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Grapefruitkernextrakt: Universelles Heilmittel oder unnötiger Hype?

Grapefruitkernextrakt
Foto: CC0 / Pixabay / jill111

Grapefruitkernextrakt gilt bereits seit mehreren Jahrzehnten als ein universelles Heilmittel, das gegen diverse Pilze, Viren und Bakterien helfen soll. Was an den Behauptungen über Grapefruitkernextrakt dran ist, erfährst du hier.

Wenn du Grapefruitkerne zermahlst, kannst du aus ihnen eine Flüssigkeit extrahieren: Den Grapefruitkernextrakt, oft mit GKE oder GSE abgekürzt. Grapefruitkernextrakt enthält unter anderem verschiedene Flavonoide und Tocopherol.

Wegen dieser Antioxidantien soll der Extrakt gegen bestimmte Pilze, Bakterien und Viren helfen und dabei keinerlei Nebenwirkungen hervorrufen. Ist Grapefruitkernextrakt also das perfekte Antibiotikum und Nahrungsergänzungsmittel? Dieser Ruf hat sich zumindest von der Entdeckung des Extrakts in den 1970er Jahren bis heute gehalten: Das Internet ist voll von Produkten mit Grapefruitkernextrakten.

Wie wirkt Grapefruitkernextrakt? Der Stand der Forschung

Es gibt zahlreiche Studien, die bestätigen, dass Grapefruitkernextrakt zumindest gegen einige Bakterien, Pilze und Viren hilft. Hier sind Beispiele:

  • In einer Studie an Ratten aus dem Jahr 2005 wurde festgestellt, dass Grapefruitkernextrakt den Verdauungstrakt von Ratten vor Schädigungen durch Ethanol und Stress schützt.
  • Eine weitere Studie aus dem Jahr 2003 kam zu dem Schluss, dass Grapefruitkernextrakt bei Ratten antibakteriell wirkt und gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden kann.
  • In einer Studie aus dem Jahr 2007 wurde Grapefruitkernextrakt erfolgreich eingesetzt, um Pilze in Weintrauben zu bekämpfen.

Studien an Zellkulturen kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Allerdings gibt es bisher kaum klinische Studien: Eine Studie an Menschen aus dem Jahr 1990 wurde an fünfzehn Personen mit verschiedenen Ekzemen durchgeführt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Grapefruitkernextrakt unter anderem gegen Candida-Pilze hilft, aber längst nicht gegen alle untersuchten Bakterien und Pilze. 

Die Datenlage ist also dünn. Noch im Jahr 2013 schrieben die Wissenschaftler einer weiteren Studie, dass man bisher nicht wisse, ob Grapefruitkernextrakt bei Menschen effektiv wirke und ob er ungefährlich sei. In der oben genannten klinischen Studie hatten die Patienten keinerlei Nebenwirkungen. In der Studie von 2013 wurde allerdings festgestellt, dass erhöhte Dosen von Grapefruitkernextrakt bei Ratten Entzündungen hervorrufen können. 

Wirkt da wirklich der Grapefruitkernextrakt?

Wirkt Grapefruitextrakt wirklich gegen zahlreiche Pilze, Bakterien oder Viren?
Wirkt Grapefruitextrakt wirklich gegen zahlreiche Pilze, Bakterien oder Viren?
(Foto: CC0 / Pixabay / RSunset)

Viele Studien haben also gezeigt, dass Grapefruitkernextrakt zumindest in Zellkulturen und Tieren gegen verschiedene Keime wirkt. Allerdings ist unklar, wie vertrauenswürdig diese Ergebnisse wirklich sind. Denn es gibt nicht nur viele Studien zu den positiven Wirkungen von Grapefruitkernextrakt, sondern auch viele Publikationen, die für diese Wirkungen nicht den Extrakt an sich verantwortlich machen, sondern Zusatzstoffe.

1999 haben Wissenschaftler verschiedene Grapefruitkernextrakte untersucht und festgestellt, dass viele kommerziell erhältliche Mittel (die üblicherweise auch für die wissenschaftlichen Studien genutzt werden) Zusatzstoffe enthalten. In einigen fanden sie zum Beispiel das giftige Benzethoniumchlorid, das in Lebensmitteln eigentlich verboten ist. Aus dem Grund warnte das damalige Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin 1998 vor Produkten mit Grapefruitkernextrakt.

Damit nicht genug: Bei der Untersuchung der verschiedenen Grapefruitkernextrakte kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Wirkungen nicht durch den Extrakt an sich hervorgerufen wurden. Bei reinem Grapefruitkernextrakt ohne Zusatzstoffe wurden nämlich keine Effekte beobachtet. Stattdessen schienen alle Wirkungen von den Zusatzstoffen auszugehen. Zu dem gleichen Ergebnis kommt ein Review, der Studien von 1991 bis 2008 analysiert. 

Eine Studie aus dem Jahr 2004, die an selbstgemachtem Grapefruitkernextrakt durchgeführt wurde, stellte dagegen fest, dass der Extrakt in Zellkulturen durchaus gegen einige Bakterien und Hefepilze wirkte. Allerdings war diese Wirkung wesentlich geringer als die von kommerziell erhältlichen Produkten mit Zusatzstoffen.

Grapefruitkernextrakt: Möglicherweise ein Heilmittel, aber nicht universell

Wenn du dich ausgewogen ernährst, brauchst du keine Nahrungsergänzungsmittel wie Grapefruitkernextrakt.
Wenn du dich ausgewogen ernährst, brauchst du keine Nahrungsergänzungsmittel wie Grapefruitkernextrakt.
(Foto: CC0 / Pixabay / maja7777)

Insgesamt wissen wir zu wenig über Grapefruitkernextrakt, um sagen zu können, ob er wirklich bei Menschen wirkt. Vor allem der Einfluss von versteckten Zusatzstoffen ist nur schwer einschätzbar. In den meisten Studien wird nicht genau angegeben, ob die verwendeten Extrakte Zusatzstoffe enthalten. Auch die Frage, ob Grapefruitkernextrakt unbedenklich ist, lässt sich nicht sicher beantworten. Das gilt sowohl für Produkte mit Zusatzstoffen als auch für den reinen Extrakt. 

Unabhängig davon: Die sekundären Pflanzenstoffe, die der Grapefruitkernextrakt enthält, sind in der Forschung gerade ein spannendes Thema, weil sie mit ihren zellschützenden Eigenschaften möglicherweise vor zahlreichen Krankheiten schützen. Um an diese Stoffe ranzukommen, brauchst du jedoch kein Nahrungsergänzungsmittel wie Grapefruitkernextrakt: Eine ausgewogene Ernährung mit viel saisonalem Gemüse und Obst versorgt dich ebenso gut mit Antioxidantien und vielen weiteren wichtigen Nährstoffen.

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