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Kunstdünger: Darum sind sie problematisch

kunstdünger
Foto: CC0 / Pixabay / barskefranck

Kunstdünger sind mineralische Düngemittel, die nicht nur Böden und Ökosystemen schaden, sondern auch dem Klima. Welche Auswirkungen sie genau haben und welche besseren Alternativen es gibt, erfährst du hier.

Im Gegensatz zu natürlichen Düngemitteln werden Kunstdünger synthetisch hergestellt. Sie bestehen aus Mineralien (daher auch mineralische Dünger genannt), die aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden. Im fertigen Produkt sind die Nährstoffe in Salzen gebunden. Wird damit gedüngt, lösen sich die Salze mit der Zeit im Boden auf. Im Idealfall nehmen die Pflanzen dann mit ihren Wurzeln die Nährstoffe auf. Bei übermäßigem oder ineffizientem Düngen werden die Nährstoffe teilweise auch nach unten gewaschen oder von anderen Organismen im Boden verwertet.

Kunstdünger in der konventionellen Landwirtschaft

In der konventionellen Landwirtschaft nutzen Landwirt:innen Kunstdünger im großen Stil. Der weltweit am meisten genutzte mineralische Dünger ist der Stickstoffdünger. Nicht selten kommt es dabei zur Überdüngung.

Bereits vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine gab es Anfang 2022 ein Problem: Aufgrund der gestiegenen Erdgaspreise stiegen auch die Preise für den synthetischen Dünger rasant an – denn Erdgas ist eine der Grundlagen für die Produktion von Stickstoffdünger. Mit Beginn des Krieges und der westlichen Sanktionen verschärften sich die Preise abermals. Das liegt daran, dass Russland Hauptexporteur für Stickstoffdünger ist und die Exporte nach Europa einstellte. Den Landwirt:innen sind die Düngerpreise weiterhin zu hoch, sie kaufen weniger

Laut Expert:innen könnten dies nun eine Chance sein, um sich endgültig von den umweltschädlichen Düngemitteln loszusagen und nachhaltige Alternativen einzuführen.

Kunstdünger und seine fatalen Folgen

Bereits die Produktion von Kunstdünger ist ökologisch problematisch, weil der Dünger auf Erdgas basiert. Auch wenn Gas als klimafreundlicher gilt als andere fossile Brennstoffe, treibt es die globale Erwärmung laut Greenpeace trotzdem maßgeblich voran. Bei der Verbrennung des Gases entstehen hohe Mengen an CO2, die anschließend in die Atmosphäre gelangen. Durch Unfälle und Lecks an Gas-Förderanlagen tritt zudem leicht Methan aus – ein noch schädlicheres Treibhausgas.

Zudem sind die zahlreichen Prozesse, um den Stickstoff für den Kunstdünger chemisch herzustellen, extrem energieintensiv. Auch der dafür benötigte Strom stammt in der Regel aus Kohlekraftwerken und verursacht so hohe CO2-Emissionen.

Weitere ökologische Probleme liegen in der Anwendung des Düngers. Dem Umweltbundesamt zufolge gelangen durch den hohen Einsatz von Kunstdünger viel zu große Mengen Stickstoff in unsere Umwelt. Dazu tragen übrigens auch Verkehr und Verbrennungsprozesse in der Industrie bei. Die Folge: Im Boden wandelt sich Stickstoff in Nitrat um und reichert sich an. Anschließend gelangt das Nitrat ins Grundwasser. Wasser, das gewisse Nitrat-Grenzwerte überschreitet, ist nicht mehr als Trinkwasser nutzbar.

Laut dem Wissenschaftsmagazin Spektrum bringt der hohe Nitratgehalt zudem Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Ganze Flüsse und Seen sind dann teilweise nicht mehr für Pflanzen und Tiere bewohnbar. Darunter leidet die Biodiversität.

Stickstoff kann sich im Boden auch in Lachgas umwandeln. Dieses verschmutzt zwar nicht unser Wasser, gelangt aber in die Atmosphäre und wirkt dort als starkes Treibhausgas. Es hat eine etwa 300-mal so starke Wirkung auf die globale Erwärmung wie Kohlenstoffdioxid und greift zudem die Ozonschicht an.

Weniger Dünger – gezielter eingesetzt

Um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen, sollte Kunstdünger präziser und sparsamer eingesetzt werden.
Um die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen, sollte Kunstdünger präziser und sparsamer eingesetzt werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures)

Landwirt:innen in der konventionellen Landwirtschaft sind an Kunstdünger gewöhnt. Sie haben Sorge, dass mit der Reduzierung des Düngers auch der Ertrag leidet. Eine Studie aus dem Jahr 2021 konnte jedoch belegen, dass sich die Einsparungen von Stickstoff-Dünger mit den richtigen Maßnahmen nicht auf die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln auswirken würden. Stattdessen müsse man den Stickstoff gezielter aufs Feld bringen und Überdüngung vermeiden.

Denn beim Düngen gilt nicht „Viel hilft viel.“ Überschüssigen Stickstoff können die Pflanzen nicht aufnehmen. Der Überschuss richtet dann die beschriebenen Schäden in der Natur an. Laut den Forschenden müsste deshalb der Einsatz des Düngers präziser geplant werden. Dann könne man gleichzeitig für einen hohen Ertrag und gesunde Stickstoffwerte im Boden sorgen.

Ist organischer Dünger besser?

Gülle und Mist sind zwar organische Dünger, tragen aber genauso zum Stickstoff-Problem bei.
Gülle und Mist sind zwar organische Dünger, tragen aber genauso zum Stickstoff-Problem bei.
(Foto: CC0 / Pixabay / Emphyrio)

Organische Alternativen zu Kunstdünger sind zum Beispiel Gülle, Jauche, Mist oder Rindenmulch. In privaten Gärten kommen zudem Kompost oder Hornspäne zum Einsatz. Der Pluspunkt bei Düngern biologischen Ursprungs: Sie basieren nicht auf klimaschädlichem Erdgas. Stattdessen werden insbesondere bei Mist, Gülle oder Kompost biologische Abfälle sinnvoll weiterverwendet.

Doch auch bei diesen Düngemitteln bleibt das Stickstoffproblem bestehen. Laut Spektrum gelangen in Deutschland pro Hektar 93 Kilogramm Stickstoff durch Kunstdünger und 96 Kilogramm durch Gülle und Mist auf die Felder. Gülle und Mist werden dabei teilweise noch leichter ausgewaschen und gelangen so in angrenzende Gewässer. Auch beim Transport vom Stall zum Feld gelangt Stickstoff als Lachgas leichter in die Atmosphäre. Zudem ist unklar, welche Nährstoffe in welchen Anteilen genau in den Tierausscheidungen enthalten sind.

Trotzdem sollte organischer Dünger den Kunstdünger langfristig ersetzen. Mithilfe geeigneter Maßnahmen ließen sich auch die ökologischen Probleme beheben: So müsste der organische Dünger ebenfalls präziser eingesetzt werden, um Überdüngung vorzubeugen. Die Entwicklung von modernen Ausbringungsmethoden kann verhindern, dass Lachgas entweicht.

Auch wenn du im eigenen Garten düngst, solltest du einige grundlegende Hinweise beachten. Der NABU empfiehlt, am besten auf Kompost als Düngemittel zurückzugreifen und den Dünger präzise und sparsam einzusetzen. Oft düngen wir auch im Garten zu viel. Recherchiere deshalb am besten genau zu den Bedürfnissen deiner Pflanzen. Teilweise kommen sie auch ganz ohne zusätzlichen Dünger aus.

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Überarbeitet von Annika Reketat

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