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Cruelty-free Kosmetik: Das steckt dahinter

cruelty free Kosmetik
Foto: CC0/pixabay/sipa

Cuelty-free Kosmetik erteilt Tierversuchen eine strikte Absage. Warum das noch immer nicht für die Masse der Kosmetikprodukte gilt, erfährst du hier.

Bei cruelty-free Kosmetik geht es ohne Tierversuche

Die Aussage „cruelty-free“ auf Kosmetikprodukten zeigt dir, dass diese Marken grundsätzlich keine Tierversuche durchführen. Das englische Wort „cruel“ bedeutet „grausam“ und steht hier im Zusammenhang mit der Misshandlung oder dem Quälen von Tieren. Die Firmen verpflichten sich, die Inhaltsstoffe ihrer Produkte nicht an Tieren zu testen.

Tierversuche sind eine übliche Methode, um neue Wirkstoffe zu überprüfen. Der Deutsche Tierschutzbund und die Organisation Ärzte gegen Tierversuche setzten sich seit den 1980er Jahren für ein Verbot von unnötigen Tierversuchen ein. Der Tierschutzbund erläutert, dass mitunter veraltete Verordnungen Tierversuche vorschreiben. Es wurde nie überprüft, ob nicht neuere Methode bessere Resultate liefern könnten, ohne Tiere dabei zu quälen. Besonders kritisch sehen beide Vereinigungen dabei Versuche, wenn neue Kosmetikpräparate entwickelt werden.

Erst 2013 trat ein generelles Verbot von Tierversuchen für Kosmetika in Kraft. Seitdem gilt ein Verkaufsverbot innerhalb der EU: Produkte, die rein kosmetische Inhaltsstoffe enthalten, dürfen nicht an Tieren getestet werden. Das Verbot gilt auch für Importware aus Ländern außerhalb der EU, wenn der Verkauf dann in einem der EU-Mitgliedsstaaten geplant ist. Ebenso sind Tests für einzelne Inhaltsstoffe untersagt.

Aufgrund des späten Verbots ist die Wahrscheinlichkeit allerdings groß, dass für viele Wirkstoffe in Kosmetika zumindest früher einmal Tierversuche durchgeführt wurden. Aus Sicht von Ärzte gegen Tierversuche gibt es im engeren Sinne eigentlich keine tierversuchsfreie Kosmetik. Die Vereinigung führt an, dass es selbst für Olivenöl schon Tierversuche gab.

Das Zertifikat cruelty-free Kosmetik besagt daher, dass ab einem bestimmten Stichtag keine Tiere für die gekennzeichneten Kosmetika leiden mussten – und auch in Zukunft nicht leiden werden.

Cruelty-free Kosmetik: Noch immer eine Nische?

Viele Inhaltsstoffe in Kosmetik gehören unter die Chemikalienverordnung.
Viele Inhaltsstoffe in Kosmetik gehören unter die Chemikalienverordnung.
(Foto: CC0/pixabay/stevepb)

Trotz des Verbots von 2013 bleibt cruelty-free Kosmetik noch eine Ausnahme, die durch Siegel und Logos auf sich aufmerksam macht.

Wie kommt es, dass die rechtliche Situation in Deutschland nicht eindeutig ist?

  • Das Verbot ist auf die EU begrenzt
    • In anderen Teilen der Welt gelten mitunter andere rechtliche Vorgaben. Tierversuche für Kosmetik sind zugelassen oder werden sogar gefordert. Bevor ein Produkt in die Läden kommt, durchläuft es einen Zulassungsprozess. Dabei müssen die Unternehmen belegen, dass ihr Produkt sowie die Inhaltsstoffe gut verträglich sind. Tierversuche sind eine Methode, diesen Nachweis zu erbringen.
    • Der Zulassungsprozess richtet sich jeweils nach den nationalen Bestimmungen. Ärzte gegen Tierversuche berichtet, dass beispielsweise China größtenteils noch auf Tierversuche besteht. Das betrifft auch Produkte von ausländischen Firmen, die in China verkaufen möchten. Seit 2014 gibt es gewisse Lockerungen für in China produzierte Kosmetik. Möchte eine Marke ihre Produkte weltweit, also auch in China verkaufen, kommt sie manchmal um Tierversuche nicht herum.
  • REACH-Verordnung
    • Viele Inhaltsstoffe in Kosmetikartikeln fallen unter die europäische Chemikalienverordnung REACH. Ärzte gegen Tierversuche erklärt, dass manche Stoffe sowohl in Kosmetika als auch in anderen Produkten vorkommen – zum Beispiel in Reinigungsmitteln, Farben oder Möbeln. So kann zum Beispiel auch Jojobaöl an Tieren getestet sein, weil es auch in Reinigungsmitteln vorkommt. Auch UV-Filter in Sonnencreme fallen unter die Chemikalienverordnung.
    • Das Ziel der REACH-Verordnung ist es, möglichst alle bekannten Chemikalien zu testen. So soll sie sicherstellen, dass die verwendeten Stoffe unbedenklich sind. Besonderes strenge Anforderungen gibt es für Stoffe, die in hoher Konzentration in Produkten vorkommen. Gibt es keine anderen Methoden, um die geforderten Ergebnisse zu erhalten, sind Tierversuche als letztes Mittel erlaubt. Die Verordnung spricht dann von notwendigen Tierversuchen. Gibt es jedoch schon frühere Ergebnisse zu dem Stoff, kann ein erneuter Test unterbleiben. 

