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Erdgas: Vor- und Nachteile des fossilen Brennstoffes

Gas
Foto: CC0/pixabay/PhotoMIX-Company

Erdgas gilt als umweltfreundlicher als Erdöl oder Kohle. Doch ganz so unbedenklich für die Umwelt ist auch diese Energiequelle nicht.

Erdgas ist immer ein Gemisch aus verschiedenen Gasen, wobei das leicht brennbare Methan den mit Abstand größten Anteil hat. Abhängig von den geologischen Bedingungen des Fundorts variiert die Menge des Methans im Erdgas von 75 Molprozent zu weit über 90 Molprozent.

  • L-Erdgas (für englisch low/niedrig) bezeichnet ein Methan-Gehalt bis 87 Molprozent.
  • H-Erdgas (für englisch high/hoch) steht für Erdgas mit höherem Methan-Anteil.

Weitere brennbare Gase im Erdgas sind Propan, Butan und Ethan.

Erdgas: So entsteht der fossile Brennstoff

Bohrtürme fördern das Erdgas.
Bohrtürme fördern das Erdgas.
(Foto: CC0/pixabay/anita_starzycka)

Erdgas zählt neben Erdöl und Kohle zu den fossilen Brennstoffen. Ihre Entstehungsgeschichte reicht ungefähr 600 Millionen Jahre zurück, als Einzeller und Pflanzen die Erde bevölkerten.

Die Entstehung von Erdgas fand damals auf zwei unterschiedliche Arten statt:

  • In den Urmeeren – Aus Algen, die im Urmeer im Schlamm versanken, entstand Erdgas. Diese Algen hatten keinen Zugang zu Sauerstoff, der für die Verwesung nötig ist. Außerdem wurden sie bald unter Gesteinsschichten begraben und waren dadurch hohen Temperaturen und großem Druck ausgesetzt. So wandelten sie ihre Bestandteile langsam in Methan um. Auch Erdöl entstand auf ähnliche Weise. Die beiden Stoffe kommen oft zusammen vor.
  • An Land – In den urzeitlichen Wäldern versanken die Pflanzenreste im Sumpfboden, der sie ebenfalls luftdicht einschlossen. Ähnlich wie im Meer komprimierte der Druck von Gesteinsablagerungen und hohen Temperaturen im Laufe der Jahrmillionen die Pflanzenreste zu fester Kohle. Während des Prozesses spalteten sich Fettsäuren ab, aus denen durch komplexe chemische Vorgänge Methan entstand. Daher finden sich häufig in tiefen Schichten im Bergbau Steinkohle und Erdgas zusammen – das von den Bergleuten gefürchtet Grubengas.

Aus der Erde gefördertes Erdgas lässt sich noch nicht ohne weitere Aufbereitung verwenden. Meist noch an der Förderstelle durchläuft das rohe Erdgas mehrere aufwendige chemische Prozesse, um es von Nebenbestandteilen sowie Rückständen von Sand und Wasser zu reinigen.

Für die giftigen Beimengungen im geförderten Erdgas ist eine sichere und umweltverträgliche Entsorgung unbedingt notwendig. Schon die Förderländer sind in der Pflicht, die Entsorgung von Stoffen wie Schwefel, Kohlenstoffdioxid und Stickstoff sicherzustellen. Eine weitere Umweltbelastung bei der Erdgasförderung stellt radioaktiver Bohrschlamm dar. Mitunter gelangen radioaktive Substanzen aus dem Erdinneren bei der Förderung an die Erdoberfläche. 

Erdgas selbst kannst du nicht riechen oder sehen. Künstlich hinzugefügte Duftstoffe sorgen für den typischen Gasgeruch. Sie sollen sicherstellen, dass man ein Gasleck bemerken und lokalisieren kann.

Erdgas als Energiequelle

Auch in Deutschland kannst du bereits CNG-Erdgas tanken.
Auch in Deutschland kannst du bereits CNG-Erdgas tanken.
(Foto: CC0/pixabay/Freedommail)

Wenn Erdgas verbrennt, setzt es Wärmeenergie frei. Diese Energie nutzen derzeit Haushalte und Industrie auf vielfältige Weise. Sie kann Gasheizungen, Kochherde oder Industriehöfen betreiben sowie auch Strom erzeugen.

Außerdem kann Erdgas Fahrzeuge antreiben. Tankstellen, an denen du Erdgas bekommst, sind mit der Abkürzung CNG oder LNG gekennzeichnet. Der Unterschied der beiden Erdgassorten liegt in der unterschiedlichen Aufbereitung. 

  • CNG-Erdgas ist stark verdichtet: Die Abkürzung CNG steht für Compressed Natural Gas. Dieses Gas wird auch für Personenwagen verwendet, alternativ lassen sich CNG-Fahrzeuge aber auch mit Biogas aus regenerativen Quellen betreiben. Wie der ADAC erklärt, enthält CNG-Erdgas ebenfalls das klimaschädliche Methan – zum Beispiel aus Gülle gewonnenes Biogas.
  • LNG-Erdgas ist verflüssigt: Die Abkürzung bedeutet Liquiefied Natural Gas.

