Einwegpfand – was bedeutet das eigentlich und was genau passiert mit deiner Flasche, nachdem du sie am Pfandautomaten abgegeben hast? Wir haben alle wichtigen Fakten dazu gesammelt.
Seit 2003 gibt es in Deutschland das sogenannte Einwegpfand. Das ist eine Pfandpflicht auf Einweggetränkeverpackungen.
Einwegpfand erkennst du laut Verbraucherzentrale an der Kennzeichnung der Deutschen Pfandsystem GmbH. Diese Kennzeichnung besteht aus dem DPG-Zeichen und dem EAN-Code (Strichcode) und muss gut sichtbar auf dem Flaschenetikett platziert sein. Das Einwegpfand und die Erstattung betragen immer 25 Cent.
Getränke mit Einwegpfand sind:
- verschiedene Wassersorten
- Erfrischungsgetränke
- Frucht- und Gemüsegetränke als Schorle
- Bier und Alkoholmischgetränke wie Alkopops
- Eistee und Eiskaffee
- alle Milchmischgetränke mit weniger als 50 Prozent Milch
Einwegpfand: So funktioniert die Rückgabe
Du kannst Flaschen und Verpackungen mit Einwegpfand überall dort zurückbringen, wo Produkte aus dem gleichen Material verkauft werden. Dabei ist es nicht wichtig, ob die Rückgabe im gleichen Laden erfolgt, wo du das Getränk gekauft hast.
- Das bedeutet: Läden, die Plastikflaschen verkaufen, können Plastikflaschen annehmen.
- Läden, die beispielsweise nur Dosen verkaufen, können nur Dosen annehmen.
- Ausnahme: Kleine Läden wie Tankstellen oder Kioske müssen nur das Einwegpfand von Getränken annehmen, die sie auch selbst verkaufen.
In den meisten Fällen steht in den Läden ein Einwegpfand-Automat für die Rückgabe bereit. Ein Nachteil von Automaten ist aber, dass sie das Einwegpfand nur akzeptieren, wenn die Verpackung nicht beschädigt oder zerdrückt ist.
- Hast du das Etikett mit der Einwegpfand-Kennzeichnung und dem Strichcode verloren oder ist es kaputt? Die Verkäufer*innen können in der Regel an der Form erkennen, um welches Getränk es sich handelt, deine Flasche annehmen und dir das Pfand auszahlen.
- Falls sich die Verkaufsstelle weigert, dein Einwegpfand anzunehmen, rät die Verbraucherzentrale dazu, sich bei der zuständigen Überwachungsbehörde zu beschweren. Die Verbraucherzentrale stellt dafür online einen Musterbrief zur Verfügung.
Schon gewusst? Hast du das Einwegpfand in Form eines Bons erstattet bekommen, ist dieser für die kommenden drei Kalenderjahre gültig.
Das geschieht nach der Rückgabe mit deiner Pfandflasche
Hast du dich schon immer gefragt, was genau mit einer PET-Flasche mit Einwegpfand passiert, nachdem du sie am Automaten abgegeben hast? Wir gehen mit ihr auf die Reise.
- Zuerst sammelt die Verkaufsstelle die leeren Einwegflaschen und -dosen. Sie sortiert die Flaschen und drückt sie platt.
- Danach kommt das Leergut ins Zentrallager, wo es zu großen Ballen gepresst wird.
- Anschließend kommen die PET-Flaschen in die Recyclingwerke. Dort entfernen Arbeiter*innen das Etikett und den Deckel der Flaschen und sortieren sie der Farbe nach.
- Anschließend durchlaufen die Pfandflaschen noch etliche weitere Arbeitsschritte: Sie werden gemahlen, gewaschen, getrocknet, geschmolzen und zum sogenannten Rezyklat verarbeitet.
- Dieses Rezyklat verwenden andere Hersteller*innen, um neue Flaschen oder andere Produkte daraus herzustellen. Nach gründlicher Reinigung gelangen diese dann wieder in den Handel.
Übrigens: Nicht nur PET-Flaschen, sondern auch Aluminiumdosen werden gepresst und mithilfe von heißer Luft entlackt und geschmolzen. Das flüssige Aluminium gießt man in Walzbarren und lässt es trocknen. Diese Walzbarren kann dann die Industrie wiederverwerten.
Ob Flaschen- oder Dosen-Recycling: Verpackungen mit Einwegpfand lassen sich also nicht direkt weiterverwenden. Die Industrie muss aus dem Material erst ein neues Produkt herstellen und verbraucht dabei auch jedes Mal wieder aufs Neue viele Ressourcen. Genau das ist der Unterschied zum Mehrwegpfand.
