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Bauer Willi: Wie der Landwirt zum Internet-Star wurde

Bauer Willi
Foto: Screenshot Youtube Bauer Willi

Autor, Blogger, Lobbyist: Als „Bauer Willi“ setzt sich Wilhelm Kremer-Schillings seit fünf Jahren für ein besseres öffentliches Ansehen der Landwirtschaft ein.

„Dir sind Lebensmittel nichts wert“

Die Entscheidung im Jahr 2014 in den Vorruhestand zu gehen, ermöglichte Willhelm Kremer-Schillings nicht nur, sich voll und ganz dem Anbau von Raps, Zuckerrüben und Getreide zu widmen. Er fand nun auch Zeit, um mit dem Schreiben anzufangen. Während er sich um seinen 40 Hektar großen Hof kümmerte, entstanden seine ersten Blogbeiträge. Diese unterschreibt er stets mit seinem Spitznamen „Bauer Willi“, unter dem er auch bekannt geworden ist. 

Es dauerte nicht lange, bis er den offenen Brief „Lieber Verbraucher“ veröffentlichte. Darin prangert er an, wie unterschiedlich die Kaufentscheidungen von Konsumenten im Gegensatz zu ihren Behauptungen sind. So kritisiert er unter anderem, dass die Gesellschaft zunehmend nach Umweltschutz und ökologisch verträglichem Anbau verlange, gleichzeitig aber nicht bereit sei, einen entsprechenden Preis dafür zu zahlen.

Gleiches gelte auch für die Herkunft der Produkte: Viele Verbraucher würden zwar behaupten, Wert auf regionalen Anbau zu legen. In der Realität kaufen sie aber dennoch „im Januar (!) die Weintrauben aus Chile, den Spargel aus Südafrika, die Mangos aus Brasilien und Äpfel aus China“ (Auszug aus „Lieber Verbraucher“). 

2016 veröffentlichte Kremer-Schillings sein erstes Buch mit dem Titel „Sauerei – Bauer Willi über billiges Essen und unsere Macht als Verbraucher“ (gibt es zum Beispiel bei **Amazon). Es handelt vor allem von dem vermeintlich schlechten Bild, das die Öffentlichkeit von Landwirtinnen und Landwirten hat. Viele darin gestellte Fragen – zum Beispiel „wie kann es sein, dass 500 Gramm Katzenfutter mehr kosten als ein ganzes Huhn“ – sorgten nach der Veröffentlichung für Debatten.

Kremer-Schillings Texte sind anklagend, direkt und provozierend. Die Aussage „dir sind Lebensmittel nichts wert“ gliedert sich dabei in eine ganze Reihe von Vorwürfen ein. Während sein Schreibstil von manchen als zu emotional kritisiert wird, sehen andere darin den Schlüssel zu seiner Bekanntheit. Denn je mehr Kremer-Schillings mit seinen Aussagen provoziert, desto mehr Leute werden auf ihn aufmerksam. Und damit auch die Politik: Allein im vergangenen Oktober traf Kremer-Schillings den Bundesvorsitzenden der Grünen Robert Habeck sowie Bundesumweltministerin Julia Klöckner (CDU). 

Grüne Kreuze als „stiller Protest“

Grüne Kreuze sollen den Protest der Landwirtschaft gegen das geplante Agrarpaket symbolisieren.
Grüne Kreuze sollen den Protest der Landwirtschaft gegen das geplante Agrarpaket symbolisieren.
(Foto: Wilhelm Kremer-Schillings)

Eines seiner aktuellen Projekte nennt Kremer-Schillings „#grüneKreuze„. Das Konzept ist simpel: Überall In Deutschland sollen grüne Kreuze aufgestellt werden; an Straßen, auf Feldern, in Gärten. Es soll eine Art „stiller Protest“ gegen das Agrarpaket sein, welches das Bundesministerium für Landwirtschaft und das Bundesumweltministerium im September 2019 vorgestellt haben.

Da das Agrarpaket noch vom Bundestag beschlossen werden muss, bevor es in Kraft tritt, sieht Kremer-Schillings die Chance, etwas zu ändern. An dem Agrarpaket kritisiert er unter anderem die zahlreichen Verbote, die das Höfesterben von mittleren und kleinen Betrieben noch weiter beschleunigen könnten. Die grünen Kreuze sollen „Mahnmale an die Gesellschaft“ sein und ein Bewusstsein für den Wert der heimischen Landwirtschaft schaffen. 

Bevor er als Bauer Willi bekannt wurde, arbeitete Kremer-Schillings unter anderem als Projektmanager in der Chemieabteilung des damaligen Schering-Konzerns (Vorgänger-Unternehmen der Bayer Pharma AG) und beschäftigte sich mit dem vermutlich krebserregendem Pestizid Betanal. Seine berufliche Vergangenheit sowie der Fakt, dass diese nicht auf seinem Blog oder in der Autorenbeschreibung seines Buches nachzulesen ist, führte zu Kritik. So wurde Kremer-Schillings in einem Artikel in der TAZ als „Chemie-Lobbyist“ bezeichnet. Dennoch betont Kremer-Schillings, wie wichtig ihm Transparenz und ein offener Dialog seien – ein Dialog zwischen Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft. 

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