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Advantam (E969): Was du über das Süßungsmittel wissen musst

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Foto: Sven Christian Schulz / Utopia

Advantam (E969) ist ein künstliches Süßungsmittel, das in vielen Lebensmitteln stecken kann. Doch wie gefährlich ist E969 für die Gesundheit? Hier zeigen wir, welche Wirkungen von Advantam bekannt sind und welche Grenzwerte es gibt.

Advantam ist ein recht neuer Stoff, den Unternehmen erst seit 2014 in Lebensmitteln verwenden dürfen. Er ist deklarierungspflichtig und steckt hinter der E-Nummer E969. Das Besondere an Advantam ist die hohe Süßkraft: Es handelt sich bei Advantam um den süßesten Zusatzstoff, der für Lebensmittel zugelassen ist. Doch der Stoff bringt noch weitere Vorteile mit, die ihn bei der Lebensmittelindustrie beliebt machen.

Advantam: Das süßeste Süßungsmittel auf dem Markt

Advantam steckt oft in Kaugummis.
Advantam steckt oft in Kaugummis. (Foto: CC0 / Pixabay / davidgaigg)

Der künstliche Süßstoff Stevia ist 30-mal so süß wie normaler Haushaltszucker, der Süßstoff Aspartam sogar 185-mal so süß. Doch Lebensmittelchemiker haben an Aspartam weitergeforscht und entdeckt: Reagiert Aspartam mit Propionaldehyd und Isovanillin, dann entsteht ein neuer Süßstoff mit extremer Süßkraft – Advantam. Dieser Süßstoff ist bis zu 37.000-mal so süß wie einfacher Haushaltszucker, erklärt Stiftung Warentest. Daher genügen bereits kleinste Mengen, um Lebensmittel zu süßen.

Advantam ist damit das süßeste Süßungsmittel, das es auf dem Lebensmittelmarkt gibt. Und der Stoff hat noch weitere Vorteile. Laut des industrienahen Süßstoff-Verbands:

  • ist Advantam geschmacksverstärkend: Besonders Citrus- , Frucht- und Minzaromen kommen besser zur Geltung.
  • ist Advantam langanhaltend süß: Kaugummis schmecken mit Advantam länger süß.
  • reduziert Advantam bittere Geschmacksnoten: So lassen sich unangenehme Aromen kaschieren.
  • schmeckt Advantam zuckerähnlich: Der Einsatz von Advantam fällt nicht unangenehm im Geschmack auf.

In der EU-Verordnung zu Advantam steht zudem, durch den Einsatz von Advantam könne der „Kaloriengehalt dieser Lebensmittel reduziert werden„.

E969 Advantam: Grenzwerte und Richtwerte (ADI)

Für viele Lebensmittel mit Advantam gibt es Grenzwerte.
Für viele Lebensmittel mit Advantam gibt es Grenzwerte. (Foto: Sven Christian Schulz / Utopia)

Advantam ist als weißes Pulver in Reinform erhältlich, steckt aber auch in vielen verarbeiteten Lebensmitteln. Als Zusatzstoff in Lebensmitteln ist Advantam nur für bestimmte Produktgruppen zugelassen. Mit Ausnahme von Tafelsüße gibt es für alle Produkte von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufgestellte Höchstwerte (im Folgenden in Klammern aufgelistet):

  • Milchprodukte (10 mg/l)
  • Speiseeis (10 mg/l)
  • Obst und Gemüse in Essig, Öl oder Lake (3 mg/kg)
  • Obst- und Gemüsekonserven (10 mg/kg)
  • Konfitüren, Gelees, Marmeladen, Maronencrème, andere Brotaufstriche (10 mg/kg)
  • Kakao- und Schokoladeprodukte(20 mg/kg)
  • Süßwaren (10 bzw. 20 mg/kg, zur Erfrischung des Atems 60 mg/kg)
  • Kaugummis (200 bzw. 400 mg/kg)
  • Verzierungen, Überzüge und Füllungen (10 bzw. 20 mg/kg)
  • Saucen (2 bzw. 4 mg/kg)
  • Frühstücksgetreidekost (10 mg/kg)
  • Feine Backwaren für besondere Ernährungszwecke (17 mg/kg)
  • Fisch und Fischereiprodukte (3 mg/kg)
  • Senf (2 mg/ kg)
  • Suppen und Brühen (2 mg/kg)
  • Salate und würzige Brotaufstriche (4 mg/kg)
  • Fruchtnektar (6 mg/kg)
  • Bier und Malzgetränke, Birnen- und Apfelwein (6 mg/kg)
  • Knabbereien auf Kartoffel-, Getreide-, Mehl- oder Stärkebasis (5 mg/kg)

Die EFSA hat zudem eine annehmbare tägliche Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake, ADI) definiert. Sie beträgt fünf Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Hierbei handelt es sich um einen Richtwert, der nicht überschritten werden sollte. Den Experten zufolge nehmen wir im Alltag normalerweise nie mehr als ein Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht auf, sodass kein Grund zur Sorge besteht. Da die EFSA-Sachverständigen bei Advantam in Reinform erhöhte Mengen an Palladium und Platin festgestellt haben, gibt es auch hierfür Grenzwerte.

Ist Advantam schädlich für die Gesundheit?

Süßigkeiten enthalten oft Advantam.
Süßigkeiten enthalten oft Advantam. (Foto: CC0 / Pixabay / Shirley810)

Advantam enthält unter anderem die Aminosäure Phenylalanin, da sie im Ausgangsstoff Aspartam steckt. Personen mit Phenylketonurie (PKU) können diese Aminosäure nicht abbauen. Deshalb enthalten Lebensmittel mit Phenylalanin einen entsprechenden Warnhinweis. Laut Experten ist die Menge an Phenylalanin in Advantam aber äußerst gering. Anders als bei Lebensmitteln mit Aspartam ist daher auch kein Hinweis auf Phenylalanin bei Produkten mit Advantam-Süße vorgeschrieben. Die EFSA stuft den Phenylalanin-Gehalt bei Advantam für gesunde Verbraucher ebenfalls als unbedenklich ein. Personen mit Phenylketonurie müssen nur mit einem relativ geringen Phenylalanin-Anstieg rechnen.

Die Sachverständigen der EFSA sind 2013 zum Schluss gekommen, dass Advantam „keine Sicherheitsbedenken für Verbraucher“ darstellt (PDF). Es gebe keine Hinweise darauf, dass Advantam,

  • krebserregend sei oder
  • die DNA schädige.

Die Experten stützen sich bei ihrer Bewertung vorrangig auf Studien aus In-vitro-Experimenten und auf Tierversuche. Klinische Studien gibt es kaum zu Advantam. Bei einem Tierversuch ließen sich pränatale Entwicklungsschäden feststellen. Allerdings haben die Tiere eine höhere Dosis am Tag bekommen, als Menschen es üblicherweise machen. Darüber hinaus ist nicht klar, inwieweit sich Testergebnisse von  Tieren auf den Menschen übertragen lassen.

Allerdings hat die EU 2019 mit einer Neubewertung aller Süßstoffe begonnen. Möglich ist etwa, dass in Zukunft der empfohlene tägliche Maximalwert (ADI) sinkt.

Fazit: Experten zufolge geht von Advantam in Lebensmitteln keine Gefahr aus. Nur äußerst hohe Mengen, um das Tausendfache über der empfohlenen Tageshöchstdosis, könnten möglicherweise gesundheitliche Folgen haben. Für Lebensmittel gelten ohnehin strenge Grenzwerte und in Reinform ist Advantam nur selten erhältlich.

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