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„Es widert uns an“: So stark kontert OTTO einen rassistischen Tweet

Otto, Rassismus, Twitter
Fotos: © Otto, Screenshot OTTO und Twitter (Paulapaulinchen)

Es passiert immer wieder: Ein Unternehmen veröffentlicht ein Werbebild, auf dem People of Color zu sehen sind – und erhält dafür rassistische Kommentare. Am Freitag hat es den Versandhändler OTTO erwischt. Das Unternehmen reagierte souverän.

Wer sich beim Versandhändler OTTO registrieren möchte, sieht auf der Webseite ein Bild, das zwei lachende Personen zeigt – beides People of Color. Eine Twitter-Userin hatte mit diesem Bild jedoch ein Problem: „Es widert mich nur noch an“, tweetete sie an OTTO gerichtet. „Da will man ein Kundenkonto eröffnen, klickt entsprechend, glotzt mich Afrika an! Ich will das nicht mehr sehen müssen.“

Zu den rassistischen Beleidigungen auf Twitter veröffentlichte die Nutzerin außerdem noch einen offenen Brief voller Verschwörungstheorien. Nur „ein Prozent“ der Bevölkerung in Deutschland sei „afrikanischer Abstammung“, People of Color seien aber in „90 Prozent“ der Werbung zu sehen. Das könne kein Zufall sein: „Wurden Sie von Dritten (Politik, Verbände), dazu angehalten mit Farbigen* zu werben?“, fragte sie den Versandhändler. Außerdem: „Erhalten Sie von einer Behörde der Bundesrepublik Deutschland finanzielle Zuschüsse oder Entlohnungen dafür, dass sie mit Farbigen* werben?“

Das sagt OTTO zu den Beleidigungen

Auf Twitter erhielt die Userin viel Kritik für ihre Beleidigungen – aber auch zustimmende Kommentare. OTTO selbst reagierte mit einem deutlichen Tweet: „Es widert uns auch an. Da will man Twitter öffnen, klickt entsprechend, glotzt uns erneut so ein absurder Tweet an! Wir wollen das auch nicht mehr sehen müssen. Das ist nicht unsere Gesellschaft. Ohne uns!“

OTTO, DAK, Deutsche Bahn: Rassismus wegen Diversität

OTTO ist nicht das einzige Unternehmen, das sich wegen mehr Diversität in seinen öffentlichen Auftritten mit rechten Parolen herumschlagen muss. Vor zwei Jahren hatte die Krankenkasse DAK ein Werbeplakat mit dem Schwarzen Journalisten Philipp Awonou veröffentlicht, das ihn mit seiner (weißen) Freundin zeigt. Daraufhin wurde er auf Facebook unter anderem als „Vergewaltiger“, „Mörder“ und „Afro-Moslem-Flüchtling“ beschimpft.

Die Deutsche Bahn schaltete vergangenes Jahr auf ihrer Webseite ein Werbebanner, auf dem mehrere Schwarze Personen und People of Color zu sehen waren. Grünen-Bürgermeister Boris Palmer stellte daraufhin auf Facebook die Frage: „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“ Es sind also nicht nur rechte Akteure, die sich an einer stärkeren Präsenz von People of Color in der Öffentlichkeit stören. Was daran besonders absurd ist: Egal ob in Filmen, Werbung, Wissenschaft, Unternehmen, Medien – People of Color sind meist unterrepräsentiert.

Die Verschwörungstheorie vom „Großen Austausch“

Die Auseinandersetzung zwischen OTTO und der Twitter-Userin ging noch weiter: Einige Tage später postete sie eine „Stellungnahme“, in der sie erklärte, ihr Tweet an OTTO beinhalte keinen Rassismus. Dazu veröffentlichte sie eine Erklärung: „Wir sollen an ein verändertes Bevölkerungsbild gewöhnt werden. An immer mehr Afrikaner und an immer mehr vollbärtige Muslime im Straßenbild. Es geht nicht mehr um das Produkt! Es geht um die Gewöhnung der Deutschen an die Umvolkung und die Gewöhnung an den Bevölkerungsaustausch.“

Die Twitter-Userin spricht damit die Theorie vom sogenannten „Großen Austausch“ an – ein zentrales Konzept in rechtsextremen Strömungen. Der Begriff stammt ursprünglich vom französischen Schriftsteller und Philosophen Renaud Camus. Demnach gibt es einen geheimen Plan, die weiße Bevölkerung auszurotten und durch Schwarze, Muslime und allgemein nicht-weiße Menschen zu ersetzen. Hinter dem Plan stecken je nach Ansicht Juden, die Medien, Institutionen wie die EU und UNO – oder jetzt eben Unternehmen wie OTTO .

Utopia meint: OTTO hat sich klar gegen die rassistischen Beleidigungen positioniert. Liebe Unternehmen, bitte mehr davon!

* „Farbige“ bzw. „farbig“ ist ein Begriff aus der Kolonialzeit und damit negativ konnotiert. Wir lehnen diesen Begriff ab.

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