Bodenerosion ist in Deutschland ein bekanntes Problem: Jährlich verlieren wir Boden, der durch Wind und Wasser abgetragen wird. Das könnte vor allem in der Zukunft schwerwiegende Folgen haben.
Welche Flächen sind von Bodenerosion betroffen?
Bisher gibt es keine deutschlandweite Erfassung, wie viel Boden wir jährlich durch Bodenerosion verlieren. Laut dem Umweltbundesamt wird die Bodenerosion in einzelnen Bundesländern per Kartierung gemessen. Niedersachsen macht dies bereits seit 2000. Seit einiger Zeit hat sich auch Baden-Württemberg angeschlossen.
Die Messungen zeigen: Auf den beobachteten Flächen tragen Wind und Wasser im Durchschnitt 1,4 bis 3,2 Tonnen Boden pro Hektar ab. Auf besonders gefährdeten Flächen, zum Beispiel mit Hanglage, sind es sogar fünf Tonnen – das entspricht einer Menge von 0,5 Millimetern pro Jahr. Ein Sechstel des abgetragenen Bodens gelangt dabei in angrenzende Gewässer.
Laut Berechnungen des Umweltbundesamtes sind immerhin vierzehn Prozent aller Ackerböden in Deutschland stark bis sehr stark durch Erosion gefährdet. Das heißt, der voraussichtliche Abtrag liegt bei über drei Tonnen jährlich. 36 Prozent aller Böden sind mittel bis gering gefährdet.
Bodenerosion durch Wind
Es gibt zwei Arten, wie unser Boden abgetragen wird: Bei der Bodenerosion durch Wind transportiert der Wind die Bodenpartikel. Das geschieht laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe auf drei Arten:
- Der Wind kann die Partikel „kriechend“ transportieren. Das bedeutet, dass die Partikel entlang der Erdoberfläche bewegt werden. Das geschieht sehr langsam – der Wind bewegt die Erde höchstens ein paar Meter.
- Der Wind kann den Boden aber auch „springend“ transportieren. Dabei wirbelt er Partikel bis in eine Höhe von 50 Zentimetern und trägt sie so über etwas weitere Strecken, bis zum nächsten Hindernis – häufig eine Hecke oder hohes Gras am Feldrand. In der Fachsprache heißt das Saltation.
- Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Die Bodenpartikel bilden eine Suspension. Sie lösen sich übergangsweise in der Luft und können mehrere hundert Kilometer weit transportiert werden.
Ein entscheidender Faktor für die Winderosion ist die Windgeschwindigkeit.
Bodenerosion durch Wasser
Bei der Bodenerosion durch Wasser spült Regen den Boden fort. Diese Art der Bodenerosion ist in Deutschland die häufigere, so das Umweltbundesamt. Der Prozess funktioniert wie folgt:
- Wenn ein Regentropfen auf den Boden auftrifft, zerstört er durch die Wucht des Aufpralls zusammenklebende Bodenteilchen.
- Diese Teilchen zerfallen zu kleineren Bodenpartikeln und verstopfen häufig die Poren des Bodens.
- Der Boden verschlammt. Dadurch kann das Wasser nicht mehr darin versickern. Es fließt stattdessen an der Oberfläche ab und nimmt dabei kleine Bodenpartikel mit sich.
Vor allem Starkregen verursacht auf diese Weise Bodenerosion.
Ursachen von Bodenerosion
Wenn wir von Bodenerosion sprechen, reden wir normalerweise von der menschgemachten Bodenabtragung, die in Folge unserer Bewirtschaftungsweise stattfindet. Dabei kommen viele Umstände zusammen, die zum Verlust des Bodens führen. Auch natürliche Faktoren haben einen Einfluss auf die Bodenerosion.
- Die Korngröße des Bodens spielt eine entscheidende Rolle: Sandige Böden sind eher von Winderosion und weniger stark von Wassererosion betroffen, schluffige Böden (also Böden mit einer mittleren Größe von Bodenpartikeln, größer als Tonpartikel, aber kleiner als Sand) werden dagegen besonders stark durch Wasser abgetragen. Am wenigsten anfällig für Bodenerosion sind der Bundesanstalt für Geowissenschaften zufolge tonreiche Schluff- und Lehmböden. Das Umweltbundesamt fügt hinzu, dass Böden mit großem Humus-Anteil und vielen Poren besonders gut Wasser speichern können und deshalb weniger anfällig für Erosion sind.
- Die Hauptursache für Bodenerosion ist fehlende Vegetation: Durch den Ackerbau fehlt Teilen von Feldern oder auch ganzen Feldern eine schützende Vegetationsschicht, die mit ihren Wurzeln den Boden halten kann und mit ihren Blättern einen Schutz gegen Wind und Regen bietet.
