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Hybridheizung: Wann sich Gas plus Wärmepumpe lohnt

Hybridheizung aus Gas und Wärmepumpe: Lohnt sich das?
Fotos: © stock.adobe.com – Olga, © Bundesverband Wärmepumpe e.V. (BWP) / Max. Weishaupt GmbH

Vor allem in Altbauten und schlecht gedämmten Häusern wird Eigentümer:innen oft zu einer Hybridheizung geraten, meist Gas kombiniert mit einer Wärmepumpe. Unklar ist, ob sich das wirklich lohnt. Wir blicken auf Vorteile, Nachteile und Kosten.

In diesem Artikel:

Eine Hybridheizung ist ein Heizsystem, bei dem zwei unterschiedliche Wärmequellen gemeinsam die Heizwärme erzeugen. Moderne Hybridheizungen kombinieren am häufigsten Gaskessel und Wärmepumpe, wobei die Wärmepumpe die Hauptwärmequelle ist und die Gasheizung nur bei Bedarf unterstützt. Dafür kann es mehrere Gründe geben.

Vor allem zwei Gründe sprechen im ersten Moment dafür, sich beim Einbau einer Wärmepumpe nicht gleich von der bestehenden Gasheizung zu verabschieden:

  • Erstens geht in schlecht gedämmten Häusern oft so viel Wärmeenergie verloren, dass die Wärmepumpe allein es nicht schafft, für ausreichend Wärme zu sorgen oder aber durch ihre hohe Leistung sehr hohe Stromkosten verursacht. Alte Heizkörper brauchen oft sehr heißes Wasser (d.h. hohe Vorlauftemperaturen), auch das kann Wärmepumpen an ihre Grenzen bringen.
  • Zweitens können Luft-Wärmepumpen bei sehr niedrigen Außentemperaturen nur wenig Wärmeenergie aus der Luft ziehen und brauchen mehr Strom. Dadurch kann der Betrieb ineffizient werden.

Wer die bestehende Gasheizung trotz neuer Wärmepumpe weiterlaufen lässt – der häufigste Fall von Hybridheizungen – kann damit die Wärmepumpe unterstützen oder aber zeitweise ersetzen, etwa an sehr kalten Tagen.

Technisch ist es kein großes Problem, Gasheizung und Wärmepumpe zu einer Hybridheizung zu kombinieren. Heizungsbauer:innen können die Komponenten optimal aufeinander abstimmen. Eine gemeinsame Regelung steuert, wann welches System heizen soll.

Die beiden Systeme werden in der Regel über einen Wärmespeicher verbunden. Fachleute raten meist zu einem Pufferspeicher, welcher Überschüsse aus der Wärmepumpe speichern kann, sodass die Gasheizung möglichst selten gebraucht wird.

Eine automatische Steuereinheit kann selbstständig anhand von vorher einprogrammierten Werten anhand der Temperatur im Pufferspeicher oder der Außentemperatur erkennen, wann die Gasheizung einspringen soll.

Das kann dann in etwa so aussehen:

  • Szenario 1: Bei eher milden Außentemperaturen versorgt allein die Wärmepumpe das Haus mit Heizwärme und Warmwasser. Nur wenn es sehr kalt wird – die genaue Temperatur lässt sich vordefinieren – springt die Gasheizung ein und unterstützt oder übernimmt ganz.
  • Szenario 2: Bei unsanierten und schlecht gedämmte Altbauten erzeugt eine Wärmepumpe den größten Teil der Heizwärme. Weil aber die Heizkörper höhere Vorlauftemperaturen brauchen, unterstützt der Gaskessel beim Erreichen dieser hohen Temperaturen.

Natürlich sind auch Kombinationen der beiden Fälle denkbar.

Bestehende Gasheizung mit neuer Wärmepumpe kombinieren

Oft werden bei Hybridheizungen noch funktionierende Gasheizungen durch eine neue Wärmepumpe ergänzt.

Unterschieden wird beim Betrieb dann zwischen:

  • bivalent parallelem Betrieb, bei dem beide Teile einer Hybridheizung bei Bedarf gleichzeitig laufen, also zum Beispiel ab einer bestimmten Außentemperatur
  • bivalent alternativem Betrieb, bei dem die beiden Komponenten getrennt voneinander arbeiten – also etwa die Gasheizung bei bestimmten Temperaturen die Wärmepumpe ganz ersetzt
Hybridheizung
Bei einer Hybridheizung aus Wärmepumpe und Gaskessel kommt in der Regel die meiste Heizwärme aus der Wärmepumpe, die Gasheizung unterstützt wenn es nötig ist – zum Beispiel an extrem kalten Tagen. (Foto: CC0 / Pixabay / ri)

Prinzipiell kann man Hybridheizungen entweder so programmieren, dass sie möglichst kostensparend laufen oder möglichst klimaschonend, auch eine fixe Außentemperatur kann für die jeweils festgelegte Wärmequelle festgelegt werden.

