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Einweg oder Mehrweg, Glas- oder Plastikflaschen: Was ist umweltfreundlicher?

einweg mehrweg umweltfreundlich
Foto: Sven Christian Schulz / Utopia

Beim Griff zu Getränken im Supermarkt kannst du zwischen Einweg- und Mehrweg-Flaschen wählen, zudem auch aus verschiedenen Materialien. Doch die Unterschiede für die Umwelt sind enorm.

Im Supermarkt oder Getränkemarkt kommen Getränken in allerlei verschiedenen Verpackungen daher: Einwegflaschen, Mehrwegflaschen, Glas, Plastik, Tetrapak. Sich da bewusst für eine umweltfreundliche Variante zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. Wir erklären dir, wie umweltfreundlich die verschiedenen Verpackungen sind – und mit welcher Variante du nichts falsch machen kannst.

Pfandsystem gibt keine Aussage über Mehrfachverwendung

Bei den Discountern stapeln sich Wasser, Apfelschorle und Säfte in Einwegflaschen aus Plastik. 25 Cent Pfand müssen Kund:innen pro Flasche zahlen und bekommen das Geld am Pfandautomaten später zurück. Doch auch wenn Discounter ihre Plastikflaschen als umweltfreundlich verkaufen, sind sie in Wirklichkeit das genaue Gegenteil:

  • Die Plastikflaschen werden zwar gesammelt und gewaschen, doch ein vollständiges Recycling der Flaschen gibt es in Deutschland nicht. Es wäre zu aufwendig und zu teuer. Die PET-Flaschen werden stattdessen geschreddert, eingeschmolzen und sind dann nur schwer verwertbar. Nur ein Viertel des eingeschmolzenen Plastiks geht in die Herstellung neuer Flaschen.
  • Da der eingeschmolzene Kunststoff verfärbt ist, taugt er meistens nicht mehr als Material für klare Wasserflaschen. Aus ihm können nur noch Folie oder Fasern hergestellt werden.
  • Einwegflaschen werden daher häufig nur für eine einzige Abfüllung produziert. Für jeden Liter Mineralwasser ist also neues Plastik notwendig.

Übrigens: Lange gab es Ausnahmen von der Pfandpflicht, zum Beispiel bei Spirituosen und gewissen Säften. Seit dem 01. Januar 2022 sind alle PET-Flaschen und Dosen pfandpflichtig.

Das sind Mehrwegflaschen

Alle Flaschen sind mit „Mehrweg“ oder „Einweg“ gekennzeichnet und auch die Höhe des Pfands ist unterschiedlich. Im Gegensatz zum 25-Cent-Pfand auf Einwegflaschen liegt die Pfandsumme bei Mehrwegflaschen nur bei acht oder 15 Cent. Kund:innen können dadurch feststellen, um welchen Flaschentyp es sich handelt.

Auch zwischen Mehrwegflaschen gibt es Unterschiede. Denn unter dem Begriff „Mehrweg“ fallen Glasflaschen und besonders stabile Plastikflaschen.

  • Glasflaschen können bis zu 50 Mal neubefüllt werden
  • Mehrweg-Plastikflaschen werden maximal 25 Mal wiederverwertet.

Plastik- oder Glasflaschen: Ökobilanz abhängig von Flaschengröße und Transport

Mehrwegflaschen aus Glas und Plastik.
Mehrwegflaschen aus Glas und Plastik.
(Foto: Sven Christian Schulz / Utopia)

Mineralwasser aus Mehrwegflaschen ist in jedem Fall die umweltfreundlichere Wahl. Ob dabei aber die Flasche aus Plastik oder Glas umweltfreundlicher ist, lässt sich nicht pauschal festlegen. Die Mehrweg-PET gilt bis zu einem gewissen Punkt sogar als umweltfreundlicher, wenngleich sie weniger oft befüllt werden kann und später schwer zu recyceln ist. 

Laut einer Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg sind zum Beispiel regional vertriebene 0,5-Liter Mehrweg-Glasflaschen im Vergleich zu 0,5-Liter PET-Einwegflaschen noch ökologisch überlegen. Vergleicht man allerdings die 1,5-Liter PET-Einwegflaschen mit einer 0,7-Liter Glas-Mehrwegflasche, können keine eindeutigen Vor- und Nachteile mehr festgestellt werden – sofern der Transportweg der Plastikflasche gering ist. Das Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt wird durch die zunehmende Flaschengröße besser, zugunsten des Einwegplastiks.

