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Haben Wärmepumpen wirklich ein Lautstärke-Problem?

Ist die Lautstärke von Wärmepumpen ein Problem?
Foto: Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V.

Wärmepumpen gewinnen als klimaschonende Heizmethode an Bedeutung – doch viele Menschen bleiben skeptisch. Ein häufig genannter Einwand: Die Lautstärke der Wärmepumpen. Aber sind sie wirklich so laut, wie oft behauptet wird?

Energiefachleute haben kaum einen Zweifel daran, dass die Wärmepumpe hierzulande mittelfristig zur wichtigsten Heizungsart wird. Ohne diese Technologie wird Deutschland seine Klimaziele kaum erreichen können. Und doch geht der Umstieg nur schleppend voran. Neben dem Kostenfaktor lautet eines der häufigsten Argumente der Skeptiker:innen: Wärmepumpen seien zu laut.

Wir geben einen Überblick, wie es wirklich mit der Lautstärke der Wärmpumpe aussieht und was man tun kann, um die Heizung möglichst leise zu betreiben.

Inhalt:

Wie laut sind Wärmepumpen?

Die Lautstärke von Wärmepumpen wird in Dezibel (dB(A)) gemessen. Eine gewöhnliche Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt im Außenbetrieb einen Geräuschpegel von etwa 35 bis 60 dB(A). Das gilt, wenn man direkt neben dem Gerät steht, einige Meter weiter kommen bereits deutlich weniger Geräusche an. Moderne Geräte sind dabei meist deutlich leiser als ältere Modelle.

Zur Einordnung: Das Brummen eines Kühlschranks erzeugt etwa 40 dB(A), eine Kaffeemaschine etwa 50 dB(A), ein normales Gespräch liegt bei etwa 60 dB(A). Ein Flüstern dagegen ist etwa 30 dB(A) laut.

Die tatsächliche Lautstärke von Wärmepumpen im Betrieb hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel dem Modell, der Größe und Leistung, der Art der Wärmepumpe, dem Aufstellort und den Betriebsbedingungen. Sole-Wasser- oder Wasser-Wasser-Wärmepumpen (Erdwärme- oder Grundwasserpumpen) sind im Betrieb leiser als Luft-Luft- und die mit Abstand häufigsten Luft-Wasser-Wärmepumpen. Letztere saugen mittels eines Ventilators Umgebungsluft an, um sich die Wärmeenergie zunutze zu machen.

Warum erzeugen Wärmepumpen überhaupt Geräusche?

Die Hauptursachen für die Geräusche von Luftwärmepumpen sind die Ventilatoren und Kompressoren, die in den Außeneinheiten der Geräte arbeiten. Der Kompressor erzeugt Körperschall, der als leises Brummen wahrnehmbar ist, während der Ventilator Luftschall erzeugt, der als Rauschen hörbar ist (Strömungsgeräusche).

Lautstärke von Wärmepumpen: Was ist erlaubt?

Die zulässige Lautstärke von Wärmepumpen – und allen anderen Geräuschen, die man verursacht – ist in der „Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ (TA Lärm) geregelt. Die Grenzwerte variieren je nach Art des Wohngebiets und der Tageszeit. In reinen Wohngebieten etwa gilt 50 Dezibel tagsüber und 35 Dezibel nachts als Grenzwert.

Gebiet: Richtwert Schallemissionen:
Industriegebiet 70 dB(A)
Gewerbegebiet 65 dB(a) tags
50 dB(a) nachts
urbanes Gebiet 63 dB(A) tags
45 dB(A) nachts
Kerngebiet, Dorfgebiet, Mischgebiet 60 dB(A) tags
45 dB(A) nachts
allgemeines Wohngebiet, Kleinsiedlungsgebiet 55 dB(A) tags
40 dB(A) nachts
reines Wohngebiet 50 dB(A) tags
35 dB(A) nachts
Kurgebiet 45 dB(A) tags
35 dB(a) nachts
Immissionsrichtwerte f. Immissionsorte außerhalb v. Gebäuden lt. TA Lärm, Abs. 6.1

Zu beachten ist, dass es nicht auf die tatsächliche Lautstärke der Wärmepumpe ankommt, sondern darauf, wie laut die Geräusche bei den Nachbar:innen ankommen. Bei modernen Wärmepumpen ist das in der Regel im Rahmen: Fachleuten zufolge erfüllt man mit modernen Geräten mit etwa drei Metern Abstand zur benachbarten Hauswand fast immer die geltenden Schallschutzregeln.

Neue Wärmepumpenmodelle werden zudem immer leiser. Schon in wenigen Jahren könnte – mit der richtigen Installation – die Lautstärke von Luftwärmepumpen kein großes Thema mehr sein.

