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Konstruktiver Journalismus: Darum brauchen wir mehr davon

konstruktiver journalismus
Foto: CC0 / Pixabay / geralt

Konstruktiver Journalismus will die traditionelle Berichterstattung durch nützliche Lösungsansätze ergänzen und so zum weiteren Recherchieren und Nachdenken anregen. Hier erfährst du mehr zu den Grundprinzipien der Journalismusform.

Vielleicht kennst du das Gefühl, dich nach einem Blick in die Nachrichten zwar gut informiert, aber gleichzeitig entmutigt und überwältigt zu fühlen. Schließlich gleicht traditioneller Journalismus oft einer Flut an negativen Berichten. Schlecht recherchierte Beiträge in unseriösen Formaten verschlimmern das Phänomen: Sie vermitteln in erster Linie eine Schwarz-Weiß-Mentalität und falsche Informationen. Im schlimmsten Fall fördern sie so Verschwörungstheorien und Radikalisierungen.

Konstruktiver Journalismus ist eine Reaktion auf diese Entwicklungen. Im Gegensatz zu traditionellen Berichterstattungen will er mehr als nur Missstände aufzeigen – mit fundierten Fakten und Lösungsansätzen soll er Leser:innen ein allumfassendes Bild liefern.

Was ist konstruktiver Journalismus?

Konstruktiver Journalismus will nicht nur über Missstände aufklären, sondern auch Lösungsansätze präsentieren.
Konstruktiver Journalismus will nicht nur über Missstände aufklären, sondern auch Lösungsansätze präsentieren.
(Foto: CC0 / Pixabay / ReadyElements)

Konstruktiver Journalismus ist in erster Linie eine lösungsorientierte Form der Berichterstattung. Das bedeutet, Journalist:innen beschreiben Missstände, Probleme und Herausforderungen akkurat und präzise auf einer wissenschaftlich fundierten Basis. Beschreibungen von positiven Entwicklungen und möglichen Lösungsansätzen ergänzen die Berichte.

Nachrichten dieser Art gibt es sicherlich schon länger. Allerdings ist konstruktiver Journalismus erst seit dem letzten Jahrzehnt ein feststehender Begriff. Dies gibt Journalist:innen die Möglichkeit, sich besser zu organisieren und konkrete Konzepte zu entwickeln. So bietet zum Beispiel das Solutions Journalism Network Beispielartikel für eine lösungsorientierte Berichterstattung. Bislang findest du dort bereits fast 12.000 Artikel aus 183 verschiedenen Ländern.

Konstruktiver Journalismus: Zu optimistisch?

Konstruktiver Journalismus soll nichts beschönigen, sondern umfassend über ein Thema aufklären.
Konstruktiver Journalismus soll nichts beschönigen, sondern umfassend über ein Thema aufklären.
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

Konstruktiver Journalismus will andere Formen der Berichterstattung nicht ersetzen, sondern ergänzen. Eine solche andere Form ist positiver Journalismus. Dieser stellt aufbauende Geschichten mit glücklichem Ausgang in den Mittelpunkt oder thematisiert ausschließlich positive Entwicklungen.

Konstruktiver Journalismus distanziert sich bewusst von diesem Ansatz: Er kritisiert zwar die überwiegend negative Berichterstattung und Sensationslust, will aber auch keine Feel-Good-Stories verbreiten. Stattdessen streben konstruktive Journalist:innen fundierte und kontextualisierte Berichte an, die weder die positiven noch die negativen Seiten verschweigen.

Das bedeutet, dass auch Lösungsansätze kritisch beleuchtet werden müssen. Im konstruktiven Journalismus soll nicht direkt zum Aktivismus oder einer bestimmten Handlung aufgerufen werden. Autor:innen sollten deshalb möglichst unvoreingenommen sein und keine vorgefertigte Meinung verbreiten. Ziel ist, dass sie mit einer ausreichend großen Distanz zur jeweiligen Thematik auch mögliche Lösungen kritisch hinterfragen und Grenzen aufzeigen.

Die Folgen der Berichterstattung

Der negativity bias führt leicht zu einem Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht.
Der negativity bias führt leicht zu einem Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht.
(Foto: CC0 / Pixabay / Peggy_Marco)

Der sogenannte „negativity bias“ ist ein bekanntes psychologisches Phänomen. Er beschreibt die Tatsache, dass unser Gehirn stärker auf Negatives als auf Positives oder Neutrales reagiert. Es scheint also fast menschlich, dass auch der Fokus in der traditionellen Berichterstattung eher auf negativen Fakten liegt.

