Feinstaub ist eine Gefahr für das Klima und unsere Gesundheit. Hier liest du, was ihn so gefährlich macht und warum es trotz fallender Feinstaubmesswerte noch keine Entwarnung geben kann.
Bei Feinstaub entscheidet die Größe
Feinstaub ist meist mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Als Feinstaub gelten Partikel in der Luft, die einen Durchmesser von weniger als 10 Mikrometern, also 0,01 Millimetern, haben. Zum Vergleich: ein durchschnittliches menschliches Haar ist rund zehnmal so dick.
Verschiedene Größenklassen, die mit „PM“ bezeichnet werden und die Größe in Mikrometern (μm) angeben, kategorisieren Feinstaub. Diese Buchstaben leiten sich von dem englischen Ausdruck für Feinstaub ab, „particulate matter“. Die Umweltorganisation BUND gibt einen Überblick über die PM-Größenklassen:
- PM10: Der Durchmesser der Partikel erreicht bis zu zehn Mikrometer. Das kann beispielsweise feiner Hausstaub sein oder Pollen und Schimmelsporen.
- PM2,5: Dieser Feinstaub ist kleiner als 2,5 Mikrometer. Beispielsweise Bakterien und Partikel, die bei der Verbrennung entstehen sowie Asbeststaub.
- PM1: Die Größe dieser Partikel beträgt nur noch maximal ein Mikrometer. Dies ist der Ultrafeinstaub. Hierunter fallen zum Beispiel Viren und Rußpartikel von Dieselfahrzeugen.
Wie der Feinstaub entsteht
Feinstaub kann natürliche Quellen haben, zum Beispiel durch Vulkanausbrüche. Der BUND erklärt, dass der Mensch aber zum größten Teil den Feinstaub selbst verursacht:
- Bei der Verbrennung von Treibstoffen, wie für Dieselmotoren, Flugzeuge und Schiffe.
- Beim Betrieb von Kohlekraftwerken sowie Industrieanlagen.
- Durch Heizungsanlagen oder offene Kamine.
- Beim Drucken mit Laserdrucker.
Im Straßenverkehr entsteht zusätzlich noch Feinstaub durch den Abrieb der Bremsen oder der Reifen.
Silvesternächte fallen ebenfalls durch hohe Feinstaubemissionen auf. Das Umweltbundesamt berichtet, dass durch die Raketen und Böller schon in der ersten Nacht des Jahres etwa ein Prozent der gesamten Jahresmenge an Feinstaub entsteht. Aufgrund der Coronamaßnahmen (bundesweites Feuerwerks- und Versammlungsverbot) fielen diese Spitzenwerte 2021 aus.
Sekundärer Feinstaub entsteht unter anderem durch eine Kombination aus der Düngung mit Gülle und Abgasen im Straßenverkehr. Das Ammoniak aus der Gülle verbindet sich mit Stickstoff und den Schwefeloxid aus den Autoabgasen zu Feinstaub.
Der Feinstaub ist eine Gefährdung für die Gesundheit
Feinstaub verursacht Gesundheitsprobleme rund um den Globus. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind so gut wie 99 Prozent der Weltbevölkerung von Feinstaub und Luftverschmutzung betroffen. Die WHO spricht weltweit von 4,6 Millionen Todesfällen, die jedes Jahr auf Luftverschmutzung zurückzuführen sind.
Der BUND warnt, dass Feinstaub nach dem derzeitigen Stand der Forschung der Schadstoff mit dem höchsten gesundheitlichen Risiko ist. Je kleiner die Staubpartikel, umso gefährlicher sind sie.
Die mikroskopischen Partikel können mit der Atemluft bis in die Lungenbläschen vordringen. Von dort gelangen sie ins Blut und auf diesem Weg zu allen Organen im menschlichen Körper.
Die WHO erklärt, dass die Feinstaubbelastung zu Schlaganfällen, Herzerkrankungen, chronischen Lungenproblemen, Lungenkrebs oder Atemwegsentzündungen führen kann. Besonders betroffen, sind ältere Menschen und Kinder sowie Menschen mit Vorerkrankungen, wie Asthma oder Herz-Kreislauf-Schwäche.
Mit dem Feinstaub gelangen auch andere oft giftige Substanzen in den Körper. Der Feinstaub verbindet sich mit Schwermetalle oder PAK-Verbindungen. Dies sind polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, welche sich im Ruß bilden können. Der BUND weist darauf hin, dass der feine Dieselruß potenziell als krebserregende Substanz gilt.
Klimaschäden durch Feinstaub
Der Feinstaub bleibt auch für das Klima nicht folgenlos.