Es gibt allerdings auch Autogas an den Tankstellen, das kein Erdgas ist. Dieses Gas mit den Abkürzungen NGL oder LPG stammt meistens aus der Erdölproduktion und enthält kein Methan. 

    Mit Erdgas die Energiewende schaffen?

    Erdgas soll den Atomausstieg vereinfachen – allerdings nur als Übergangslösung.
    Erdgas soll den Atomausstieg vereinfachen – allerdings nur als Übergangslösung.
    (Foto: CC0/pixabay/geralt)

    „Wir brauchen Erdgas als Brückentechnologie, um die Energiewende ohne Versorgungslücken zu schaffen.“ – Dies ist die allgemein gültige Einschätzung, an der sich die Maßnahmen der Regierung zur Energiewende orientierte. 

    Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) erklärt, dass Erdgas Versorgungslücken überbrücken soll, bis erneuerbare Energien und Wasserstoff den Strombedarf des Industriestandorts Deutschland sicherstellen können. Kleinere, flexiblere Gas-Kraftwerke können schnell ans Netz gehen, um die natürlichen Schwankungen bei der Stromerzeugung durch Sonne und Wind zu überbrücken.

    Laut dem BMWi ist Deutschland dafür überwiegend (zu 95 Prozent) auf Importe angewiesen. Bis vor wenigen Jahren deckten dabei größtenteils russische Erdgasexporte den Bedarf. Die Lieferungen erfolgten hauptsächlich über die Erdgaspipeline Nord Stream 1 – bis September 2022. Ein Sabotageakt im Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen in der Ukraine zerstörte die Pipeline. Alle Erdgaslieferungen aus Russland wurden gestoppt.

    Norwegen ist seitdem das wichtigste Importland für Erdgas. Zusätzlich bezieht Deutschland Flüssiggas aus niederländischen und belgischen LNG-Terminals. Hier kommen unter anderem auch LNG-Tanker aus den USA an, die das Gas teilweise durch das umstrittene Fracking gewinnen. 

    Um Deutschland von Importen unabhängiger zu machen, entstehen derzeit vor der deutschen Nord- und Ostseeküste schwimmende LNG-Terminals. 

    Ist Erdgas wirklich eine klimafreundlichere fossile Energie?

    Die Klimawirkung des Methans im Erdgas war lange Zeit Grund für kontroverse Diskussionen in der Fachwelt. Es galt die Annahme, dass die CO2-Bilanz von Erdgas insgesamt günstiger ausfalle, als es bei Erdöl oder Kohle der Fall sei. So errechnete etwa das Fraunhofer-Institut 2019, dass Erdgas 33 Prozent weniger CO2-Emissionen als Kohle verursacht. 

    • Die Organisation von Wissenschaftler:innen in Scientists4Future fordern jetzt jedoch zu einem Umdenken auf. Gerade die lange unterschätzte Klimawirkung von Methan spricht, aus ihrer Sicht gegen Erdgas als Brückentechnologie. Das Methan zerfällt zwar schneller als Kohlenstoffdioxid, ist jedoch in den ersten 20 Jahren bis zu 87-fach stärker klimaschädigend als CO2. Dadurch könnte eine stärkere Nutzung von Erdgas die Erderwärmung noch beschleunigen.
    • Der Weltklimarat (IPCC) warnt, dass Methan zusätzlich zu seiner schädlichen Klimawirkung auch noch in der bodennahen Ozonschicht wirkt. Methangas kann somit die Ozonbelastung verstärken. 
    • Auch die Heinrich-Böll-Stiftung vertritt den Standpunkt: „dass Erdgas, besonders durch Fracking, keine Lösung ist”. Sie sieht den hohen Methangehalt eher als ein Teil des (Klima-)Problems, das der Erreichung der Klimaziele widerspricht. 
    • Satellitenauswertungen unterstützen solche Einschätzungen: Sie zeigen steigende Methanwerte parallel zur zunehmenden Förderung durch Fracking, vor allem in den USA. 

    Erdgas-Fracking: So schädlich ist es für die Umwelt

    Der technische Aufwand zur Nutzung neuer Erdgasvorkommen nimmt zu.
    Der technische Aufwand zur Nutzung neuer Erdgasvorkommen nimmt zu.
    (Foto: CC0/pixabay/jp26jp)

    Die Erdgasvorkommen in den USA zählen hauptsächlich zu den „unkonventionellen“ Vorkommen. Das bedeutet, dass übliche Bohrtechniken nicht ausreichen, um das Gas zu fördern. Darum setzen Unternehmen eine neue Technologie ein, das hydraulische Fracking. Dabei weitet Wasser bestehende Risse in den Gesteinsschichten. Das Wasser ist meist mit Quarzsand und chemischen Mitteln verdickt.

