Lästern gilt zu Recht als schlechte Angewohnheit: Langfristig schadet es zwischenmenschlichen Beziehungen mehr, als es nützt. Hier liest du, woran das liegt und was du anstelle von Lästern eher tun solltest.
Verschworene Grüppchen in der Kaffeeküche, Tuscheln hinter vorgehaltener Hand und verstohlene Blicke über die Schulter: Solche Bilder drängen sich auf, wenn vom Lästern die Rede ist. Grundsätzlich bedeutet der Begriff, sich im Gespräch mit anderen negativ oder abfällig über jemanden zu äußern. Die betroffene Person kann dabei selbst anwesend sein – meist wird aber hinter ihrem Rücken über sie gelästert. Auf diese Weise verbreiten sich auch leicht Gerüchte.
Lästern ist nicht nur ein häufiges Problem im Berufsalltag: Auch unter Freund:innen, in Vereinen oder in anderen Freizeitgruppen kann es für Konflikte und Spaltung sorgen. Grundsätzlich kann es überall zu Lästereien kommen, wo viele Menschen mit teilweise sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten und Vorstellungen aufeinandertreffen.
Menschen mit Hang zum Lästern genießen in der Regel keinen sonderlich guten Ruf. Trotzdem lassen sich viele gelegentlich dazu verleiten, über Bekannte, Kolleg:innen oder Vorgesetzte herzuziehen – besonders im Schutz einer Gruppe. Aber warum tun wir das und welche Folgen hat es?
Warum lästern wir?
Menschen neigen aus verschiedenen Gründen zum Lästern. Obwohl es als schlechte Angewohnheit gilt, lassen sich durchaus auch psychische und soziale Vorteile daraus ziehen:
- Indem wir über die Fehler anderer lästern, stärken wir unser eigenes Ego und unser Selbstwertgefühl. Das Problem dabei ist allerdings: Wir tun es auf Kosten der Person, die wir abwerten. Strategisches Lästern zielt sogar ganz bewusst darauf ab, das Selbstbewusstsein anderer Menschen anzugreifen und sie zu verunsichern. Wer diese Strategie zum Beispiel im Beruf anwendet, will damit in der Regel Konkurrent:innen schwächen und die eigene Position stärken.
- Wer lästert, sucht Bestätigung und Zuspruch. Wenn wir das Verhalten einer Person kritisieren und andere uns dabei zustimmen, sehen wir uns in unseren Wert- und Normvorstellungen bestätigt. Auch wenn wir der Meinung sind, von jemandem schlecht behandelt worden zu sein und andere diese Ansicht teilen, hilft uns das, Ärger und Frust abzubauen.
- Lästern hat eine soziale Funktion: Die gemeinsame Abneigung gegen eine Person kann den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe festigen und das Vertrauen untereinander stärken. Allerdings profitieren von diesen Vorteilen nur die Menschen, die Teil der Gruppe sind. Gefestigter Zusammenhalt ist beim Lästern nur dadurch möglich, dass bestimmte Personen aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Das kann sich zwar positiv auf das Miteinander im kleineren Kreis auswirken, ist für die größere Gemeinschaft aber trotzdem problematisch.
- Schließlich dient das Lästern auch einfach dem Austausch von Informationen. Wer über die schnelle Reizbarkeit eines bestimmten Kollegen lästert, warnt damit zum Beispiel neue Mitarbeiter:innen. Allerdings handelt es sich bei solchen Warnungen natürlich nicht um sachliche Hinweise, sondern um persönliche Wertungen, die oft übertrieben sein können. Sie sind deshalb immer mit Vorsicht zu genießen.
Lästern hat einseitige Vorteile – und viele Nachteile
Alle vermeintlichen Vorteile des Lästerns haben eine Gemeinsamkeit: Sie gelten nur für die lästernde Person. Wer von den Lästereien betroffen ist, ist dagegen im Nachteil. Die Person wird bloßgestellt, verächtlich gemacht oder sogar verleumdet, wenn die verbreiteten Gerüchte nicht der Wahrheit entsprechen. Im schlimmsten Fall entstehen so unbegründete Vorurteile und der Ruf der betroffenen Person leidet dauerhaft. Es ist auch möglich, dass sich das Lästern beispielsweise zum Mobbing am Arbeitsplatz weiterentwickelt.
Die Person, über die gelästert wird, ist aber nicht einzige:r Leidtragende:r, denn Lästern kann sich auch negativ auf das soziale Miteinander auswirken. Es sorgt dafür, dass sich Lager bilden und es zur Ausgrenzung von Menschen kommt. Innerhalb solcher Lager kann Lästern zwar den Zusammenhalt stärken – insgesamt führt es aber zu einem Umfeld, in dem Menschen einander misstrauen. Ein offener Umgang miteinander ist dann kaum noch möglich. Das führt zum Beispiel zu einem schlechten Arbeitsklima, kann die Gruppendynamik in Vereinen vergiften und dazu führen, dass Freund:innenkreise auseinanderbrechen.
Selbst Menschen, die aktiv lästern, ziehen daraus nicht nur Vorteile. Wer für seinen Hang zum Lästern bekannt ist, macht sich damit häufig unbeliebt und verliert seine Vertrauenswürdigkeit. So kann es passieren, dass er oder sie letztlich selbst im sozialen Aus landet. Zu einem interessanten Ergebnis kommt auch eine Studie des US-amerikanischen Management-Professors Jeremy Yip: Ihm zufolge muss strategisches Lästern nicht zwangsläufig zur Verunsicherung des Gegenübers führen. In vielen Fällen steigert sie sogar dessen Motivation, sich zu beweisen und lästernde Gegenspieler:innen zu überbieten.
Offene Kommunikation ist besser als Lästern
Aber längst nicht jede:r lästert, weil er oder sie sich strategische Vorteile davon verspricht. Oft entsteht der Drang zum Lästern auch einfach aus Ärger und Frustration über das Verhalten von Kolleg:innen oder Bekannten. Wer sich darüber bei anderen Luft macht, fühlt sich für kurze Zeit etwas besser.
Das eigentliche Problem löst sich durch das Lästern aber nicht. Auch wenn es größere Überwindung kostet: Die betreffende Person direkt anzusprechen und mit ihrem Verhalten zu konfrontieren, ist langfristig der bessere Weg. Tipps dazu, wie dir das bei der Arbeit oder im Privatleben gelingt, findest du in diesen Artikeln:
- Konfliktmanagement: So kannst du mit Konflikten im Beruf umgehen
- Konflikte lösen: So gehst du mit Auseinandersetzungen richtig um
Häufig ist Lästern auch ein Zeichen dafür, dass du mit dir selbst nicht im Reinen bist und bei anderen nach Fehlern suchst, um dich selbst besser zu fühlen. Du kannst aber auch an deinem Selbstbewusstsein arbeiten, ohne dafür andere abwerten zu müssen. Das sorgt nicht nur für nachhaltigeren Erfolg als Lästern, sondern verschafft dir auch ein positiveres Selbstgefühl. Anregungen dazu gibt dir dieser Artikel: Selbstbewusstsein stärken: 5 Tipps für mehr Selbstvertrauen.
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