Was im konkreten Fall am meisten Sinn macht, hängt unter anderem vom Gebäudestandard, der Art der Heizkörper bzw. Flächenheizungen und der Dimensionierung der einzelnen Heizungskomponenten ab. Wer über eine Gas-Wärmepumpen-Hybridheizung nachdenkt, sollte sich auf jeden Fall von einem oder einer Energieberater:in oder einem Fachbetrieb beraten lassen.

Übrigens: Relevant ist die Idee einer Hybridheizung vor allen bei den am weitesten verbreiteten Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche ihre Wärmeenergie aus der Außenluft ziehen. Erdwärme- oder Grundwasser-Wärmepumpen nutzen die weitaus konstanteren Temperaturen aus Erdreich oder Grundwasser und haben daher weniger mit Minusgraden zu kämpfen.

In der Regel ja. Wenn die Hybridheizung so geplant ist, dass die Wärmepumpe die Hauptlast trägt und die Gasheizung nur bei Bedarf unterstützt, wird übers ganze Jahr gerechnet der Gasverbrauch niedrig bleiben. Damit ist auch der Anteil fossiler Energie niedrig – und das gesamte System bleibt über dem im Gebäudeenergiegesetz festgelegten Anteil von mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien, mit denen (neue) Heizungen betrieben werden sollen.

Was Anschaffung und Einbau kosten, hängt stark davon ab, ob man eine bestehende Gasheizung mit einer Wärmepumpe kombiniert oder beide Systeme gleichzeitig neu einbaut. Auch die Dimensionierung des Heizsystems und mögliche weitere Sanierungsmaßnahmen haben großen Einfluss auf die Kosten. Abziehen darf man dafür mögliche Förderungen.

Als groben Richtwert für Kauf und Einbau einer Luft-Wärmepumpe nennt der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) 30.000 Euro ohne Förderung. Hier gibt es aber enorme Schwankungen.

Für eine reine Gasheizung muss man in der Regel mit Kosten zwischen grob 10.000 und 15.000 Euro rechnen.

Staatliche Förderungen gibt es dabei nur für die erneuerbare Komponente, sprich für die Wärmepumpe. Wie genau hier die Fördermöglichkeiten aussehen, kannst du hier nachlesen:

„Wer seinen Gas- oder Ölkessel in Betrieb lässt, erhält für die Wärmepumpe ab dem kommenden Jahr zwar die Grundförderung in Höhe von 30 Prozent der Kosten, muss aber in vielen Fällen auf den sogenannten Speed-Bonus verzichten“, sagt Ramona Mittag, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, gegenüber dem Spiegel.

Diesen „Speed-Bonus“ (auch: Geschwindigkeitsbonus oder Klima-Bonus) sollen Hauseigentümer:innen ab 2024 bekommen, wenn sie eine mindestens 20 Jahre alte Gasheizung oder eine Ölheizung durch eine klimaschonende Heizung ersetzen – meist eine Wärmepumpe. So kann man bis 2028 immerhin 20 Prozent zusätzliche Förderung erhalten, danach sinkt der Bonus schrittweise.

Wer die alte Gasheizung nicht ersetzt, sondern durch eine Wärmepumpe ergänzt, muss auf diesen Bonus verzichten. Bei einer 30.000 Euro teuren Wärmepumpe sind das immerhin 6.000 Euro.

Außerdem bleiben die laufenden Kosten der Gasheizung bestehen, also die Wartung, die Überprüfung durch Schornsteinfeger:innen und die Grundgebühr des Gasliefervertrags. Nicht ganz so leicht in Euros zu bemessen ist, dass man sich so weiterhin von fossilen Energien abhängig macht – und weiterhin auf eine klimaschädliche Technologie setzt.

Wichtig, bevor man sich für eine Hybridheizung aus Wärmepumpe und Gas oder einem anderen fossilen Energieträger entscheidet: Man sollte hier wirklich genau berechnen lassen, ob es nötig ist. Moderne Wärmepumpen eignen sich inzwischen für mehr Gebäude und Heizsysteme als viele annehmen. Oftmals braucht es auch bei Altbauten nur kleinere Maßnahmen, um sie allein mit einer Wärmepumpe beheizen zu können.

„Oft genügt es dafür, einzelne Heizkörper auszutauschen, um die Wärmepumpe selbst im tiefsten Winter effizient betreiben zu können. Der Investitionsaufwand ist dabei nicht hoch“, sagt auch Verbraucherschützerin Mittag gegenüber dem Spiegel.

Größere Flächenheizkörper kommen meist mit niedrigeren Vorlauftemperaturen aus, um Räume ausreichend zu beheizen. Je geringer die Vorlauftemperatur, desto effizienter läuft die Wärmepumpe, weil dann der Stromverbrauch niedriger ist.