Der Grund sind die Transportwege und die Größe der Flasche: Weil Glasflaschen schwerer als Mehrweg-Plastikflaschen sind, fallen auch mehr Transportemissionen an. Bei Mineralwasser aus der Region ist die Glasflasche Trumpf. Der Transportweg ist beim Discounter-Mineralwasser häufig besonders weit, da die Flaschen oftmals in einer zentralen Abfüllanlage für alle Filialen befüllt werden.

Wichtig: Zudem könnten Plastikflaschen auch gesundheitliche Folgen für den Menschen haben. Denn es besteht der Verdacht, dass hormonell wirksame Chemikalien aus den Flaschen ins Wasser übergehen können.

Plastik und Glas vs. Tetrapak

Getränkekartons wie Tetrapaks sind vom Pfandsystem ausgenommen und sind Einwegverpackungen. Sie bestehen aus verschiedenen Schichten: Karton, Kunststoff und meistens noch Aluminium. 

Im Vergleich von 2002 und 2014 hat das Gesamtgewicht eines Getränkekartons um durchschnittlich 9g/l zugenommen. Auch der jeweilige Kunststoffanteil ist gewachsen auf ca. 70 Prozent des Getränkekartons. Die frühere Annahme, Getränkekartons seien in der Umweltbilanz aufgrund ihres Gewichts und ihres geringen Kunststoffanteils vorteilhafter als Mehrwegflaschen, ist so nicht mehr haltbar.

Das Recycling ist sehr aufwendig, da die verschiedenen Schichten getrennt werden müssen. Dafür musst du Getränkekartons außerdem in der gelben Tonne beziehungsweise im gelben Sack entsorgen.

Bei Getränkekartons kannst du darauf achten, dass das Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt oder die Bestandteile aus recyceltem Material bestehen.

Fazit für gekauftes Wasser: Material und Transportwege entscheidend für Klimabilanz

Fazit: Leitungswasser schlägt Einweg und Mehrweg
Fazit: Leitungswasser schlägt Einweg und Mehrweg
(Foto: Sven Christian Schulz / Utopia)

Wer auf der Suche nach dem umweltfreundlichsten Wasser ist, muss also Folgendes beachten: Neben dem Material der Flasche sind auch die Transportwege und das Flaschenvolumen entscheidend für die Umweltbilanz. Mineralwasser aus Plastikflaschen ist zwar leicht zu transportieren, das Plastik jedoch nicht gut für die Umwelt. Die Ökobilanz der Plastikflasche wird mit zunehmender Flaschengröße besser. Denn bei Glasflaschen sorgt umgekehrt das hohe Gewicht für eine schlechte CO2-Bilanz, insbesondere je länger der Transportweg wird. Wenn du Getränkekartons richtig entsorgst und sie möglichst regional beziehst, dann liegen sie mit Mehrweg-Glas gleichauf.

Fazit: Regionales Wasser in Mehrwegflaschen hat noch die beste Klimabilanz von gekauftem Wasser.

Unsere Empfehlung: Leitungswasser

Leitungswasser ist und bleibt der perfekte Durstlöscher: Gute Ökobilanz, sehr hohe Qualität und kostengünstig.
Leitungswasser ist und bleibt der perfekte Durstlöscher: Gute Ökobilanz, sehr hohe Qualität und kostengünstig.
(Foto: CC0 / Pixabay / Skitterphoto)

Die zufriedenstellende Lösung ist und bleibt aus unserer Sicht das Leitungswasser. Leitungswasser hat in Deutschland eine sehr gute Qualität, so die Verbraucherzentrale. Laut verschiedenen Tests übertrifft die Qualität von Leitungswasser in Deutschland sogar viele Mineralwasser aus der Flasche. Zudem ist es das am besten überwachte Lebensmittel in Deutschland, dafür sorgt die Trinkwasserverordnung. Es ist also bedenkenlos trinkbar, solange im Haus keine Bleileitung verlegt ist. Es ist hundertmal preiswerter als gekauftes Wasser aus der Flasche und hat eine deutlich bessere Ökobilanz. Hier fallen weder Plastik noch viel CO2 an. Es enthält auch keine möglichen Chemikalien, die sich aus Plastikflaschen lösen können.

Und wenn du auf Kohlensäure nicht verzichten kannst oder willst, kannst du Leitungswasser durch einen Wassersprudler mit Kohlensäure versetzen.

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Überarbeitet von Kilian Loesch

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