Amygdalin aus Aprikosen- oder Mandelkernen wird im Internet als natürliches Mittel gegen Krebs beworben. Doch bisher konnte seine Wirksamkeit nicht bewiesen werden – stattdessen kann Amygdalin zu gefährlichen Vergiftungen führen.
Ein Vitamin gegen Krebs – das klingt natürlich und einfach. Glaubt man einigen Anzeigen im Internet, ist Amygdalin, auch Vitamin B17 oder Laetrile genannt, genau das.
Die Theorie dahinter ist einfach: Amygdalin wird im Körper mithilfe von Wasser und verschiedenen Enzymen unter anderem zu Blausäure (auch Cyansäure genannt) abgebaut. Diese hochgiftige Substanz soll, so das Versprechen, bevorzugt Krebszellen angreifen und diese töten. Amygdalin, das unter anderem in Aprikosenkernen vorkommt, wurde 1920 entdeckt. In den 1970ern war Vitamin B17 vor allem in den USA ein beliebtes Medikament gegen Krebserkrankungen und in mehreren Bundesstaaten als Arzneimittel oder sogar als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Seit 1987 ist Amygdalin dort jedoch nicht mehr zugelassen.
Bekämpft Amygdalin wirklich hauptsächlich Krebszellen?
Wie eben erwähnt, soll Amygdalin bevorzugt in Krebszellen zu Blausäure abgebaut werden und diese soll wiederum die Tumorzellen töten. Aber stimmt das auch? Damit Blausäure entstehen kann, ist ein Enzym besonders wichtig: die b-Glukosidase. Tumorzellen – gutartige und bösartige – enthalten jedoch nur Spuren dieses Enzyms.
Ebenso falsch ist es, Amygdalin als Vitamin aufzufassen, dessen Mangel eine Krebserkrankung hervorrufen könnte: Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege, außerdem nehmen wir Menschen über unsere Ernährung kaum Amygdalin auf.
So viel zur Theorie – doch was sagen Studien zur Wirksamkeit von Amygdalin?
Amygdalin: Wirkung nicht bestätigt
Tierversuche mit Amygdalin sind bisher zu widersprüchlichen Ergebnissen gekommen: Während eine Studie keinerlei Wirkung feststellte, konnte in einer anderen Studie das Krebswachstum in Mäusen eingedämmt werden, indem diese eine Mischung mit Amygdalin verabreicht bekamen.
In einer klinischen Studie, in der 178 Krebspatienten mit Amygdalin behandelt wurden, wurde keine Wirkung des Stoffes festgestellt. Nur ein neuartiger Versuch an Zellkulturen scheint zu zeigen, dass Amygdalin tatsächlich effektiv gegen Krebszellen vorgehen kann. In diesem Versuch wurde an die Tumorzellen das Enzym b-Glukosidase angelagert, das maßgeblich dafür verantwortlich ist, Amygdalin zu Blausäure abzubauen. Ob dieses Verfahren bei Menschen anwendbar und wirksam ist, ist jedoch noch längst nicht erwiesen.
Amygdalin ist gefährlich
Die zweifelhafte Wirkung von Amygdalin ist nicht der einzige Grund, weshalb der Stoff in den USA nicht mehr als Arzneimittel zugelassen ist und auch von der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker als bedenklich eingestuft wird: Der wichtigste Grund ist, dass die Blausäure, zu der Amygdalin im Körper abgebaut wird, äußerst giftig ist. Bereits 50 mg sind tödlich. Der Grund ist, dass die Cyanid-Salze der Blausäure im Körper Eisen bindet, das Sauerstoff durch den Körper transportiert. Wenn dafür nicht mehr genug freie Eisen-Atome zur Verfügung stehen, erstickt der Körper von innen, weil der Sauerstoff nicht mehr in die Zellen gelangt.
In der oben genannten klinischen Studie wurden bei einigen Patienten Cyanid-Konzentrationen gemessen, die beinahe toxische Werte erreichten. In einer anderen Studie, in der Patienten Tabletten mit Amygdalin verabreicht bekamen, erreichte die Cyanid-Konzentration bei einigen Patienten sogar kritische Werte.
Trotz der Verbote und der Gefahr, die von Amygdalin ausgeht, findest du im Internet Produkte mit Amygdalin aus dem Ausland. Lass unbedingt die Finger davon!
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