Die richtige Bewässerung ist bei Pflanzen so ein Ding: Zu wenig, und sie vertrocknen – zu viel, und sie ertrinken. Ein Trick mit einem Schwamm verspricht Abhilfe. Wir prüfen, was dran ist.
Wer sich nicht so genau mit Topfpflanzen auskennt, könnte denken, dass die größte Gefahr ist, die Pflanzen zu wenig zu gießen und vertrocknen zu lassen. Doch wenn deine Pflanzen gelbe und braune Blätter haben, schlapp herabhängen oder sich die Blätter verformen und einrollen, könnte das Problem genau das Gegenteil sein: Vielleicht hast du sie überwässert und somit „ertränkt“.
Wie können Pflanzen „ertrinken“?
Wie kann es sein, dass Pflanzen „ertrinken“? Wenn du sie zu oft und zu stark wässerst und das Wasser nicht abfließen kann, stehen die Wurzeln permanent im Nassen. Das nennt man Staunässe. Die Wurzeln können dann sehr bald keinen Sauerstoff aus dem Wasser und auch keine Nährstoffe aus der Erde mehr entnehmen.
Das führt früher oder später auch bei sehr pflegeleichten Zimmerpflanzen zu Wurzelfäule: Die Wurzeln verrotten. Sobald du das merkst, musst du den verrotteten Teil der Wurzeln unbedingt entfernen, um deiner Pflanze noch eine Chance zu geben.
Um keine Staunässe zuzulassen, kannst du einerseits sicherstellen, dass überflüssiges Gießwasser immer abfließen kann. Das schaffst du zum Beispiel, indem du ein paar Murmeln oder Steine in den Übertopf legst und den Anzuchttopf (das ist der meist aus Plastik bestehende Topf, in dem du Pflanzen im Handel kaufen kannst) darauf stellst. Wasser, das unten aus der Erde wieder herausfließt, kann dann zwischen den Steinen „versickern“ und bis zum nächsten Gießen verdunsten. Oder du schüttest den Übertopf etwa 15 Minuten nach dem Gießen aus – doch daran immer zu denken, ist gar nicht so einfach.
Schwamm im Topf: Trick gegen Staunässe?
Doch was tun bei Pflanzen,
- die du nur sehr selten gießen kannst,
- bei denen du schwer einschätzen kannst, wie viel Wasser die richtige Menge ist
- oder die so schwer sind, dass du sie nicht so einfach aus dem Übertopf heben kannst, um diesen auszuleeren?
Einige Menschen schwören auf einen Trick mit einem Schwamm. Legst du diesen in den Anzuchttopf (nicht in den Übertopf) unter die Erde, saugt er sich mit dem Wasser voll, das am Boden des Topfes angelangt. Wird die Erde wieder trocken, kann der Schwamm seine Feuchtigkeit wieder abgeben und so die Pflanze mit Wasser versorgen.
Soweit zumindest die Theorie.
Was gegen den Schwamm-Trick gegen Staunässe spricht
Das Lifestyle-Magazin livingetc.com hat einige Expert:innen zum Thema Pflanzen dazu befragt, ob der Schwamm-Trick eine gute Idee sein könnte. Das Fazit ist eher negativ:
- Jemand erklärt beispielsweise, dass der Schwamm ein Abfließen von überflüssigem Wasser verhindern kann, wenn er sich zu sehr mit Feuchtigkeit vollsaugt. Dann helfen auch Steine im Übertopf nichts mehr, und es kann Wurzelfäule entstehen.
- Der Schwamm bewirkt, dass mehr Feuchtigkeit im Topf ist, als die Erde ohne ihn speichern könnte. Das kann dazu führen, dass die Topfpflanze beziehungsweise ihre Blumenerde schimmelt. Das wiederum schwächt die Pflanze und kann außerdem gesundheitliche Risiken für dich mit sich bringen.
- Schwämme dehnen sich stark aus, wenn sie sich mit Wasser vollsaugen. Dadurch könnte die Erde darüber zusammengepresst werden, was das Wachstum der Wurzeln beeinträchtigen kann. Das Heben und Senken des Schwamms könnte auch zu einer Auf- und Abbewegung der Erde selbst führen, die der Pflanze nicht unbedingt guttut.
Bedenke zusätzlich, dass es ein gewisser Aufwand ist, die Pflanze und die gesamte Erde aus dem Topf zu heben, um den Schwamm darin zu platzieren. In dem Prozess könntest du aus Versehen Wurzeln schädigen. Und wenn der Schwamm-Trick deiner Pflanze schadet, kannst du den Schwamm eventuell nicht ohne weiteres entfernen, falls die Wurzeln ihn bereits umschlossen haben.
Fazit: Nutze den Schwamm in Ausnahmefällen
Es gibt sicherere Methoden, um deine Pflanze vor Staunässe zu schützen – beispielsweise mit Steinen oder Tongranulat. Wenn du jedoch deine Pflanzen eher zu selten gießt, könnte dir der Schwamm-Trick helfen, sie über längere Zeiträume hinweg mit Feuchtigkeit zu versorgen. Beobachte die Pflanze dann allerdings besonders genau auf Anzeichen von Wurzelfäule. Das widerspricht sich also etwas. Wenn dir das Schwamm-Experiment für deine Pflanze zu riskant ist, dann findest du hier weitere hilfreiche Infos: Blumen gießen: Diese 8 Fehler kannst du ganz einfach vermeiden.
Es ist fraglich, ob natürliche und biologisch abbaubare Schwämme, wie zum Beispiel der Konjac-Schwamm, beim Schwamm-Trick besser funktionieren würden. Zumindest hast du damit jedoch keinen Plastikverbrauch und führst deiner Zimmerpflanze nicht aus Versehen auch noch Mikroplastik als Nährboden für Pilze zu.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Pflanzen bewässern im Urlaub: DIY-Bewässerungsideen
- Sonnenbrand bei Pflanzen: Wie du ihn erkennst und vermeidest
- Pflegeleichte Zimmerpflanzen, die auch ohne grünen Daumen wachsen
War dieser Artikel interessant?