Doch dieser Umstand kann laut einem BBC-Artikel fatale Folgen haben:

  • So kann eine unreflektierte Berichterstattung unsere Wahrnehmung bestimmter ethnischer und sozialer Gruppen negativ beeinflussen. 
  • Nachrichten können zudem unsere Trauminhalte bestimmen und zu Stress und psychischen Problemen (wie Depressionen oder Angststörungen) fördern.
  • Nicht zuletzt kann eine negative Berichterstattung sogar das Risiko für einen Herzinfarkt steigern und weitere gesundheitliche Probleme mit sich bringen.

Ein weiteres Problem ist, dass ausschließlich negative Nachrichten Fortschritt behindern können. Schließlich bildet Journalismus die Realität nicht nur ab, sondern kann die zukünftige Realität aktiv mitgestalten und bestimmen. Die Flut an negativen Aspekten und Bildern ruft schnell Gefühle wie Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit hervor und kann dazu führen, dass Rezipient:innen in ein passives und gleichgültiges Verhalten rutschen. Wir sind dann weniger bereit, selbst für eine bessere Zukunft aktiv zu werden. So sinkt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass sich zukünftig tatsächlich etwas ändert.

Das ist vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit fatal. Auch hier entsteht angesichts der wachsenden Regenwaldzerstörung, der globalen Erwärmung, dem Artensterben und anderen folgenschweren Entwicklungen schnell ein Gefühl von Ohnmacht: Was kann ich als Individuum schon gegen diese globalen Katastrophen ausrichten? Präsentieren Berichte hingegen auch konstruktive Lösungsansätze und Ideen, sehen wir einen Ausweg aus der Krise und sind vielleicht motivierter, selbst etwas dazu beizusteuern.

Trotzdem will konstruktiver Journalismus nichts beschönigen oder zwanghaft nach positiven Aspekten suchen. Wenn es zu einer Thematik nichts Positives zu sagen und es momentan keine Lösungen (mehr) gibt, wird dies auch so formuliert.

Konstruktiver Journalismus mit enorm

Ein deutschsprachiges Magazin, das konstruktive Artikel schreibt, ist zum Beispiel enorm.
Ein deutschsprachiges Magazin, das konstruktive Artikel schreibt, ist zum Beispiel enorm.
(Foto: enorm-magazin.de (Screenshot))

Ein Magazin, das beispielsweise konstruktiven Journalismus in die Tat umsetzt, ist enorm. Enorm will gesellschaftlichen Wandel fördern, indem es sich den drängenden Fragen unserer Zeit widmet. So findest du hier unter anderem Artikel zur Klimakrise, Corona, Gender-Gerechtigkeit, Rassismus oder der Frage, wie wir nachhaltig wirtschaften können.

Du kannst dir entweder kostenlos Artikel auf der enorm-Website durchlesen oder das Magazin abonnieren. Dann bekommst du sechsmal im Jahr eine gedruckte oder digitale Ausgabe zugesendet und kannst zwischen verschiedenen Abo-Varianten wählen.

Konstruktive Videos und Podcasts bei ZDF

Auch die Dokumentationsreihe „plan B“ von ZDF beruft sich auf konstruktiven Journalismus. In Videos und Podcast-Episoden kannst du hier mehr zu fundierten Fakten und Lösungen rund um Themen wie Klima, Umweltschutz oder Gesundheit erfahren. So gibt es zum Beispiel Beiträge zur Müllvermeidung, nachhaltigem Wirtschaften, Fair Fashion, Upcycling oder zur Energiewende.

Du kannst die neusten Dokumentationen entweder jeden Donnerstag im Fernsehen schauen oder in der ZDF-Mediathek stöbern.

Konstruktiver Journalismus auf Perspective Daily

Auf Perspective Daily findest du Artikel zu Themen wie Umwelt, Philosophie oder Gesellschaft.
Auf Perspective Daily findest du Artikel zu Themen wie Umwelt, Philosophie oder Gesellschaft.
(Foto: Perspective-daily.de (Screenshot))

Perspective Daily versteht sich als konstruktives Online-Magazin. Du findest hier Aufklärungsartikel, Tipps, Inspirationen und Lösungsansätze rund um zahlreiche Themen, darunter unter anderem Umwelt, Gesellschaft, Religion, Philosophie oder Feminismus. Auch wenn du mehr zu den Prinzipien und Vorzügen des konstruktiven Journalismus lernen willst, wirst du hier fündig.

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