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Herdenimmunität: Deshalb ist sie so wichtig

Herdenimmunität
Foto: CC0 / Pixabay / un-perfekt

Der Begriff „Herdenimmunität“ ist nicht nur im Zusammenhang mit Corona ein wichtiger Aspekt. Doch was bedeutet diese Art von Immunität eigentlich und wie funktioniert sie? Wir haben für dich die wichtigsten Infos zusammengefasst.

Bei Herdenimmunität geht es nicht nur darum, selbst gegen bestimmte Krankheitserreger und Viren immun zu sein, sondern darum, die Gemeinschaft zu schützen.

Zuerst: Was ist Immunität?

Grundsätzlich beschreibt Immunität einen Zustand, bei dem der Organismus gegenüber Krankheitserregern und Viren unempfänglich ist. Das heißt, eine Person kann an diesen Erregern zumindest für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr erkranken.

Um zu verstehen, was Immunität bedeutet und wie sie funktioniert, ist ein Exkurs in biologische Prozesse notwendig:

Damit sich Immunität gegen einen Erreger oder ein Virus einstellen kann, muss das Immunsystem zunächst mit einem solchen in Kontakt kommen. Dein Immunsystem bildet dann Antikörper, sodass es bei einer erneuten Infektion schneller reagieren kann und du in der Regel für eine bestimmte Zeit nicht mehr erkrankst.

Immunität heißt jedoch nicht automatisch, dass der Virus dann auch nicht weitergetragen werden kann, also andere Personen nicht angesteckt werden. Das ist nur bei der sogenannten sterilisierenden oder sterilen Immunität der Fall.

Diesen Schutzmechanismus machen sich Impfungen zunutze. Impfstoffe trainieren das Immunsystem und bereiten es auf eine potenzielle Infektion mit einem bestimmten Erreger vor.

Bei Herdenimmunität geht es darum, dass Infektionsketten unterbrochen werden und die Ausbreitung einer Krankheit sich eindämmen lässt. Zentral ist dies ist vor allem bei hochansteckenden Viren, wie etwa das SARS-CoV-2- beziehungsweise Covid-19-Virus eines ist.

So funktioniert Herdenimmunität

Herdenimmunität hängt stark mit der Ansteckungsrate zusammen.
Herdenimmunität hängt stark mit der Ansteckungsrate zusammen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Peggy_Marco)

Von Herdenimmunität wird gesprochen, wenn ein bestimmter Anteil einer Bevölkerung gegen eine Krankheit immun ist. Wie groß dieser Anteil sein muss, wird mit der Reproduktionszahl des jeweiligen Virus, auch als R-Wert bekannt, berechnet. Die Reproduktionszahl gibt an, wie viele andere Personen eine infizierte Person im Schnitt ansteckt.

Je nach Virus beziehungsweise Virusvariante fällt dieser R-Wert unterschiedlich aus:

  • Das Robert-Koch-Institut (RKI) legt die Basisreproduktionszahl R0 für den „Wildtyp“ von SARS-CoV-2 zwischen 3,3 und 3,8 fest. Dieser Basiswert beschreibt die durchschnittliche Ansteckung anderer, wenn keine Hygiene- und Schutzmaßnahmen ergriffen werden und niemand immun ist. Das bedeutet, dass jede Person ohne Maßnahmen im Durchschnitt 3,3 bis 3,8 weitere Personen ansteckt und jede angesteckte Person wieder weitere Personen (Stichwort Infektionskette). Die Delta- und Omikron-Variante haben eine höhere Basisreproduktionszahl.
  • Die sogenannte effektive Reproduktionszahl gilt, wenn Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung ergriffen werden und einige Personen bereits immun sind. Sie ist entsprechend niedriger als die Basisreproduktionszahl.

Ziel ist es, den R-Wert zu reduzieren, sodass er auch ohne Schutzmaßnahmen gegen null geht. Das bedeutet, ein ausreichend großer Teil einer Bevölkerung muss immun gegen ein Virus sein, also eine Herdenimmunität geschaffen werden. Konkret soll der R-Wert auf unter eins sinken. Dann steckt eine infizierte Person im Durchschnitt weniger als eine weitere Person an, die Infektionszahlen sinken und der Virus wird im Bestfall irgendwann nicht mehr weiterverbreitet.