Die Annahme, eine Wärmepumpe allein könne Altbauten nicht effizient beheizen oder mache bei großer Kälte schlapp, ist außerdem in vielen Fällen gar nicht mehr zeitgemäß: Moderne Wärmepumpen sind oftmals so effizient, dass sie auch bei kleinen Heizkörpern, Wärmeverlusten oder zweistelligen Minusgraden ausreichend und vergleichsweise kostengünstig heizen können. Dazu kommt: Die Tage, an denen es wirklich bitterkalt ist, werden mit der Klimakrise weniger.

Schwierig wird es, wenn Einfamilienhäuser einen sehr hohen Energiebedarf haben, etwa durch schlechte Dämmung. Faustregel: Wenn das Haus einen Energieverbrauch von 150 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr überschreitet, ist eine Wärmepumpe allein vermutlich ineffizient und teuer. Anstatt sie mit einer fossilen Heizung zu kombinieren, ist es ratsam, zuerst in energetische Sanierungsmaßnahmen – wie eine bessere Dämmung – zu investieren, bevor man die Heizung austauscht.

Expert:innen raten, vor dem Heizungstausch einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) anfertigen zu lassen. Der gibt nämlich Aufschluss darüber, wie groß die nötige Heizleistung nach geplanten Sanierungsmaßnahmen ist. Dann weiß man, wie groß man die Wärmepumpe dimensionieren muss, also welche Leistung sie bringen muss, um das Haus effizient warm zu bekommen – was ordentlich Geld sparen kann.

Einen iSFP kann man gemeinsam mit Energieberater:innen anfertigen lassen; die Beratungskosten fördert der Staat dabei unter bestimmten Voraussetzungen mit 80 Prozent.

Gegenüber dem Spiegel rät Energieexpertin Mittag von der Verbraucherzentrale NRW dazu, wenn nötig besser eine neue hybride Kompaktanlage einbauen zu lassen, als die alte Gasheizung weiter zu betrieben. Dabei wird eine Wärmepumpe mit einem kleinen Gasbrennwertkessel in einem Gerät kombiniert. „Solche Anlagen können etwa in schwer zu sanierenden Mehrfamilienhäusern eine sinnvolle Option sein.“

Der Vorteil: Hier sind von Anfang an beide Komponenten optimal aufeinander abgestimmt und entsprechend der nötigen Leistung dimensioniert. Solche Kompakt-Hybridheizungen sind auch nach Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes im Januar 2024 erlaubt.

👍 Vorteile
Sichere Heizwärme
Geringerer Gasverbrauch = klimaschonender als rein fossile Heizung
Kann bei unsanierten Altbauten und sehr niedrigen Temperaturen Kosten sparen
Sicherheit durch Energieträger-Mix
Auch anstatt, vor oder während energetischer Sanierungsmaßnahmen möglich
Klimafreundlicher als reine Gasheizung
Erfüllt die 65%-Regelung
👎 Nachteile
Abhängigkeit von fossilen Energien
Klimaschädliche Emissionen durch fossile Heizungen
Doppelte Kosten für Wartung, Überprüfung, Reparatur, Lieferverträge
Hohe Investitionskosten für die Wärmepumpe (teils abgefedert durch Förderung)
Keine Förderung durch Geschwindigkeitsbonus
Höherer Platzbedarf
Oft unnötig

Fazit: Lohnt sich eine Hybridheizung?

Wer darüber nachdenkt, die Heizung auszutauschen, sollte zunächst prüfen lassen, ob das Haus bereits die Voraussetzungen erfüllt, um allein mit einer Wärmepumpe beheizt zu werden. Oft lohnt es sich, vor einem Heizungstausch Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen, da diese den Wärmeverbrauch – unabhängig vom Energieträger – senken. Dann ist es meist wirtschaftlicher und außerdem klimaschonender auf eine Wärmepumpe als alleinige Heizung zu setzen.

Wenn ein kompletter Austausch nicht in Frage kommt, kann es eine Lösung sein, die bestehende (Gas-)Heizung mit einer neuen Wärmepumpe zu kombinieren – aber nur wenn diese voraussichtlich noch für einige Zeit effizient läuft. So kann man immerhin deutlich klimafreundlicher heizen als mit rein fossilen Heizsystemen.

Wenn die bestehende Gasheizung alt, wenig effizient oder überdimensioniert ist und bauliche Gründe gegen eine Wärmepumpe als einziges Heizsystem sprechen, kann es sich lohnen, stattdessen eine neue Kompakt-Hybridheizung einzubauen. Diese sind effizienter.

Die Kombination aus Gasheizung und Wärmepumpe ist natürlich nicht die einzig mögliche, welche die neuen Klimaschutz-Anforderungen an Heizungen (65%-Regel) erfüllen kann. Möglich sind zum Beispiel auch

  • Hybridheizung aus Wärmepumpe und Solarthermie (EE-Hybridheizung)
  • Hybridheizung aus Gas und Solarthermie
  • Hybridheizung aus Holzpellets und Solarthermie

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