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Karminrot: Warum der Farbstoff nicht vegetarisch ist

Karminrot
Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos

Karminrot steckt in Lippenstiften, Süßigkeiten oder Limonaden. Doch für Vegetarier:innen ist der rote Farbstoff nicht geeignet. Wir erklären dir, warum.

In der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie ist der Farbstoff Karminrot weit verbreitet. Er verleiht zahlreichen Produkten scharlach- bis karminrote oder purpurrote Farbtöne – und macht sie ungeeignet für Vegetarier:innen und Veganer:innen. Denn: Karminrot hat einen tierischen Ursprung. Es wird aus der Cochenille-Schildlaus gewonnen.

Damit du ihn vermeiden kannst, solltest du auf der Zutatenliste von Lebensmitteln nach dem Zusatzstoff E120 Ausschau halten und bei kosmetischen Produkten nach CI 75470. Oft wird Karminrot auch als „echtes Karmin“, Karminsäure, Carmine, Cochineal oder Cochinille aufgeführt.

Wo steckt Karminrot drin?

Ob Kosmetik oder Lebensmittel: Karminrot ist in vielen Produkten des täglichen Gebrauchs enthalten. Besonders häufig mit Karminrot gefärbt sind:

  • Lippenstifte
  • Lidschatten
  • Shampoo
  • Zahncreme mit rotem Anteil
  • Süßigkeiten
  • Limonaden und Erfrischungsgetränke
  • Milchshakes
  • Fruchtjoghurt
  • Fertigdesserts
  • Kirschen aus der Konserve und rote Grütze
  • Tortenguss und Kuchendekoration
  • Wurstwaren
  • Obstwein
  • Spirituosen

Laut dem Lexikon der Zusatzstoffe des Deutschen Zusatzstoffmuseums ist sogar in einigen fleischlosen Wurstersatzprodukten Karminrot enthalten. Deshalb ist der Blick auf die Zutatenliste besonders ratsam, wenn du den Farbstoff vermeiden möchtest.

Herstellung von Karminrot

Viele Lippenstifte enthalten Karminrot aus Läusen.
Viele Lippenstifte enthalten Karminrot aus Läusen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Bru-nO)

Auch wenn das Färben mit Karminrot ein blutrotes Ergebnis liefern kann, wird Karminrot nicht aus Läuseblut gewonnen, wie manchmal vermutet wird. Bei E120 handelt es sich um den Farbstoff, der in den Eiern von bestimmten Läusen enthalten ist: „Der Farbstoff wird aus wässrigen oder alkoholischen Extrakten von getrockneten weiblichen Cochenille-Schildläusen hergestellt“, erklärt Silke Noll, Diplom-Ökotrophologin und Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Der Hauptbestandteil von Karminrot ist die Karminsäure, die die Insekten natürlicherweise produzieren, um sich damit vor Fressfeinden zu schützen.

Zur industriellen Herstellung von Karminrot werden die Läuse in Farmen gezüchtet. Man trocknet sie und kocht sie anschließend in Wasser unter Zusatz von Schwefelsäure aus. Nach dem Kochen werden die roten Farbstoffe aus den Läusen gelöst. Dazu mischt man die Lösung mit Alaun (ein chemisches Salz) und etwas Kalk. Das bewirkt, dass sich die rote Farbe aus der Lösung absetzt. Nun kann sie herausgewaschen und getrocknet werden. So erhält man das karminrote Pigment, das Lebensmittel, Kosmetika oder Stoffe färben kann.

All das geschieht in großen Mengen: Für 50 Gramm des Farbstoffs müssen etwa 75.000 schwangere Läuse getrocknet und ausgekocht werden, wie Peta schreibt. Laut dem Deutschen Zusatzstoffmuseum ist die Menge jedoch hinfällig im Vergleich zur Menge der beim Anbau und Verzehr auch von pflanzlichen Lebensmitteln getöteten Läuse.

Problematisches Karminrot

Auch bunte Streusel können Karminrot enthalten.
Auch bunte Streusel können Karminrot enthalten.
(Foto: CC0 / Pixabay / ValeriaLu)

Da für Karminrot Läuse gezüchtet und getötet werden, ist der Farbstoff nicht für Vegetarier:innen oder Veganer:innen geeignet. Problematisch ist weiterhin, dass Karminrot für einige Menschen auch gesundheitlich bedenklich sein kann.

Eine Karminrotallergie ist selten, aber gefährlich: In ihrem Fall kann der Verzehr von Karmin zu ernsthaften allergischen Reaktionen führen, zum Beispiel gereizte Atemwege, Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautausschläge sowie andere Symptome. Besonders gefährdet sind Personen, die auf Aspirin oder Salicylsäure allergisch reagieren oder an Asthma leiden.

Es ist jedoch bisher unklar, ob Karminrot selbst für die allergischen Reaktionen verantwortlich ist, oder ob diese eher auf Eiweiße, mit denen der Stoff verunreinigt war, zurückzuführen sind.

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Alternativen zu Karminrot

Rote Farbe kann ganz natürlich auch aus Roter Bete gewonnen werden.
Rote Farbe kann ganz natürlich auch aus Roter Bete gewonnen werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / Iituliitu)

Ansonsten gilt laut Karminrot laut der Diplom-Ökotrophologin Silke Noll als harmlos – insbesondere im Vergleich zu Azofarbstoffen. Doch unzählige Tiere für ein Farbpigment zu töten, ist nicht nur grausam, sondern mittlerweile auch nicht mehr notwendig.

Inzwischen verwenden viele Hersteller pflanzliche oder synthetische Alternativen zu Karminrot. Die Nummer E124 weist etwa auf synthetisches Karmin hin, leider einer der kritischen Azofarbstoffe. Ganz natürlich lässt sich roter Farbstoff aber auch aus der Alkennawurzel oder aus Rote-Bete-Saft gewinnen.

Laut einigen Kosmetik-Herstellern kommen diese Alternativen allerdings (noch) nicht an Karmin heran, was die Leucht- und Deckkraft angeht. Somit erfordert der tierleidfreie Lippenstift, dass du ihn einfach etwas häufiger nachlegst.

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Überarbeitet von Annika Reketat

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