Um den Kreis zu schließen, bedeutet dies in Bezug auf Immunität: Wenn eine Person immun ist, kann sie (für eine bestimmte Zeit) nicht mehr von einer infizierten Person angesteckt werden. Dadurch wird die Infektionskette unterbrochen. Infolgedessen werden mit einem sinkenden R-Wert weniger Menschen infiziert beziehungsweise erkranken. Das Virus wird zwar unter nicht-immunen Personen immer noch weitergegeben, aber die Zahl der Infizierten steigt nicht mehr.

Zweitinfektion nach Genesung? Was wir wissen

Immunität kann durch eine Erkrankung (Bildung von Antikörpern) oder durch eine Impfung (Vorbereitung des Immunsystems) generiert werden, so der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.. Speziell für das aktuell grassierende Corona-Virus wird die Immunität nach Genesung und/oder nach einer Impfung noch untersucht.

Eine Zweitinfektion (Reinfektion) ist möglich, die Symptome fallen nach aktuellem Wissensstand dann jedoch milder aus. Außerdem gibt es bereits Studien, die zeigen, dass das Risiko einer Zweitinfektion nach einer Genesung geringer ausfällt. Andere Studien zeigen, dass die Immunität nach einer Infektion länger hält als gedacht: ein bis zwei Jahre lang. Bist du zusätzlich geimpft, hast du der aktuellen Datenlage zufolge den besten Schutz gegen einen schweren Verlauf.

Grundsätzlich gilt auch: Eine Impfung hilft dabei, Herdenimmunität zu schaffen und somit eine Virusverbreitung zu bekämpfen.

Darum ist Herdenimmunität wichtig und das gibt es zu beachten

Herdenimmunität ist zentral, damit Krankeiten eingedämmt werden können.
Herdenimmunität ist zentral, damit Krankeiten eingedämmt werden können.
(Foto: CC0 / Pixabay / Morgengry)

Herdenimmunität geht mit bedeutungsvollen Vorteilen einher, die diese Entwicklung so wichtig machen:

  • Eindämmung: Die Verbreitung eines Virus/einer Krankheit wird eingedämmt und eine Pandemie lässt sich besser bekämpfen.
  • Herdenschutz: Sobald genug Menschen immun sind, werden durch die unterbrochenen Infektionsketten auch andere geschützt. Auch Nicht-Geimpfte, wie zum Beispiel Babys oder immungeschwächte Personen, sind somit geschützter.

Die Bedeutung der Herdenimmunität wird durch eine Simulation des RKI deutlich, die verschiedene Szenarien visualisiert.

Auch wenn sich Herdenimmunität grundsätzlich positiv auf die Gemeinschaft auswirkt, gibt es dabei einige weitere Aspekte zu beachten:

  • Durchschnittswert: Der R-Wert ist ein Durchschnittswert. Es ist möglich, dass manche Infizierte wenige Menschen und manche Infizierte sehr viele Menschen anstecken. Daraus resultiert, dass keine genaue Angabe für die Herdenimmunität und den dafür nötigen Anteil an immunen Personen möglich ist. Somit kann die Grenze zur Herdenimmunität nicht pauschalisiert werden.
  • Virus-Mutationen: Problematisch sind in Bezug auf Herdenimmunität neu auftretende Mutationen, die ansteckender als das Ursprungsvirus sind. Dann erhöht sich der R-Wert und ein höherer Anteil an Immunität in der Gesamtbevölkerung ist nötig, bis von Herdenimmunität gesprochen werden kann.
  • Zusammenhang mit Schutzmaßnahmen: Die Kombination aus Schutzmaßnahmen und einem hohen Anteil an immunen Menschen kann für eine (vermeintliche) Herdenimmunität sorgen. Fallen Schutzmaßnahmen weg, ist es möglich, dass die Infektionszahlen und somit auch der R-Wert wieder steigen. Das heißt, der Anteil derjenigen, die immun sind, muss wiederum höher ausfallen.

Mehr zum Thema Herdenimmunität und kritische Hintergründe zeigt das Video der promovierten Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, die das Thema für ARD und ZDF (YouTube-Kanal „maiLab“) verständlich aufbereitet:

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