Einwegpfand und Mehrwegpfand: Das ist der Unterschied
Anders als Flaschen mit Einwegpfand können Verbraucher*innen solche mit Mehrwegpfand mehrmals nutzen: Die Industrie muss in diesem Fall keine neuen Produkte aus dem alten Material herstellen, sondern reinigt die Flaschen nur gut und befüllt sie dann neu. Das Mehrwegpfand beträgt bei Bierflaschen 8 Cent und bei anderen Flaschen 15 Cent.
Anders als beim Einwegpfand sind die Verkaufsstellen aber gesetzlich nicht dazu verpflichtet, das Mehrwegpfand zurückzunehmen.
Das sind die Vor- und Nachteile von Einwegpfand
Die Einwegpfand-Industrie wirbt mit folgenden Vorteilen für Einwegpfand:
- Plastikflaschen mit Einwegpfand sind leichter als Glasflaschen mit Mehrwegpfand. Sie lassen sich somit besser transportieren.
- Auch ist das Verletzungsrisiko bei Plastik geringer als bei Glas.
Doch es gibt auch etliche Nachteile von Einwegpfand, die du kennen solltest:
- Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) steigt seit mehreren Jahren der Anteil von Plastikflaschen mit Einwegpfand an, die der Handel verkauft. Produkte mit Mehrwegpfand haben dagegen in den letzten Jahren an Marktanteil verloren. Dass die Verbraucher*innen immer mehr Plastikflaschen kaufen, bedeutet auch, dass die Industrie mehr fossile Rohstoffe verbraucht.
- Außerdem ist das Einwegpfand-System im Gegensatz zum Mehrwegpfand kein geschlossener Kreislauf: Aus den recycelten Flaschen entstehen nicht nur neue Getränkeflaschen, sondern auch Produkte wie Folien, Fasern oder Flaschen, die nicht in direkten Kontakt mit Lebensmitteln kommen.
- Laut NABU schätzt das Umweltbundesamt, dass jährlich etwa vier Prozent aller Einwegpfandprodukte nicht zurückgegeben werden – das sind 720 Millionen Flaschen und Dosen. Stattdessen werfen die Menschen sie in den Restmüll, den Gelben Sack oder leider auch in die Natur. Diese Schätzung steht der Angabe des Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ) entgegen, dass knapp 99% der Einwegpfandflaschen ihren Weg zurück zur Industrie fänden. Es ist also zumindest fraglich, ob dieser hohe Wert tatsächlich die Realität widerspiegelt.
- Zudem mahnt der NABU, dass durch das Pfandsystem ein sogenannter Pfandschlupf entstehe. Das bedeutet, dass der Handel und die Abfüller*innen davon profitieren, wenn Verbraucher*innen Flaschen nicht zurückgeben. Dadurch entstand im Jahr 2015 nach Schätzungen des NABU ein Pfandschlupf von 180 Millionen Euro. Dieser zieht auch einen großen Preiswettkampf beispielsweise bei Mineralwasser nach sich. So kommt es, dass Mineralwasser in Einwegflaschen teilweise weniger kosten kann als Wasser in Mehrwegflaschen. Andere Länder wie beispielsweise Dänemark haben von Anfang an unterbunden, dass Hersteller am Pfandschlupf verdienen konnten: Sie haben das daraus gewonnene Geld stattdessen für Umweltprojekte eingesetzt.
Diese Alternativen hast du, um Einwegpfand zu vermeiden
Getränke mit Einwegpfand sind zwar praktisch für unterwegs – trotzdem solltest du sie möglichst vermeiden. Denn sie zu recyclen und wiederzuverwenden verbraucht viele Ressourcen und Energie.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt, am besten Mehrwegflaschen zu nutzen, die in der Region neu befüllt werden. Denn kurze Transportwege haben eine gute Umweltbilanz. Es gibt aber auch noch weitere Alternativen, die wir dir zum Schluss kurz vorstellen:
- Verzichte auf gekauftes Mineralwasser und steige auf Leitungswasser statt Plastikflaschen um. Laut Stiftung Warentest ist in Deutschland Leitungswasser oft besser als Mineralwasser, was die Qualität angeht. Ist dir das Leitungswasser zu still, kannst du es zu Hause mit Kohlensäure versetzen, indem du einen Wassersprudler verwendest.
- Nutzt du gern leichte Plastikflaschen für Reisen oder Ausflüge? Kaufe dir stattdessen eine oder mehrere Trinkflaschen für unterwegs, die du auch unterwegs am Wasserhahn auffüllen kannst. So hilfst du aktiv, Umweltressourcen zu sparen. Tipp: Mit einer Isotherm-Trinkflasche bleibt dein Getränk im Sommer für lange Zeit kühl – und im Winter warm.
- Indem du Softdrinks in Plastikflaschen meidest, trägst du dazu bei, den Plastikverbrauch durch Einwegpfand-Produkte zu reduzieren. Stattdessen kannst du zum Beispiel Sirup selber machen und damit eine erfrischende Schorle anrühren.
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