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Erste Hilfe bei Ertrinken: Das kannst du tun

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Foto: CC0 / Pixabay / InspiredImages

Um jemandem beim Ertrinken Erste Hilfe zu leisten, musst du erst mal erkennen können, dass der- oder diejenige in Not ist. Ertrinkende können nämlich nicht unbedingt aktiv auf ihre Notlage aufmerksam machen.

Ertrinken ist eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern und Erwachsenen weltweit. Die Gründe dafür sind vielseitig: Man überschätzt sich, gerät unerwartet in eine Strömung oder springt zu unvermittelt in kaltes Wasser und erleidet einen Kälteschock.

Die meisten Badeunfälle passieren an unbeaufsichtigten Gewässern, die nicht von Rettungskräften betreut werden. Bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten im Wasser kann dann oft niemand kompetent Hilfe leisten. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG rät daher, nur an professionell beaufsichtigten Orten zu baden.

Weil Ertrinkungsunfälle dennoch sehr häufig sind, ist es essenziell, die richtigen Kenntnisse über Erste Hilfe und Rettungsmaßnahmen zu haben. In diesem Artikel erfährst du, wie du im Fall von Ertrinken Erste Hilfe leisten kannst.

Ertrinken erkennen: So erkennst du, ob Erste Hilfe notwendig ist

Um Erste Hilfe bei einem Ertrinkungsunfall zu leisten, musst du erst erkennen, dass jemand gerade zu ertrinken droht.
Um Erste Hilfe bei einem Ertrinkungsunfall zu leisten, musst du erst erkennen, dass jemand gerade zu ertrinken droht.
(Foto: CC0 / Pixabay / Miller_Eszter)

In Filmen ist Ertrinken laut und auffällig: Betroffene schreien, wedeln mit den Armen und schlagen um sich. In Wirklichkeit kann Ertrinken jedoch auch ganz unscheinbar vonstatten gehen, es ist also ein stilles Ertrinken. Gegenüber dem Spiegel erklärt Achim Wiese vom DLRG sogar: „In der Regel ertrinkt man leise.“ Das ist besonders gefährlich, weil man als Außenstehende:r das Ertrinken so viel schwerer erkennen und weniger wahrscheinlich Erste Hilfe leisten kann.

Die DLRG unterscheidet in einem Informationsschreiben zu Ertrinkungsunfällen zwischen Ertrinken mit und ohne Abwehrreaktion.

  • Die Abwehrreaktion bedeutet hierbei, dass die Betroffenen erst mit den Armen auf die Wasseroberfläche schlagen, um sich über Wasser zu halten. Das tun sie meist nur 20 bis 60 Sekunden, dann gelingt es ihnen nicht mehr, sie atmen Wasser ein und gehen unter. Du hast also nur etwa eine Minute, in der du die Person überhaupt über Wasser sehen kannst.
  • Keine Abwehrreaktion beim Ertrinken bedeutet: Ein andersartiger Notfall passiert im Wasser und die Person geht sofort unter. In dem Fall wäre die Person vielleicht auch an Land an diesem Notfall gestorben. Wird sie schnell aus dem Wasser geholt, hat sie jedoch eine Chance auf schnelle Behandlung und Rettung.

Wie Ertrinken konkret aussieht

Rettungsschwimmer Mario Vittone hat viele Jahre lang möglichst genaue Information dazu gesammelt, wie eine ertrinkende Person wirklich aussieht. Auf seinem Blog erklärt er, was man sonst wohl nicht als Ertrinken erkennen würde:

  1. Kopf tief im Wasser, Mund auf Wasserhöhe
  2. Kopf nach hinten geneigt mit offenem Mund
  3. Augen glasig und leer, unfähig zu fokussieren
  4. alternativ Augen geschlossen
  5. Haare über Stirn oder Augen, werden nicht weggewischt
  6. Beine werden nicht zum Schwimmen benutzt – vertikal
  7. Hyperventilieren oder Keuchen
  8. Versucht, in eine bestimmte Richtung zu schwimmen, kommt aber nicht vorwärts
  9. Versucht, sich auf den Rücken zu drehen
  10. Scheint eine unsichtbare Leiter zu erklimmen

