Aufforstung ist eines der Schlüsselwörter in der Klimadebatte. Inwiefern Wälder tatsächlich zum Klimaschutz beitragen können und was wir konkret tun müssen, erfährst du hier.
Aufforstung: Das sind die Vorteile
Als eine der wichtigsten Strategien im Kampf gegen die Klimakrise gilt die Aufforstung. Es gibt verschiedene Organisationen und Stiftungen, die im Rahmen von Klimaschutzprojekten Bäume pflanzen, um den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre zu senken. Denn Waldflächen können hohe Mengen an Kohlenstoffdioxid speichern und produzieren gleichzeitig Sauerstoff. Zusätzlich stellen sie einen wertvollen Lebensraum für Mensch und Tier dar und schützen den Boden vor Austrocknung und Erosion.
Wieviel CO2 ein Baum genau speichert, ist schwer vorauszusagen, da dies von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Das Wald-Zentrum Münster geht zum Beispiel davon aus, dass eine durchschnittliche Buche etwa 12,5 Kilogramm CO2 pro Jahr bindet. Wird der Baum etwa 80 Jahre alt, kann sie in diesem Zeitraum eine Tonne Kohlenstoff speichern. Laut den Schätzungen der Stiftung Unternehmen Wald können Buchen im Durchschnitt sogar 29 Kilogramm und Fichten etwa 26 Kilogramm CO2 pro Jahr binden.
Aufforstung im Klimaschutz
In welchem Maße Aufforstung die Klimakrise bekämpfen kann, untersuchte ein Schweizer Forscher*innen-Team der ETH Zürich. Laut der Studie aus dem Jahr 2019 haben wir die Kapazität weltweit eine Fläche von 0,9 Milliarden Hektar mit Bäumen zu bepflanzen. Dies entspricht ungefähr der Größe der USA.
Würden wir dies in die Tat umsetzen, könnte ein solches Waldgebiet rund 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff binden. Dies entspricht circa zwei Dritteln der CO2-Emissionen, die seit der industriellen Revolution vom Menschen produziert wurden.
Die klare Voraussetzung für einen solchen Erfolg ist: Wir müssen jetzt handeln. Wälder entstehen nicht über Nacht, sondern benötigen mehrere Jahrzehnte, bis sie die erwähnten Effekte erzielen können. Laut der Studie müsste die größte Aufforstung mit 151 Millionen Hektar Waldfläche in Russland stattfinden. Danach folgen die USA, Kanada, Australien, Brasilien und China.
Wie aussagekräftig ist die Schweizer Studie?
Andere Forschungseinrichtungen kritisieren die Schweizer Studie jedoch stark. So betrachten Forscher*innen der Universität Bonn den Forschungsansatz als stark vereinfacht. Eine zusätzliche Waldfläche von 0,9 Milliarden Hektar halten sie für unrealistisch. So berücksichtigt die Studie zum Beispiel nicht, dass Böden in vielen Gebiete der Erde bereits erodiert und damit ausgetrocknet und unfruchtbar sind, sodass hier eine Aufforstung unmöglich ist.
Auch die Zahlen zum Kohlenstoff, den eine solche Waldfläche speichern könnte, sehen die Wissenschaftler*innen aus Bonn als zu hoch angesetzt. Nichtsdestotrotz halten auch sie Aufforstung für einen wichtigen Baustein des Klimaschutzes, der uns in erster Linie Zeit verschaffen kann, um andere Maßnahmen zu entwickeln und durchzusetzen.
Auch andere Kritiker*innen warnen davor, sich nur auf Aufforstung zu konzentrieren und andere Klimaschutzmaßnahmen fallen zu lassen. Aufforstung ist kein Wundermittel, sondern kann uns lediglich dabei helfen, Treibhausgase zu reduzieren. Wir müssen deshalb auch weiterhin daran arbeiten, unseren CO2-Fußabdruck kontinuierlich zu senken, indem wir umweltfreundliche Lösungen einführen und ausbauen, besonders im Bereich der Stromerzeugung und des Verkehrs.
Aufforstung: Probleme und Herausforderungen
Aufforstungsprojekte bringen viele Herausforderungen mit sich. Besonders in Regionen, in denen es über längere Zeiträume sehr heiß und trocken ist, wachsen viele Baumsorten nicht. Steigt die Jahresdurchschnittstemperatur durch den Klimawandel in den nächsten Jahren weiter an, wird dies immer mehr Flächen betreffen.
In diesen Fällen greift man gern auf Bäume aus anderen Ländern zurück, die an Hitze und Trockenheit angepasst sind. Dabei besteht jedoch wieder die Gefahr, dass diese Bäume heimische Arten zurückdrängen oder an deutschen Standorten doch nicht so gut wachsen können, da die Temperaturen im Winter noch zu kalt sind.
Auch Schädlinge, wie der Borken- oder der Blaue Kiefernprachtkäfer, können Waldbeständen nachhaltigen Schaden zufügen und damit auch eine Wiederaufforstung erschweren. Laut einem Artikel der Zeit scheitern Aufforstungsprojekte in Deutschland zudem daran, dass in der Fortwirtschaft nicht genug Personal zur Verfügung steht, um Wälder zu kontrollieren, zu räumen und neue Bäume zu pflanzen.
So kannst du Aufforstung unterstützen!
Als eine der berühmtesten Aufforstungsplattformen gilt die Suchmaschine Ecosia. Diese verwendet einen großen Teil ihrer Einnahmen, um auf der ganzen Welt Bäume zu pflanzen. Bis Juni 2019 wurden bereits 60 Millionen Bäume gepflanzt. Auf der Website findest du genauere Informationen sowie Finanzberichte und Baumpflanzebelege. Hier musst du also nicht einmal Geld spenden, um Bäume zu pflanzen, sondern einfach nur suchen. Installiere Ecosia einfach als deine Standardsuchmaschine.
Auf der Seite Plant-for-the-Planet.org kannst du Bäume für verschiedene Aufforstungsprojekte spenden. Die Kosten pro Baum variieren dabei je nach Projekt und Standort zwischen 9 Cent und 50 Euro. Weitere empfehlenswerte Aufforstungs-Organisationen findest du in diesem Artikel: Bäume pflanzen fürs Klima: 16 empfehlenswerte Organisationen
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Klimaschutz: Was du tun kannst – 15 wichtige Tipps gegen den Klimawandel
- Flugscham: Flugverzicht für den Klimaschutz
- Waldsterben: So geht es dem Wald in Deutschland
English version available: What Does Afforestation Mean and Why Is It Important?
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