Unser Hunger auf Erdbeeren ist so groß, dass Erdbeeren aus deutschem Anbau den Bedarf selbst zur Hochsaison nicht decken können. Wir werfen einen kritischen Blick auf die leckere Frucht.Erdbeeren werden allgemein als Obst oder Beere bezeichnet, botanisch gesehen handelt es sich aber um Nüsschen – gemeint sind damit die kleinen, gelblich-braunen Punkte an der Außenseite der Erdbeere. Außerdem sind nicht alle Erdbeeren rot.
Wie bei allen Obst- und Gemüsesorten gibt es nicht nur eine einzige Sorte, sondern über 1.000 verschiedene Erdbeersorten, die auf die wilde Walderdbeere zurückgehen und weltweit zum Anbau gezüchtet wurden und werden. Viele Erdbeeren, die es bei uns im Supermarkt gibt, kommen heute aus Spanien.
Wann ist in Deutschland Erdbeersaison?
Wann die Saison beginnt, hängt vom Wetter ab. In vielen Regionen Deutschlands sind inzwischen schon im Mai regionale Erdbeeren zu haben. Traditionell beginnt die Hauptsaison der Erdbeeren im Juni und dauert nur etwa sechs bis acht Wochen an, also bis etwa Mitte oder Ende Juli.
Im Gespräch mit Utopia geben allerdings Anbaubetriebe und Fachleute an, dass sich die Saison aufgrund des Klimawandels tendenziell nach vorne verschiebt. Da in Deutschland immer mehr Erdbeeren unter Schutzabdeckungen angebaut werden und zudem mitunter dauerblühende Sorten zum Einsatz kommen, ist teils sogar eine deutlich verlängerte Erntesaison von Anfang Mai bis in den September möglich.
Das bedeutet nicht, dass alle Erdbeeren im Sommer auch wirklich von deutschen Feldern stammen, denn der deutsche Anbau deckt die Nachfrage nicht ab. Auch Früchte, die schon im frühen Frühjahr oder im Herbst angeboten wird, stammen oft aus dem Ausland – meist aus Spanien – oder dem beheizten Gewächshaus.
Wie gesund sind Erdbeeren eigentlich?
Egal, welche Sorte: Erdbeeren enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und sind reich an Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium und Kalium. Sie enthalten auch Folsäure, Vitamin B9 und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe. Daher sind Erdbeeren prinzipiell gesund. Allerdings gilt: Je frischer die Erdbeeren, desto vitamin- und nährstoffreicher sind sie. Am besten genießt man sie während der Saison aus regionalem (Bio-)Anbau.
Wie sieht der Erdbeer-Anbau in Deutschland und im Ausland aus?
In Deutschland, Spanien, Italien und Marokko reifen die meisten Erdbeeren im Freiland, wo sie in langen Reihen wachsen und per Hand geerntet werden. Varianten mit Folientunnel, Vliesabdeckung oder schwarzen Folien dienen dazu, die Reife zu beschleunigen und die Früchte vor Hitze oder Verschmutzung zu schützen. Der sogenannte geschützte Anbau gewinnt in Deutschland rasant an Bedeutung: Rund ein Drittel der Erdbeerernte stammte 2024 von Feldern unter Schutzabdeckungen.
In den Niederlanden werden viele der Früchte in Gewächshäusern angebaut, die mit hohem Energieaufwand beheizt werden, um eine frühe Ernte – auch für den deutschen Markt – zu ermöglichen. Doch auch in Deutschland gibt es Erdbeeren, die außerhalb der Saison im Gewächshaus produziert werden, um dann sogar in den Wintermonaten als regionale Frucht verkauft zu werden – aus unserer Sicht ökologisch fragwürdig.
Erdbeeren sind empfindlich und je nach Wetterlage anfällig für Pilzkrankheiten und Fäule, was im konventionellen Anbau zum intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führen kann. Oft sind Rückstände auf Früchten aus konventionellem Anbau nachweisbar. Das macht die an sich gesunde Erdbeere dann nicht mehr ganz so gesund.
Fachleuten zufolge reduziert der „geschützte Anbau“ mit Schutzabdeckungen oder Folientunneln den Bedarf an Pestiziden. Dort können auch gezielt Nützlinge anstelle von chemischen Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden.
Im Bio-Anbau dagegen versucht man meist, Schädlingsbefall und Krankheiten durch größeren Pflanzabstand und robustere Sorten vorzubeugen, was den Flächenertrag jedoch deutlich mindert und den Preis in die Höhe treibt. Teils sind die Beeren auch weniger gut transportier- und haltbar. Dennoch sollte man sich im Idealfall vor allem Bio-Erdbeeren gönnen.