Die cruelty-free Alternativen zu Tierversuchen

In der Vergangenheit wurden viele natürliche Produkte an Tieren getestet.
In der Vergangenheit wurden viele natürliche Produkte an Tieren getestet.
(Foto: CC0/pixabay/timokefoto)

Die Aussagekraft von Tierversuchen ist umstritten: Ärzte gegen Tierversuche weisen darauf hin, dass sich menschliches Gewebe von tierischem unterscheidet. Viele der Ergebnisse aus Tierversuchen müssen nicht unbedingt auf den Menschen zutreffen und können deshalb irreführend sein. Weiterentwicklungen in Medizin und Technik ermöglichen inzwischen Alternativen zu Tierversuchen.

Der Tierschutzbund nennt einige dieser alternative Methoden.

  • Zellkulturen: Sie bieten eine direktere Möglichkeit, die Wirkstoffe zu testen. Im Labor lassen sich fast alle Gewebearten nachbilden. Diese Tests geben genauere Auskunft darüber, wie sich ein Stoff auf menschliche Haut auswirkt, als ein Test auf der Haut eines Tieres.
  • Computermodelle: Computergesteuerte Simulationen können die wahrscheinliche Wirkung eines Inhaltsstoffes berechnen. 
  • Probanden: PETA berichtet, dass es auch menschliche Studien an freiwilligen Testpersonen gibt.

Cruelty-free, vegan oder Naturkosmetik: Das sind die Unterschiede

Natürliche Inhalststoffe müssen nicht cruelty-free sein.
Natürliche Inhalststoffe müssen nicht cruelty-free sein.
(Foto: CC0/pixabay/Monfocus)

Cruelty-free muss nicht vegan bedeuten – umgekehrt muss vegane Kosmetik nicht cruelty-free sein. Wie schon angesprochen ist es sogar wahrscheinlich, dass pflanzliche Wirkstoffe in der Vergangenheit an Tieren getestet wurden. Viele vegane Marken verzichten aber dennoch auf solche leidvollen Testverfahren. Erkennen kannst du sie zum Beispiel an kombinierten veganen und cruelty-free-Siegeln.

Naturkosmetik kann cruelty-free sein, muss aber nicht. Einige der Marken gehören inzwischen zu weltweit agierenden Konzernen, die möglicherweise noch Tierversuche durchführen.

Um herauszufinden, ob ein Produkt cruelty-free ist, helfen dir Positivlisten:

  • Die Website von PETA zählt Unternehmen auf, die Tierversuchen eine Absage erteilen. Mit einer alphabetischen Suchfunktion kannst du die Marken leichter finden. Auf einer Negativliste bekommst du außerdem auch Unternehmen angezeigt, die noch Tierversuche durchführen.
  • Der Deutsche Tierschutzbund führt ebenfalls eine Positivliste, die online abrufbar ist.

Im Laden erkennst du cruelty-free Kosmetik zum Beispiel an diesen Siegeln:

  • Leaping Bunny – Das Siegel gilt für Kosmetik und Reinigungsprodukte. Ab einem Stichtag verpflichtet sich das Unternehmen, weltweit auf Tierversuche zu verzichten. Das Siegel umfasst auch Stoffe, die das Unternehmen von anderen Herstellern einkauft. Das Siegel vergibt die Coalition for Consumer Information on Cosmetics und die European Coalition to End Animal Experiments.
  • Hase mit schützender Hand – Um dieses Siegel zu erhalten, muss die betreffende Marke nicht nur selbst auf Tierversuche verzichten, sondern darf auch keinem Konzern angehören, der solche Versuche durchführt. Wirkstoffe, die nach 1979 erstmalig an Tieren getestet wurden, sind verboten. Weiter sind Stoffe untersagt, für die Tiere leiden mussten. Das Siegel vergibt der Deutsche Tierschutzbund zusammen mit dem Internationalen Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik e.V. (IHTK).
  • „PETA approved – global animal test policy“ – Dieses Logo der Tierschutzorganisation PETA bezieht ebenfalls die Rohstoffe mit ein. Mit dem Zusatz „vegan“ sind auch alle tierischen Inhaltsstoffe untersagt.

Eine größere Zusammenfassung von Listen und Siegeln gibt es auf der Website von Ärzte gegen Tierversuche.

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