Der BUND erklärt den Effekt: Die dunklen Rußpartikel beschleunigen die Schneeschmelze von Gletschern und sogar den Polregionen. Durch die Rußschicht kann der Schnee die Sonnenstrahlen schlechter reflektieren. Er erwärmt sich dadurch schneller. Der Schnee und das Eis schmelzen. Die Klimaforschung betrachten diese Vorgänge mit Sorge. In den Klimamodellen bedeutet die Gletscher- und Polschmelze eines der Kippelemente, die den Klimawandel beschleunigen, wenn sie eintreten.
Der Feinstaub und seine Grenzwerte
Die Feinstaubbelastung ist an befahrenen Straßen, Industriestandorten und vor allem in Städten besonders hoch. Das Umweltbundesamt erklärt, dass rund 450 Messsationen deutschlandweit die Feinstaubkonzentration in der Luft kontrollieren. Die Konzentration der Feinstaubpartikel ist auch von der Witterung abhängig. Vor allem trockene Winter oder heiße Sommer führen im allgemeinen zu einer höheren Belastung.
Aufgrund hoher Messwerte und der Überschreitung von Grenzwerten kam es immer wieder zu Maßnahmen im Verkehrbereich, beispielsweise zu Fahrverboten. Begleitet wurden die Maßnahmen von der Einführung der Umweltzonen der Innenstädte. In diese Zonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die den EU-Abgasnormen entsprechen. Weitere Maßnahmen sind Partikelfilter für Dieselfahrzeuge und Industrieanlagen.
Das Umweltbundesamt berichtet, dass sich seit Jahren die Werte verbessern. Erstmalig 2019 und auch 2020 kam es zu keiner Überschreitung der Richtwerte für PM10-Feinstaub. Die Verbesserung trifft auch auf den PM2,5-Wert zu. Hier stammen rund 60 Prozent des Feinstaubs vom Straßenverkehr und von Heizungen.
Der BUND erklärt jedoch, das diese Entwicklung kein Grund zur Entwarnung ist. Die aktuell gültigen Grenzwerte sind aus seiner Sicht wenig aussagekräftig.
Das Wissensmagazin Quarks klärt auf, dass dies an der Art und Weise liegt, wie die Konzentration der Feinstaubpartikel gemessen wird. Diese wird nämlich darüber ermittelt, wie viel die Partikel in einem Kubimeter Luft wiegen. Das Gewicht der Partikel lässt jedoch wenig Rückschluss auf ihr Gefährdungspotential zu. Als Beispiel: 40 Mikrogramm PM10 können ein geringeres Gesundheitsrisiko haben, als 40 Mikrogramm Ultrafeinstaub, der über die Lunge bis ins Blut vordringen kann.
Die WHO weist außerdem darauf hin, dass auch schon sehr geringe Feinstaubkonzentrationen die Gesundheit beeinträchtigen. Sie berichten, dass die Forschungen bislang keinen sicheren Grenzwerte ausmachen konnten. Aus diesem Grund senkte die WHO 2021 ihre Grenzwertempfehlung drastisch. Dadurch wollte die Organisation zukünftig möglichst niedrige Feinstaubbelastungen erreichen.
- PM10: Statt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt der Grenzwert nun bei 15 Mikrogramm für den Tagesdurchschnitt.
- PM-2,5: von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter, sieht die WHO jetzt den Wert von 5 Mikrogramm vor.
Diese Empfehlungen der WHO sind noch nicht in den EU-Richtlinien oder der Bundes-Emissinsschutzverordnung berücksichtigt. Der BUND sieht jetzt den Gesetzgeber in der Pflicht, die verschärften WHO-Genzwerte anzuwenden und die Gesetze anpassen.
Was sich gegen Feinstaub unternehmen lässt
Weil Feinstaub und Luftverschmutzung uns fast überall umgeben, ist es schwierig, ihnen auszuweichen. Der BUND hebt hervor, das es für den:die Einzelne:n fast unmöglich ist, der Luftverschmutzung aus dem Weg zu gehen.
Du kannst dich auf der Website des Umweltbundesamtes über die Luftqualität in deiner Umgebung informieren. Anhand von Karten siehst du, wo die Luft gerade besonders stark belastet ist. Plane zum Beispiel deine Laufstrecke so, dass du vielbefahrene Straßen oder Industriegebiete meidest. Das gilt auch für deine Radstecken. Sicherer und mit weniger Feinstaubbelastung fährst du auf Nebenstraßen.
Was du sonst noch tun kannst:
- Kurze Wege zu Fuß gehen oder öfter mit dem Fahrrad statt dem Auto fahren.
- Öffentliche Verkehrsmittel oder die Bahn nutzen.
- Bei deinem PKW auf emissionsarme Fahrzeugtypen achten.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Ozonloch: Ursachen, Folgen und aktuelle Situation
- Stadtklima: Besonderheiten, Auswirkungen und wie es sich verbessern lässt
- Green Deal: Mit diesen Maßnahmen will die EU das Klima retten
War dieser Artikel interessant?