    Fracking steht in der Kritik: 

    • Die verwendeten Chemikalien können ins Grundwasser und somit ins Trinkwasser gelangen.
    • Bei Fracking entweicht mehr Methan als bei herkömmlichen Verfahren.
    • In den Gesteinsschichten – hauptsächlich Schiefer – bleiben Hohlräume zurück, die Erdbeben auslösen können.

    Seit Juni 2016 ist Fracking in Deutschland weitestgehend verboten. Doch auch in Deutschland gab es schon Erdbeben, die auf Fracking und Erdgasförderung zurückzuführen sind. So meldet das Geozentrum Hannover immer wieder leicht Erdbeben im Raum der Erdgasförderung bei Cloppenburg.

    Mehr Informationen: Fracking: Keiner will es, doch keiner will es verbieten

    Erdgas: Wie steht es um die Vorräte?

    Erdgaspipelines transportieren das Erdgas.
    Erdgaspipelines transportieren das Erdgas.
    (Foto: CC0/pixabay/ID 12019)

    Erdgas ist eine fossile Energiequelle – genauso wie Erdöl und Kohle. Damit ist ihr Vorkommen auf diesem Planeten endlich. Das heißt, dass fossile Energieträger in einer nahen Zukunft aufgebraucht sein werden.

    Die Umweltorganisation BUND erklärt, dass grundsätzlich zwischen Reserven und Ressourcen zu unterscheiden ist:

    • Reserven – Die Fundstätte ist bekannt und das Erdgas lässt sich durch die derzeit üblichen Technologien fördern.
    • Ressourcen – Die vorhandene Gasmenge ist noch nicht genau abzuschätzen. Ihre Förderung beruht auf noch nicht ausgereiften Technologien oder ist mit den heutigen Mitteln zu aufwendig.

    Zu den derzeit nicht förderbaren Ressourcen zählen unter anderem auch die Erdgasvorkommen, die man in der Arktis sowie im Permafrostboden in Sibirien und Alaska vermutet. Greenpeace berichtet, dass diese Lebensräume durch Probebohrungen bereits bedroht werden.

    So kommen die Erdgas-Preise zustande

    Tanker transportieren Erdgas über die Ozeane.
    Tanker transportieren Erdgas über die Ozeane.
    (Foto: CC0/pixabay/ArZoeMie)

    Hast du dich für eine Erdgasheizung entschieden, dann zahlst du monatlich das von dir verbrauchte Gas. Du kannst es nicht auf Vorrat kaufen. Die Erdgaspreise können sich monatlich ändern – sie bilden den Verbrauch ab: So steigt im Winter gewöhnlich der Preis, weil Heizungen mehr verbrauchen.

    Seit 2022 beherrscht der Krieg zwischen Russland und der Ukraine auch die Preisentwicklung für Erdgas. Die Bundesregierung startete in diesem Jahr mit einem Notfallplan, um eine Versorgungslücke zu verhindern. Entsprechend stiegen die Erdgaspreise an.

    Das Statistische Bundesamt berichtet, dass im zweiten Halbjahr 2023 die Preise noch 67,1 Prozent höher lagen als im gleichen Zeitraum 2021 – also bevor die Angriffe auf die Ukraine begannen.

    Grundsätzlich folgt die Entwicklungen der Preise Angebot und Nachfrage. So sank zum Beispiel 2016 der Preis kurzfristig, aufgrund der größeren Erdgasmengen auf dem Markt. Die USA förderten durch Fracking mehr, als sie verbrauchten. Riesige Tankschiffe transportieren zunehmend flüssiges Erdgas (LNG) aus den USA, Asien und Australien.

    Und schon 2010 sank der Preis – damals, weil der Bundesgerichtshof die vorher übliche Bindung an den Heizölpreis untersagte.

    Erdgas: So geht der Wechsel zu Biogas

    Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen ist eine Alternative zu Erdgas.
    Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen ist eine Alternative zu Erdgas.
    (Foto: CC0/pixabay/ADMC)

    Wenn du eine Gasheizung besitzt, kannst du ganz leicht zu einem Gasanbieter wechseln, der Biogas verwendet. Diese Anbieter verkaufen ein Gemisch aus Erdgas und Biogas aus der Landwirtschaft. Weil Biogas schneller entsteht und dabei CO2 bindet, gilt es als regenerativ und klimaneutral. Der Anteil von Biogas kann sich von Anbieter zu Anbieter stark unterscheiden. (Vergleiche in unserem Ratgeber verschiedene Gas-Tarife.)

    Ähnlich wie du dir den Stromanbieter aussuchst, kannst du auch den Anbieter für Erdgas einfach wechseln.

    • Mit Tarifrechnern im Internet kannst du einen passenden Tarif und Anbieter wählen.
    • In der Regel brauchst du zur Berechnung nur deine Postleitzahl und den Verbrauch in Kilo-Wattstunden anzugeben.

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