- Außerdem verdichten Böden durch das Gewicht großer landwirtschaftlicher Maschinen. Ein verdichteter Boden kann kaum Wasser aufnehmen – es fließt stattdessen oberflächlich ab und sorgt so für Bodenerosion, so ein Informationsblatt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
- Pflüge verändern die Bodenstruktur auf eine Weise, die Bodenerosion begünstigt. Beispielsweise graben sie Erntereste tief in den Boden ein – so verliert der Boden die schützende Schicht aus Pflanzenresten. Auch der Pflug selbst trägt an der Oberfläche Boden ab. Mehr dazu erklärt das Umweltbundesamt.
- Böden mit Hanglage sind besonders stark durch Wassererosion gefährdet.
- Pflanzkulturen wie Mais, Kartoffel oder Winterweizen begünstigen die Bodenerosion. Der nackte Boden zwischen den Pflanzen kann leicht von Wind und Wasser abgetragen werden.
Folgen von Bodenerosion
Bodenerosion hinterlässt langfristig und zum Teil auch kurzfristig schwere Schäden auf der Ackerfläche und in der Umgebung. Man unterscheidet zwischen On-Site- und Off-Site-Folgen.
On-Site bezeichnen die negativen Folgen auf der Ackerfläche selbst. Dazu gehört vor allem, dass die fruchtbare Humusschicht an der Oberfläche schrumpft. Dem Umweltbundesamt hat das folgende Konsequenzen:
- Die Bodenfruchtbarkeit sinkt.
- Der Boden kann nicht länger als Filter arbeiten.
- Die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens geht zurück.
- Mineraldünger wird abgetragen.
- Der Lebensraum für Bodenlebewesen wird zerstört.
- Es kommt zu Ernteausfällen.
Aber auch benachbarte Flächen sind von der Bodenerosion betroffen. Das bezeichnen wir als Off-Site:
- Humus und Nährstoffe werden in Gewässer geschwemmt und verändern so deren Nährstoffgehalt. Es kann zur Eutrophierung kommen.
- Wohngebiete, Wege, Straßen und die Kanalisation werden verschmutzt.
- Lokal kann die Überschwemmungsgefahr steigen, weil das Wasser nicht mehr im Boden versickern kann.
- Abgetragener Boden kann auf benachbarte Felder gelangen und dort ebenfalls Schäden anrichten.
Was wir gegen Bodenerosion tun können
Bodenerosion lässt sich nur schwer rückgängig machen. In der Natur dauert es mehrere hundert Jahre, einen beschädigten Boden wieder aufzubauen. Daher ist es wichtig, unsere Boden zu schützen und zu erhalten. Dafür gibt es einige wirkungsvolle Maßnahmen, wie sie das Bundesland Sachsen auflistet:
- Das Wichtigste ist, den Boden möglichst die größte Zeit des Jahres zu begrünen. Nichts wirkt der Bodenerosion so stark entgegen wie eine Bodenbedeckung. Weit auseinander stehende Pflanzen wie Mais, Zuckerrüben oder Kartoffel schützen den Boden wenig. Eventuell lassen sie sich in Mischkulturen mit anderen Pflanzen anbauen.
- Beim Mulchsaatverfahren wird der Boden nach Aussaat einer Zwischenfrucht nicht gepflügt. Die Pflanzenreste bleiben also auf dem Boden. Dann können Bauern Pflanzen wie Mais anbauen, weil der Boden durch die Pflanzenrückstände vor Erosion geschützt ist.
- In Phasen, in denen der Boden nicht bepflanzt wird, sollte er zumindest mit Mulch bedeckt werden. Mulchen bedeutet, du bedeckst den Boden mit einer schützenden Schicht aus Pflanzenresten. Diese zersetzt sich mit der Zeit und versorgt den Boden mit Nährstoffen.
- Um den Wind auszubremsen, bietet es sich an, Hecken anzulegen.
- Gewässerrandstreifen oder Schutzpflanzungen können Gewässer schützen. Solche Pflanzungen filtern die Nährstoffe heraus, bevor sie in die Gewässer gelangen können.
- Humus können Landwirte in Form von Kompost oder Terra Preta wieder in den Boden einbringen. Das macht die Böden fruchtbarer und weniger anfällig für Erosion.
Auch du als Verbraucher kannst etwas gegen Bodenerosion tun: So setzt zum Beispiel der Bioland-Anbau in seiner Bewirtschaftung Zwischenfrüchte ein und arbeitet mit verschiedenen Fruchtfolgen, um die Bodenerosion zu verringern. Dasselbe gilt für den Demeter-Anbau. Halte deshalb bevorzugt nach Bioland- oder Demeter-zertifizierten Produkten Ausschau.
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