Energiearmut ist aufgrund der stark steigenden Energiekosten zurzeit sehr präsent. Wir erklären dir in diesem Artikel, was Energiearmut ist und was du gegen hohe Energiekosten tun kannst.
Was ist Energiearmut?
Eine genaue Definition von Energiearmut gibt es in Europa oder Deutschland bisher nicht. Typische Anzeichen von Energiearmut sind Schwierigkeiten beim Begleichen von Energierechnungen und fehlende Wärmedämmung (aufgrund zu hoher Kosten). Mögliche Lösungsansätze liegen an der Schnittstelle zwischen Sozialpolitik, Energiepolitik und Verbraucherpolitik.
Ein zentraler Grund für Energiearmut sind meist steigende Energiekosten. Folgende weitere Gründe spielen aber auch eine Rolle:
- steigende Mieten
- sinkende Einkommen
- kleine Renten
Energiearmut ist nicht erst seit kurzem ein Thema. Personen, die finanzielle Unterstützung für ihren Lebensunterhalt beziehen, erhalten in Deutschland auch Unterstützung, um den Regelbedarf an Energiekosten zu decken. Für den Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) ist das Problem der Energiearmut vor allem ein Einkommensproblem. Der BNE sieht die staatliche Sozialabsicherung in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Bürger:innen ihre Strom- und Heizkosten bezahlen können.
Auf europäischer Ebene ist der Fokus auf Energiearmut deutlich größer geworden. So hat sich die EU 2019 verpflichtet, Maßnahmen für schutzbedürftige Verbraucher:innen zu ergreifen. Sie hat damit Energiearmut zu einer politischen Priorität gemacht.
Energiearmut: Die aktuelle Situation
2020 konnten laut der Europäischen Kommission rund 36 Millionen Menschen in Europa ihre Wohnung nicht angemessen heizen. Energiearmut kann Folgen für die Gesundheit, das Wohlbefinden, soziale Integration und die Lebensqualität haben.
In den letzten Monaten ist Energiearmut noch stärker in den Mittelpunkt gerückt. Die Energiekosten in Deutschland haben sich im März 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 80 Prozent erhöht. Laut der Tagesschau gibt es verschiedene Gründe dafür:
- Nach dem Corona-Einbruch hat sich die Weltwirtschaft wieder erholt. Durch eine gesteigerte Industrieproduktion steigt auch die Energienachfrage.
- Energiepreise erhöhen sich aufgrund der höheren Preise für CO2-Emissionen. 2021 führte die Bundesregierung CO2-Emissionszertifikate ein, um Energie aus fossilen Brennstoffen teurer zu machen. Dabei handelt es sich um eine wichtige Maßnahme gegen den Klimawandel.
- Letztlich hat auch der Krieg, den Russland seit Februar 2022 gegen die Ukraine führt, Auswirkungen auf die Energiepreise.
Das Thema der Energiearmut wird also in den nächsten Monaten weiter relevant bleiben.
Politische Maßnahmen gegen Energiearmut
Es gibt verschiedene politische Ansätze, um Energiearmut zu bekämpfen. Diese werden schon seit Jahren diskutiert. In diesem Jahr geht es aber um eine außergewöhnlich hohe Belastung durch extrem angestiegene Energiekosten. Daher hat die Bundesregierung in zwei Entlastungspaketen verschiedene Maßnahmen beschlossen, die Verbraucher:innen entlasten sollen.
Das erste Entlastungspaket umfasst folgende Punkte:
- Die EEG-Umlage entfällt zum Juli 2022.
- Wer Wohngeld bezieht, erhält einen einmaligen Heizkostenzuschuss von 270 Euro. Studierende und Auszubildende erhalten 230 Euro.
- Die Entfernungspauschale (steuerliche Vorteile für Pendler:innen) und die Mobilitätspauschale steigen.
- Der Grundfreibetrag und Arbeitnehmerpauschalbetrag steigen.
Das zweite Entlastungspaket ergänzt das erste Paket um folgende Punkte:
- Es gibt eine einmalige Energiepreispauschale von 300 Euro.
- Ein 9-Euro-Ticket wird eingeführt.
- Die Energiesteuer auf Kraftstoffe wird für drei Monate gesenkt.
- Ein Kinderbonus von 100 Euro pro Kind wird ausgezahlt.
- Empfänger:innen von Sozialleistungen erhalten eine Zahlung von 200 Euro.
- Empfänger:innen von Arbeitslosengeld 1 erhalten eine Zahlung von 100 Euro.
Was kannst du tun, um Energie zu sparen?
Energiesparen lohnt sich nicht nur, um Energiearmut zu verhindern. Es ist auch dringend notwendig, um den Klimawandel zu bremsen. Du kannst in deinem Haushalt einiges tun oder ändern, um Energie einzusparen:
- Viele kleine Anpassungen können zum Energiesparen beitragen. Kleinigkeiten wie nachts den WLAN-Router abzuschalten können in der Summe schnell die Kosten senken.
- Verschiedene Energiespar-Apps unterstützen dich dabei, deinen Stromverbrauch zu senken. Zum Beispiel helfen sie dir, deinen Handy-Akku zu schonen oder deinen Heizungs- und Stromverbrauch im Blick zu behalten.
- Hast du schon mal über ein smartes Thermostat nachgedacht? Es erlaubt dir, deine Heizung über eine App zu steuern. Dadurch kannst du die Heizung genau an deinen Bedarf anpassen und vermeidest unnötiges Heizen.
- Du kannst dich auch professionell beraten lassen, um deinen Energieverbrauch zu reduzieren. Dafür gibt es verschiedene Beratungsangebote. Eines davon ist Teil des Projekts Stromspar-Check der Caritas. Es richtet sich insbesondere an Menschen mit geringem Einkommen.
Und was kannst du konkret tun, um einen Beitrag gegen Energiearmut zu leisten?
- Auf europäischer Ebene gibt es die Beratungsplattform Energiearmut (Energy Poverty Advisory Hub – EPAH). Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, Energiearmut zu beseitigen. Dafür stellt sie Ressourcen zu Verfügung, die konkrete Aktionen zur Bekämpfung von Energiearmut unterstützen sollen.
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