Erdbeeren aus Spanien: Das Wasserproblem
Um prall, groß und saftig zu werden, brauchen Erdbeeren viel Wasser, was insbesondere in südlichen Anbauländern ein erhebliches Problem ist. Im weltweiten Durchschnitt werden für ein einziges Kilo Erdbeeren bis zu 280 Liter Wasser verbraucht.
Spanien ist das wichtigste Erdbeerimportland: Die meisten Importerdbeeren in Deutschland kommen aus dem Süden Spaniens. 2023 wurden knapp 72.000 Tonnen von dort nach Deutschland importiert. In den Jahren zuvor waren es sogar noch mehr Früchte. Um den Wasserbedarf der Pflanzen zu decken, müssen immer mehr und tiefere Brunnen gebohrt werden. Der Grundwasserspiegel sinkt ab – mit Folgen für die Umwelt. Der WWF geht inzwischen von mehreren Tausend illegalen Brunnen aus.
Ein beliebtes Anbaugebiet für Erdbeeren ist beispielsweise die Region südwestlich von Sevilla, in der Nähe des Nationalparks Coto de Doñana. Der Nationalpark, eigentlich ein Feuchtgebiet, droht aufgrund des Erdbeeranbaus auszutrocknen. Nach mehreren Jahren der Dürre gibt es dort zwar aktuell wieder mehr Wasser, doch das Problem mit der illegalen Entnahme für die Erdbeerfelder ist ungelöst.
Zu dem Wasserproblem kommt, dass Anbau und Ernte der Erdbeeren in Spanien oft unter äußerst prekären Arbeitsbedingungen erfolgt – oft mithilfe von Migrant:innen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten, für geringe Löhne und ohne jegliche Sicherheiten.
Spanische Erdbeeren: lange Transportwege, schlechte Klimabilanz
Bis die süße Frucht aus Spanien bei uns im Mund landet, hat sie nicht nur viel Wasser verbraucht, sondern auch viele unnötige Kilometer zurückgelegt, die einen ziemlich tiefen CO2-Fußabdruck hinterlassen.
Nach der Ernte reisen die Früchte per LKW zum Großhändler nach Deutschland. Eine Erdbeere aus der Region von Huelva hat bis zum Großmarkt, beispielsweise in Berlin, bereits gute 2.800 km zurückgelegt. Von dort reist sie zum Zwischenhändler weiter, darauf folgt dann der Transport zum Laden – und erst von dort in deine Küche.
Eine 500-Gramm-Schale spanischer Erdbeeren ist somit Schätzungen zufolge für den Ausstoß von knapp 400 g CO2 verantwortlich. Dazu kommen weitere Emissionen wie Stickoxide oder Feinstaub. Erdbeeren aus Spanien sind also aus vielen Gründen keine gute Idee.
Warum Bio bei importierten Erdbeeren wenig bessert
Der Bio-Anbau verringert nicht den Durst der Pflanze. Auch eine Bio-Erdbeere hinterlässt einen großen CO2- und Wasserfußabdruck und auch Erdbeeren aus Bio-Anbau werden aus dem Süden, zum Beispiel aus Spanien, importiert und tragen dazu bei, dass dort der Grundwasserspiegel sinkt.
Der CO2-Fußabdruck einer Erdbeere aus dem Ausland wird also auch durch den Bio-Anbau nicht geringer.
Lediglich der Eintrag von synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Böden und Grundwasser ist bei Bio-Anbau nicht gegeben und macht sie im absoluten Vergleich für die Umwelt etwas besser. Doch alle anderen Belastungen für Klima und Umwelt sind auch bei importierten Bio-Erdbeeren bedenklich.
Welche Erdbeeren du kaufen kannst
Alle Erdbeeren, die im Ausland, insbesondere in südlichen Ländern wie Spanien, Italien, Marokko oder Ägypten angebaut werden, stehen in Sachen Nachhaltigkeit nicht sehr gut da. Doch auch Erdbeeren aus der Region, die in den kühleren Monaten unter hohem Energieaufwand im Gewächshaus angebaut werden, sind ökologisch fragwürdig.
Utopia empfiehlt:
- Die ökologisch unbedenklichste Erdbeere wächst bei dir im eigenen Garten. Lies dazu: Erdbeeren pflanzen: Tipps zur richtigen Pflege und Ernte
- Vergleichsweise wenig bedenklich ist auch die Erdbeere vom Feld des oder der (Bio-)Landwirt:in in der Nähe.
- Kaufst du Erdbeeren im (Bio-)Laden oder Supermarkt, so achte darauf, dass sie aus deutschem Anbau stammen, am besten aus der Region.
- Aber Achtung: Die Saison von Freiland-Erdbeeren beginnt in Deutschland je nach Witterung und Region erst im Mai oder in den ersten Juniwochen und endet oft schon Ende Juli.
- Achte auch während der Saison darauf, woher die Erdbeeren im Laden stammen und lass solche aus Spanien lieber liegen.
Einige raffinierte Erdbeer-Rezepte
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