsstoffen und mit einer feinen Karamell-Note. Mit einem Preis von ca. 32 Euro/500 ml war er aber auch der teuerste Balsamico im Test.
Ebenfalls „gut“, aber deutlich günstiger, war dafür der Zweitplatzierte Alnatura Aceto Balsamico di Modena g. g. A.: Mit rund 2,70 Euro/500 ml passt er nicht nur in jedes Budget, sondern trägt auch noch ein Bio-Siegel.
Neben dem Testsieger und den „guten“ Produkten erhielten mehrere Aceti Balsamici di Modena noch das Test-Ergebnis „befriedigend“, darunter der Cucina Nobile Aceto Balsamico di Modena I.G.P. von Aldi – mit 0,99 Euro/500 ml eines der billigsten Produkte im Test – sowie der Kühne Aceto Balsamico di Modena I.G.P. für rund 2,80 Euro/500 ml.
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