    Eigensicherung geht vor Rettung

    Erste Hilfe beim Ertrinken bedeutet auch, den oder die Betroffene:n sicher aus dem Wasser zu holen.
    Erste Hilfe beim Ertrinken bedeutet auch, den oder die Betroffene:n sicher aus dem Wasser zu holen.
    (Foto: CC0 / Unsplash / Noah Buscher)

    Ertrinkende Personen haben meist panische Angst und klammern sich an alles und jede:n, den sie zu fassen bekommen – auch an die Menschen, die ihnen zur Rettung kommen, erklären die Malteser. Dabei können Ertrinkende die rettende Person unter Wasser drücken, sodass diese auch in eine Notlage geraten könnte.

    Auch wenn du Ertrinken beobachten und Erste Hilfe leisten möchtest: Du solltest trotzdem niemals einfach so ins Wasser springen, wenn du dir nicht sicher bist,

    1. ob du schnell wieder ans Land kommst, also keine starken Strömungen oder Wellengang dich daran hindern, und
    2. ob du von hinten an die Person herankommst, sodass du sie festhalten kannst – aber sie sich wiederum nicht an dich klammern kann.

    Am besten begibst du dich gar nicht ins Wasser, sondern wirfst der Person etwas Schwimmbares zu. Ein Rettungsring eignet sich dafür genauso wie zum Beispiel eine Luftmatratze oder ein Surfbrett.

    Bist du im Wasser und bekommst selbst Schwierigkeiten, muss immer die Selbstrettung vorgehen. Bei zwei häufigen Ertrinkungsursachen hat die DLRG spezifischen Rat:

    1. Hast du einen Muskelkrampf, bleibe ruhig und schwimme ans Ufer. Falls das nicht geht, versuche den Krampf im Wasser zu lösen, indem du den verkrampfenden Muskel dehnst.
    2. Gerätst du in eine unerwartet starke Strömung, schwimme niemals gegen sie an! Das kostet zu viel Kraft und bringt dich selten wieder ans Ufer zurück. Lasse dich stattdessen mit der Strömung treiben und schwimme leicht schräg in Richtung Ufer. Reicht die Energie nicht, lege dich in der sogenannten Toter-Mann-Stellung auf den Rücken und lasse dich treiben. Ist bereits jemanden aufgefallen, dass du abtreibst, kannst du so gerettet werden.

    Erste Hilfe, nachdem jemand fast ertrunken ist

    Konntest du eine Person vor dem Ertrinken bewahren, gelten danach dieselben Erste-Hilfe-Maßnahmen wie bei anderen Notfällen.

    Die Person ist bei Bewusstsein? 

    1. Rufe Hilfe.
    2. Bleibe währenddessen bei ihr und überprüfe die Vitalfunktionen möglichst regelmäßig. Dazu gehören: Atmung, Körpertemperatur, Kreislauf, Puls und Blutdruck.
    3. Um Unterkühlung vorzubeugen, wickle sie in eine Decke oder Kleidung. In der prallen Sonne darf die Person nicht liegen, denn das könnte zu Überhitzung führen.

    Die Person ist bewusstlos, aber atmet?

    1. Bringe sie in die stabile Seitenlage.
    2. Beobachte Atmung und Puls, während du Hilfe rufst.

    Die Person atmet nicht mehr?

    1. Starte die Wiederbelebungsmaßnahmen: Herzdruckmassage und Beatmung.
    2. Mache weiter, bis Rettungskräfte eingetroffen sind, oder die Person wieder atmet.

      Versuche auf keinen Fall, Wasser aus der Lunge zu entfernen. Das ist für die betroffene Person sehr gefährlich.

      Bringe die Person schnellstmöglich ins Krankenhaus, wenn die Rettungskräfte sie nicht ohnehin schon mitgenommen haben.

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