Wie finde ich heraus, wie laut meine Wärmepumpe ist?

Im Produktdatenblatt der Hersteller findest du Angaben zum Schallleistungspegel der Wärmepumpe. Achte darauf, dass der Wert in dB(A) angegeben ist – und erfrage im Zweifelsfall, in welcher Entfernung und unter welchen Bedingungen dieser Wert ermittelt wurde.

Um herauszufinden, welche Lautstärke zum Beispiel nebenan ankommt, kannst du eine Schallmessung beauftragen (a. unten).

So kann man die Lautstärke der Wärmepumpe reduzieren

Bei der Planung:

  • Standortwahl: Wenn möglich sollte die Außeneinheit der Wärmepumpe möglichst weit entfernt von Schlafzimmern und Nachbargrundstücken aufgestellt werden. Unter Lautstärke-Gesichtspunkten ist die Aufstellung unter Vordächern, in Nischen oder zwischen Wänden weniger empfehlenswert, da diese Schall reflektieren können. Beachte: Das Baurecht einiger Bundesländer schreibt noch Abstandsregeln von 2,5 bis 3 Meter zum Nachbargrundstück vor. Von diesen kann man sich aber meist auf Antrag bei den zuständigen Bau- bzw. Bauordnungsämtern befreien lassen. 
  • Aufstellort präparieren: Ein festes, ebenes und schalldämmendes Fundament mit Gummimatte kann die Vibrationen und somit die Lautstärke reduzieren.
  • Schallberechnung: Anhand der Herstellerangaben zu den Schallemissionen kann man online und/oder vor Ort prüfen (lassen), wie sich die Geräusche auswirken könnten.
  • Leise Modelle wählen: Es gibt mittlerweile viele leistungsstarke Luftwärmepumpen mit geringer Lautstärke (unter etwa 45 dB(A)). Achten kann man beim Kauf auf Features wie Schallumlenkung, Nacht- oder Silent-Modus und Verkleidung des Kompressors.

Nachträglich:

  • Schallschutzhaube: Eine Schallschutzhaube kann die Lautstärke der Wärmepumpe um bis zu 15 dB(A) reduzieren, indem sie den Schall durch Luftumlenkungen und Dämmung verringert.
  • Nachtbetrieb: Viele moderne Wärmepumpen verfügen über einen Nachtbetrieb oder „Silent Modus“, der die Lautstärke reduziert – allerdings auch die Leistung und oft die Effizienz.
  • Weitere Maßnahmen: Schallschutzwände, Hecken, Schwingungsdämpfer und die Optimierung der Luftführung können ebenfalls dazu beitragen, dass möglichst wenig Geräusche wahrnehmbar sind.

Wichtig: Bei der Planung einer Wärmepumpeninstallation und von entsprechenden Schallschutzmaßnahmen solltest du immer einen professionellen Fachbetrieb hinzuziehen.

👉 Wenn du Schwierigkeiten hast, Monteur:innen für eine Wärmepumpe im Umkreis zu finden, können Portale wie Aroundhome oder Heizungsfinder sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.

Fazit: Wer richtig plant, hat meist kein Problem

Es stimmt zwar, dass (Luft-)Wärmepumpen Geräusche verursachen können. Allerdings sind moderne Geräte bereits deutlich leiser geworden und diese Entwicklung setzt sich fort. Die Lautstärke, die wenige Meter entfernt von einer Wärmepumpe tatsächlich zu hören ist, ist in den meisten Fällen niedrig und unterhalb der geltenden Schallschutzgrenzwerte.

Eine britische Untersuchung legt zudem nahe, dass auch in Gebieten, in denen viele Wärmepumpen gleichzeitig laufen, die Bewohner:innen sich nicht stärker durch den Schall gestört fühlen. Gleichzeitig kann man natürlich nicht ganz ausschließen, dass besonders empfindliche Menschen sich – gerade in ruhigen ländlichen Gegeneden – doch an den Geräuschen stören können.

Leiser als die häufigen und vergleichsweise günstigeren Luft-Wasser-Wärmepumpen sind Erdwärme- oder Grundwasser-Wärmepumpen. Sie sind zudem effizienter, brauchen also weniger Strom. Allerdings sind sie in der Anschaffung teurer und der Einbau ist aufwendiger.

Bei Luftwärmepumpen ist es wichtig, ein Gerät zu wählen, dass für den eigenen Wärmebedarf richtig dimensioniert ist. Durch die Wahl eines möglichst leisen Modells, eine sorgfältige und fachgerechte Planung und Installation sowie geeignete Schallschutzmaßnahmen kann man auch die Geräuschemissionen von Luftwärmepumpen auf ein Minimum reduzieren. Hierfür sollte man sich Unterstützung von einem Fachbetrieb holen.

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