Fingernägel kauen ist eine häufig vorkommende Angewohnheit. Hier erfährst du, ob das Knabbern gefährlich ist, warum du überhaupt an den Nägeln kaust und wie du damit aufhören kannst.
Fingernägel zu kauen, auch Onychophagie genannt, ist eine häufige Angewohnheit, die nicht automatisch Anzeichen einer neurotischen oder psychischen Erkrankung ist. Dennoch kann ein Leidensdruck für Betroffene entstehen, zum Beispiel, wenn die Gewohnheit als lästig empfunden wird, zu Problemen mit dem Selbstbewusstsein oder sozialer Verunsicherung führt oder Schmerzen verursacht.
Besonders Kinder und Jugendliche sind eifrige Fingernägelkauer:innen. Fast die Hälfte aller Heranwachsenden knabbert an den Nägeln, wie eine Studie aus den 90ern feststellte. Aktuellere Untersuchungen zu der genauen Häufigkeit liegen leider nicht vor. Laut der Studie geht das Phänomen mit dem Erwachsenenalter stark zurück, wobei immer noch ungefähr jede:r Zehnte vom Nägelkauen betroffen ist, zumindest gelegentlich.
Beim Fingernägelkauen knabbern Betroffene ihre Nägel runter bis zur Nagelsohle. Manchmal beißen sie aber auch an der Haut der Fingerkuppen oder am Nagelbett. Das Abkauen kann zu blutiger Nagelhaut, druckempfindlichen Fingerkuppen und damit zu Schmerzen führen. Durch die offenen, sensiblen Stellen kann es zudem zu Entzündungen kommen.
Selbst wenn keine medizinischen Folgen vorliegen, können Betroffene die abgekauten Nägel als einen Schönheitsfehler empfinden, wodurch ein zusätzlicher Wunsch entstehen kann, die Angewohnheit zu bekämpfen. Doch welche Ansätze gibt es?
Ursachen: Warum wir an Fingernägeln kauen
Fingernägelkauen ist besonders stark bei Kindern und Jugendlichen verbreitet, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten. Die Ursachen können sehr verschieden sein und je nach Person auf unterschiedliche tieferliegende Probleme verweisen, in den allermeisten Fällen ist das Nägelkauen jedoch bloße Angewohnheit. Das sind die häufigsten Gründe für das Knabbern:
- Fingernägel zu kauen kann ein Hinweis auf ungelöste Konflikte oder körperliche Anspannung sein und dient sozusagen als Ventil, angestauten Stress abzubauen. Sprich mit deinem Kind über mögliche Schwierigkeiten in seinem Umfeld. Wenn du selbst betroffen bist, reflektiere, welche Probleme du verdrängen könntest oder reflektiere, welche Stressfaktoren du zurzeit in deinem Leben hast.
- Wenn du seit deiner Jugend Nägel kaust, ist es wahrscheinlich mittlerweile „nur noch“ eine lästige Gewohnheit.
- Wenn du nervös oder angespannt bist, kann das Fingernägel kauen als Ersatzbefriedigung dienen. Auch Langeweile ist ein Faktor.
- Speziell bei Kindern kann das Fingernägelkauen darauf hinweisen, dass sie ihre Emotionen nicht richtig ausleben (dürfen). Das Knabbern dient dann als Affektabfuhr von starken Gefühlen, beispielsweise Aggression oder Angst.
- Bei sehr aktiven Kindern, aber auch bei Jugendlichen und Erwachsenen kann das Nägelkauen ein Weg sein, um überschüssige Energie loszuwerden.
Fingernägel kauen: Tipps zum Abgewöhnen
Eine der häufigsten Methoden, mit der du dir Fingernägelkauen abgewöhnen kannst, ist das sogenannte Habit Reversal Training. Dessen Ziel ist es, Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue Gewohnheiten zu etablieren. Es wird auch Entkopplung genannt und ist laut einer Studie von 2010 eine erfolgreiche Methode zur Verminderung des Impulses zum Fingernägelkauen.
So funktioniert die Abgewöhnung:
- Achte für einige Zeit darauf, in welchen Situationen du deine Fingernägel kaust und mache dir Notizen. Dies kann dir helfen, die Ursachen für dein Nägelkauen zu finden und das Problem an der Wurzel zu packen. Merkst du zum Beispiel, dass du primär Nägel kaust, wenn du zu viel Energie oder Langeweile hast, kannst du direkte Maßnahmen ergreifen, die diese Zustände verhindern, zum Beispiel Sport oder Ablenkung.
- Ersetze das Bedürfnis, Nägel zu kauen, mit einem anderen Impuls. Zum Beispiel kannst du dich auf deine Hände setzen oder die Finger ineinander verschränken. Ebenfalls hilfreich kann es sein, deinen Impuls nicht mit einer komplett neuen Handlung zu ersetzen, sondern die Bewegung sozusagen in letzter Sekunde umzuleiten. Zum Beispiel: Wenn du deine Hand zum Mund führst, um an deinen Nägeln zu kauen, greife dir stattdessen an die Nase oder ans Ohr und schaffe so übergangsweise eine neue, harmlose Gewohnheit.
Auch diese Tipps helfen gegen das Nägelkauen:
- Wenn Stress der Auslöser für das Knabbern ist, eigne dir Methoden zur Stressbewältigung, beziehungsweise Entspannungstechniken an. Mit autogenem Training oder progressiver Muskelentspannung (PME) kannst du dein Anspannungsniveau gut reduzieren.
- Kaust du an den Nägeln, weil du nicht richtig ausgelastet bist, dann mache Sport oder bewege dich in der Natur. Das hilft einerseits dabei, überschüssige Energie loszuwerden. Andererseits zählt Sport als Entspannungstechnik und macht den Kopf frei.
- Kaust du an den Nägeln, wenn du angespannt bist, dann kannst du als Ausgleich auch zu bissfestem Gemüse greifen. Karotten oder Kohlrabi eigenen sich besonders gut. Welches Gemüse gerade Saison hat, siehst du in unserem Saisonkalendar.
- Tägliche Nagelpflege oder Maniküre können dich ebenfalls vor dem Knabbern bewahren, indem du abstehende Hautstücke oder eingerissene Nägel gleich pflegst und entfernst.
- Eine altbewährte Methode ist eine Bittertinktur, ein bitterer Nagellack. Diesen pinselst du regelmäßig auf deine Nägel. Die Tinktur schmeckt so ungenießbar, dass du das Kauen schnell einstellst. Du erhältst sie in der Apotheke. Allerdings behandeln diese nicht die Ursache, sondern nur das Symptom.
- In ganz schlimmen Fällen kannst du die betroffenen Stellen auch mit Verbänden oder Pflastern schützen.
Wenn du allerdings merkst, dass es dir trotz dieser verschiedenen Methoden nicht gelingt, dein Nägelkauen einzustellen und du weiterhin (körperlich oder psychisch) unter der Gewohnheit leidest, ist es ratsam, Ärzt:innen aufzusuchen und dir Rat zu holen.
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Überarbeitet von Freya Petersen
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