Schöne rosige Wangen, das verspricht Rouge. Weniger schön ist jedoch, was Öko-Test jetzt entdeckte: Schwermetalle in jedem der getesteten Produkte. Außerdem gab es für keines der Rouges im Test die Bestnote.
Rouge soll für frisches Aussehen sorgen. Öko-Test untersuchte nun 20 Produkte genauer, darunter Eigenmarken aus Drogerien, bekannte Markenprodukte sowie sieben Rouges mit Naturkosmetik-Zertifikat. Zwei der getesteten Puder sind laut Hersteller vegan.
Im Rouge-Test wurden die Produkte anhand ihrer Inhaltsstoffe (INCI) auf Kunststoffverbindungen, bedenkliche UV-Filter und das Antioxidans Butylhydroxytoluol (BHT) geprüft. Ebenso untersuchte das Labor die Rouges auf Schwermetalle wie Arsen, Blei, Antimon oder Nickel. Weitere Stoffe, auf die das Rouge getestet wurde, sind: problematische Duftstoffe, halogenorganische Verbindungen oder hormonverdächtige Konservierungsmittel wie Parabene.
Enthielt Rouge zum Beispiel Titanoxid, überprüften die Tester:innen, ob dies entsprechend auf der Verpackung als Nano-Bestandteile deklariert wurde. Für verwendetes Talkum ließ sich Öko-Test Nachweise seitens der Hersteller liefern, um sicher zu gehen, dass in der betreffenden Charge asbestfreie Qualitäten verwendet wurden. Punktabzug bei der Bewertung gab zum Beispiel für chlorierte Verbindungen in der Verpackung des Rouge.
Rouge im Test: Keine Bestnoten, vereinzelt „gut“
Grund zur Schamesröte? Keines der getesteten Produkte erzielte bei Öko-Test die Bestnote in der Gesamtbewertung. Immerhin, fünf Puder schaffen es, insgesamt auf ein „gut“ im Gesamturteil zu kommen. Darunter sind auch die beiden Naturkosmetik-Rouges:
- Alterra Rougepuder (01 Natural Rose) von Rossmann
- Benecos Natural, Powder Blush (Mallow Rose) von Cosmondial
Aber auch wenige konventionelle Rouge-Puder konnten eine „gute“ Gesamtbewertung erreichen, darunter:
- Rival de Loop Rouge Powder (04 Rosewood) von Rossmann
- Trend it up Powder Blush (026 Rosé) von dm
Testverlierer auf beiden Seiten: konventionelles Rouge und Bio-Rouge
Ein Rouge dagegen fiel besonders krachend durch, da es den Grenzwert der Kosmetikverordnung der EU für Propylparaben überschritt. Der Stoff gehört zu den längerkettigen Parabenen, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. In Tierversuchen wurden sie sogar als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Deshalb gibt es für Artdeco Blusher Rouge (25 Cadmium Red) von Öko-Test die Note „ungenügend“.
Doch auch andere Rouges glänzen nicht mit ihren Bewertungen. Insgesamt fielen fünf Rouges mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ durch. Darunter auch konventionelle Puder-Rouge, zum Beispiel:
- Got2B Cheeky Bloom Blush Powder (Mademoiselle) von Schwarzkopf & Henkel
Ebenso durchgefallen sind Bio-zertifizierte Rouges, wie zum Beispiel:
- Lavera So Fresh Mineral Rouge Powder (Pink Harmony 04) von Laverana
- Dr. Hauschka Blush (01 raspberry) von Wala
Öko-Test Rouge: Schwermetalle – natürlich und doch schlecht
Ein Grund für den Punktabzug war für alle getesteten Puder-Rouges gleich: Sie enthielten Schwermetalle. Ob in Form von Arsen, Blei oder Nickel, in allen Produkten fanden die Tester:innen Rückstände von Schwermetallen. Zunächst ist das nicht ungewöhnlich, da es sich bei der Basis des Rouge um pudrige Mineralien wie Talkum oder Kaolin handelt. Diese werden aus unserer Erdkruste gefördert, in der ebenfalls Schwermetalle vorkommen. Diese zu entfernen, gelingt offenbar nicht immer, auch nicht bei Naturkosmetik.
Eisenoxide und Mica sorgen für Schimmer und Farbe im Puder. Auch diese Stoffe sind problematisch, da sie mit Schwermetallen belastet sein können. Außerdem wird beim Abbau dieser Mineralien oft Kinderarbeit eingesetzt.
Naturkosmetik scheint ähnlich betroffen von Schwermetallbelastung zu sein wie konventionelle Produkte. Das Rouge der Marke Lavera (Lavera So Fresh Mineral Rouge Powder, Pink Harmony 04) weist sogar eine dreifache Belastung mit den Schwermetallen Antimon, Blei und Nickel auf, weshalb es mit „ungenügend“ bewertet wurde.
Sicher, Rouge ist nicht dafür gedacht, es über das gesamte Gesicht oder den ganzen Körper zu verteilen. Doch reichert sich zum Beispiel Blei im Körper an und kann zu Vergiftungen führen. Antimon steht sogar im Verdacht, krebserregend zu sein, während Nickel eines der stärksten Konaktallergene ist. Stoffe wie diese zu meiden, wäre also ganz im Sinne der Gesundheit.
Rote Karte für Kunststoffe und tierische Bestandteile
Puder aus Mineralien brauchen eigentlich keine synthetischen Stoffe, dennoch setzen viele Hersteller konventioneller Puder synthetische Polymere oder Silikone ein. Öko-Test fand Spuren des Plastiks in 13 der getesteten Produkte. Polymere dieser Art – egal ob flüssig, fest oder als Mikroplastik – haben unserer Meinung nach nichts in Kosmetik zu suchen. In der Umwelt bauen sich Stoffe wie diese zudem nur über sehr lange Zeit ab. Die Folgen daraus sind teils nicht absehbar.
Schwermetalle, Parabene und Mikroplastik hatte Öko-Test zuletzt auch im Test von rund 20 Pudern kritisiert: Kompaktpuder bei Öko-Test: nur wenige erhalten die Bestnote
Zu guter Letzt: Rote Schminke hat ein dunkles Geheimnis. Damit die Farben schön rot leuchten, wird oft der Farbstoff Karminrot eingesetzt. Und dieser stammt von Schildläusen. Du erkennst, ob Karminrot bei der Herstellung verwendet wurde, wenn in der Inhaltsliste das Kürzel CI 75470 auftaucht. Die Krux dabei ist, dass Hersteller nicht verpflichtet sind, die gesamte Inhaltsliste auf der Verpackung anzugeben, wenn diese nicht ausreichend Platz bietet. Es lohnt sich also auch immer ein Blick in Booklets, die in gut sortierten Drogeriemärkten ausliegen.
Alle Details zum Test findest du im Öko-Test Magazin 04/2022 sowie online auf www.ökotest.de.
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