Biosphärenreservate: Modellregionen für nachhaltige Entwicklung Von Sarah Brockhaus Kategorien: Umweltschutz Stand: 11. Oktober 2020, 20:14 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / herbert2512 Nachhaltige Entwicklung, Forschung und Bildung, Naturschutz – das alles spielt in Biosphärenreservaten eine Rolle. Denn sie sollen Modellregionen für ein Miteinander von Mensch und Natur sein. Biosphärenreservate: Hier wird nachhaltige Entwicklung erprobt und gelebt Wie kann ein Miteinander von Mensch und Natur nachhaltig funktionieren? Das ist die zentrale Frage, die hinter dem Konzept von Biosphärenreservaten steht. Zu diesem Zweck zeichnet die UNESCO, eine Unterorganisation der vereinten Nationen, bereits seit 1976 Biosphärenreservate aus. Sie sollen als Modellregionen dienen, wo nachhaltige Entwicklung erprobt und eine ausgewogene Beziehung zwischen Mensch und Umwelt gelebt wird. Grundlage für die Auszeichnung von Biosphärenreservaten ist das „Man and the Biosphere“-Programm, auf deutsch „Der Mensch und die Biosphäre“ oder auch kurz „MAB„. Das Programm hat die UNESCO 1971 ins Leben gerufen. Auf Grundlage natur- und sozialwissenschaftlicher Kenntnisse soll das Programm die Lebensumstände der Menschen verbessern, die natürlichen Grundlagen sichern und eine wirtschaftliche Entwicklung bewerben, die im Einklang mit der Natur stattfindet und soziale, ethische und kulturelle Aspekte miteinbezieht. Ziel ist es, ein weltweites Netz an Biosphärenreservaten zu schaffen, die im Austausch stehen, voneinander lernen und nach außen beispielhaft demonstrieren, wie ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur aussehen kann. Daher ist die Fläche, die in Biosphärenreservaten vollständig der menschlichen Nutzung entzogen ist, nur drei Prozent groß. Dies ist anders als bei Nationalparks, wo die Entwicklung der Natur frei von menschlichen Eingriffen im Vordergrund steht und die Fläche ohne menschliche Nutzung daher laut der Seite der Nationalen Naturlandschaften 75 Prozent beträgt. Wichtig an dieser Stelle: Der Wortbestandteil „Reservat“ im Wort „Biosphärenreservat“ hat nichts mit den Reservaten zu tun, in denen in Nordamerika die verbliebenen Ureinwohner leben. Das Wort Biosphärenreservat leitet sich ab von Biosphäre, was so viel wie Lebensraum bedeutet und reservare, was für erhalten und konservieren steht. Aufgaben und Ziele von Biosphärenreservaten Zur Bildungsarbeit gehören auch Naturerlebnispfade. (Foto: CC0 / Pixabay / oscarkari) Im Wesentlichen sollen Biosphärenreservate drei Funktionen erfüllen, die in den internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate benannt sind: Schutz der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme Wirschaftliche und menschliche Entwicklung, die ökologisch und soziokulturell nachhaltig ist Forschung und Bildung, zusammengefasst unter dem Schlagwort „Logistische Unterstützung“: Biosphärenreservate dienen einerseits einer fundierten wissenschaftlichen und praxisnahen Erprobung und Überwachung, wie ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur gestaltet sein soll, andererseits soll dieses Wissen weitervermittelt werden, deshalb ist Umweltbildung oder Bildung für nachhaltige Entwicklung ein zentraler Bestandteil der Aufgaben eines Biosphärenreservats. Darüber hinaus spielen die internationale Kooperation sowie im Rahmen des Biotop– und Artenschutzes auch die Wiederherstellung und Verbesserung von Ökosystemen eine wichtige Rolle. Auch die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit nach draußen sind von großer Bedeutung, um die