Carbon Leakage bezeichnet den Umstand, dass in anderen Ländern CO2-Emissionen entstehen können, wenn wir sie hierzulande vermeiden wollen. Wir erklären dir die Gründe für Carbon Leakage und wie sie sich vermeiden lässt.
Ein gängiges Argument gegen Klimaschutzmaßnahmen lautet: „Dadurch haben energieintensive Unternehmen höhere Kosten. Um diese zu vermeiden, verlagern sie ihre Produktion in Länder mit geringeren Umweltauflagen. Am Ende steht Deutschland als Wirtschaftsstandort schlechter da und an den weltweiten CO2-Emissionen hat sich nichts geändert.“
Dieses Phänomen bezeichnet man als „Carbon Leakage“. Es gibt noch weitere Arten von Carbon Leakage, wie eine vom Umweltbundesamt publizierte Analyse zeigt:
- Wenn Unternehmen in Staaten mit niedrigeren Umweltauflagen abwandern, fließen mehr Investitionen in diese Staaten und machen sie dadurch noch attraktiver.
- Wenn in Staaten mit strengen Umweltauflagen die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen sinkt, sinkt deren Preis auf dem Weltmarkt. Davon profitieren wiederum Staaten mit geringen Umweltauflagen.
In den folgenden Abschnitten erklären wir dir, wie die EU und Deutschland Carbon Leakage vermeiden wollen und werfen einen kritischen Blick auf die Maßnahmen.
EU-weite Maßnahmen gegen Carbon Leakage
2009 hat die EU ein europaweites Emissionshandelssystem (EHS) eingeführt. Im Emissionshandel stehen Unternehmen in energieintensiven Sektoren wie der Energiewirtschaft nur begrenzt CO2-Zertifikate zu. Wollen die Unternehmen zusätzliches CO2 ausstoßen, müssen sie zusätzliche Zertifikate erwerben. Die Gesamtzahl der verfügbaren Zertifikate ist allerdings begrenzt.
Durch diese Regelung entstehen für Unternehmen in energieintensiven Branchen unter Umständen höhere Kosten – und damit ein Anlass für Carbon Leakage. Aus diesem Grund hat die EU parallel zum EHS Maßnahmen beschlossen, die das Carbon-Leakage-Risiko eindämmen sollen.
Die EU hat dafür eine Liste mit Sektoren erstellt, in denen das Carbon-Leakage-Risiko besonders groß ist. Ein besonders großes Risiko ergibt sich, wenn die zusätzlichen Kosten für ein Unternehmen durch den Emissionshandel einen bestimmten Wert übersteigen und/oder wenn Unternehmen viel im- und exportieren. In Sektoren, die diese Kriterien erfüllen, erhalten Unternehmen mehr kostenlose CO2-Zertifikate – für bis zu 100 Prozent ihrer Emissionen.
Die EU aktualisiert die Liste regelmäßig. Zudem können Staaten zusätzliche Beihilferegelungen für weitere energieintensive Sektoren beschließen, wenn die EU diese genehmigt.
Nationale Maßnahmen gegen Carbon Leakage
Seit Anfang 2021 gibt es zusätzlich zum europäischen EHS eine deutschlandweite CO2-Bepreisung in den Bereichen Wärme und Verkehr. Um das dadurch entstehende Carbon-Leakage-Risiko zu verringern, will die Regierung Unternehmen in diesen Sektoren entlasten und hat eine entsprechende Verordnung mit dem Titel „Brennstoffemissionshandelsgesetz-Carbon-Leakage-Verordnung“ (BECV) auf den Weg gebracht.
Bei der Auswahl der zu entlastenden Unternehmen orientiert sich die nationale Regelung an der Liste der EU. Allerdings soll diese bei Bedarf erweitert werden können. Unternehmen, die von Beihilfe profitieren, sollen diese ab 2023 zu 50 Prozent und ab 2025 zu 80 Prozent in Klimaschutzmaßnahmen investieren.
Am dritten Mai gab es eine Anhörung zu der Verordnung im Bundestag. Sowohl betroffene Unternehmen als auch Umwelt- und Klimaschutzverbände übten Kritik:
- Aus Sicht von Wirtschaftsvertreter:innen müsste die Liste mit den betroffenen Sektoren noch erweitert werden. Mehrere bemängeln, dass insbesondere energieintensive Unternehmen im Mittelstand keine Beihilfe erhalten würden. Zudem kritisieren sie, dass ein großer Teil der Beihilfe in Klimaschutzmaßnahmen fließen soll.
- Umwelt- und Klimaschutzverbände kritisieren dagegen, dass die Sektorenliste erweitert werden soll. Zudem würden viele Unternehmen schon von einer Befreiung von der EEG-Umlage profitieren.
Wie sinnvoll sind Maßnahmen gegen Carbon Leakage?
In der vom Umweltbundesamt publizierten Analyse der Carbon-Leakage-Maßnahmen der EU heißt es, man müsse die Lage neu überdenken. Das hat mehrere Gründe:
- In den letzten Jahren haben immer mehr Länder Klimaschutzprogramme auf den Weg gebracht – das ist insbesondere eine Folge des Paris-Abkommens. Dadurch ist es wesentlich schwieriger, Carbon-Leakage-Risiken abzuschätzen.
- Maßnahmen gegen Carbon Leakage bremsen Klimaschutzmaßnahmen in den betroffenen Sektoren aus. Wenn ein Unternehmen mehr CO2-Zertifikate umsonst erhält, hat es keinen Anreiz, seine CO2-Emissionen zu senken. Um die Klimaerwärmung zu begrenzen, müssen die CO2-Emissionen in den nächsten Jahrzehnten jedoch in allen Sektoren sehr stark zurückgehen.
Carbon Leakage vermeiden – das kannst du tun
Als Verbraucher:in kannst du dazu auf zwei Wegen dazu beitragen, Carbon Leakage zu vermeiden und die damit verbundenden Entlastungen zu verringern:
- Kaufe Produkte, die in Deutschland und/oder Europa produziert wurden. Leider ist das nicht immer klar erkennbar – doch insbesondere nachhaltige Marken versuchen zunehmend transparent zu sein. Bei Lebensmitteln steht das Anbau- beziehungsweise Produktionsland oft dabei.
- Kaufe Produkte mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck. Auch das ist nicht ganz einfach, da es dafür kein offizielles Siegel gibt. Du kannst aber zumindest bei nachhaltigen Unternehmen einkaufen – wir geben dir weiter unten Tipps dafür.
- Bei Lebensmitteln kannst du darüber hinaus darauf achten, saisonal und regional einzukaufen. Klimareporter zufolge sieht der Gartenbauverband ein hohes Carbon-Leakage-Risiko durch die CO2-Bepreisung – da viele Gemüsesorten in beheizten Gewächshäusern wachsen. Das musst du nicht unterstützen. In der Saison kannst du beispielsweise Tomaten aus dem Freiland oder aus unbeheizten Gewächshäusern kaufen. Und Spargel im März von beheizten Feldern muss auch nicht sein. Der Utopia-Saisonkalender verrät dir, wann welches Obst und Gemüse Saison hat.
Ein paar Tipps für nachhaltigen Konsum:
- Nachhaltig einkaufen: 6 Shopping-Tipps für Klima und Umwelt
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- Nachhaltige Möbel & Öko-Möbel: Shops & Anbieter
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