modellhaft gelebten Lösungen bekannter zu machen. Zum Schutz der Arten und Ökosysteme ist ein Biosphärenreservat immer in drei Zonen unterteilt: Die Kernzonen liegen innerhalb des Naturschutzgebiets und sind frei von menschlicher Nutzung. Um die Kernzonen liegen die Pufferzonen oder auch Pflegezonen, wo eine schonende Bewirtschaftung erlaubt ist. Die Entwicklungszone nimmt den meisten Raum ein. Hier steht die Stärkung des ländlichen Raums und die Regionalentwicklung im Einklang mit der Umwelt im Vordergrund. Biosphärenreservate weltweit: Zahlen, Daten, Fakten Die weltweite Vernetzung spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung in Biosphärenreservaten. (Foto: CC0 / Pixabay / manfredrichter) 701 Biosphärenreservate in 124 Ländern gibt es weltweit, so der Stand im Juli 2019 laut UNESCO. Die ersten Biosphärenreservate entstanden 1978, also etwa sieben bis acht Jahre, nachdem das MAB-Programm ins Leben gerufen wurde. Heute nehmen sie mit 10 Millionen Quadratkilometern etwa zwei Prozent der Erdoberfläche ein und beheimaten 200 Millionen Menschen. Außerdem gibt es 20 grenzüberschreitende Biosphärenreservate, die sich auf zwei oder drei Länder gleichzeitig erstrecken. Das fördert die internationale Kooperation und Zusammenarbeit. Daneben gibt es auch Partnerschaften zwischen einzelnen Biosphärenreservaten aus verschiedenen Ländern, die sich gegenseitig unterstützen und austauschen, und kleinere Netze wie ein europäisches, ein lateinamerikanisches und so weiter. Für die Fortentwicklung der Biosphärenreservate gibt es drei wichtige Dokumente: Die Sevilla-Strategie von 1995, die MAB-Strategie 2015-2025 und der Lima-Action-Plan 2016. Sie konkretisieren die Ziele und Aufgaben der Biosphärenreservate und legen die Leitlinien für die nächsten Jahre fest. Daraus entwickeln die Länder Nationale Aktionsstrategien, wie sie die Entwicklung und den Schutz fördern und umsetzen. Biosphärenreservate in Deutschland Schafe sind ein Beispiel schonender wirtschaftlicher Nutzung. (Foto: CC0 / Pixabay / milivanily) In Deutschland gibt es insgesamt 16 Biosphärenreservate, darunter bekannte Landschaften wie der Spreewald, das Berchtesgadener Land, der Pfälzerwald, der Schwarzwald, Teile der Wattenmeere in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein und die Schwäbische Alb. Die Größen der Biosphärenreservate reichen von 235 Quadratkilometern bei Südost-Rügen bis hin zu 4.431 Quadratkilometern beim das Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Die Biosphärenreservate stehen repräsentativ für bestimmte Landschaftstypen und zeigen exemplarisch, wie nachhaltige Entwicklung gelebt werden kann. So verschieden die Biosphärenreservate sind, so verschieden sind auch ihre Schwerpunkte, Attraktionen und Maßnahmen. Einige haben ein Regionalmarke aufgebaut, mit der sie regional erzeugte Produkte und Dienstleistungen, die im Einklang mit der nachhaltigen Entwicklung sind, kennzeichnen. Sanften Tourismus fördern eigentlich alle Regionen, beispielsweise mit Mitfahrzentralen und attraktiven Umweltinformations- und Besucherzentren, die die Besonderheiten der Landschaft erläutern. Wenn du dich genauer über die einzelnen Biosphärenreservate in Deutschland informieren möchtest, bietet dir die UNESCO einen guten Überblick. Weiterlesen auf Utopia.de: Waldbaden – Shinrin Yoku die japanische Naturtherapie Regionalwert AG: Das ist das Prinzip der nachhaltigen Aktie Wie passen nachhaltig leben und weltweite Reisen zusammen? ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. 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