Lanolin, oder Wollwachs, ist ein beliebter Stoff in Kosmetikprodukten. Hier erfährst du alles zu Anwendung, Wirkung und möglichen Risiken des Naturprodukts.
Lanolin findest du in Cremes, Lotionen oder auch Lippenstiften. Das natürliche Wollfett der Schafe pflegt vor allem trockene oder gereizte Haut. Es ist mitunter auch in medizinischen Hautpflegeprodukten enthalten.
Trotz seiner pflegenden Eigenschaften ist Lanolin ein nicht ganz konfliktfreier Wirkstoff – sein Allergiepotenzial ist noch nicht geklärt. Auch die oftmals wenig artgerechten Methoden bei der Gewinnung der Wolle tragen zu den Bedenken bei der Verwendung von Lanolin bei.
Lanolin aus der Schafswolle
Lanolin ist ein Fett, das die Schafe in ihren Talgdrüsen produzieren. Es fettet die Wolle ein und schützt die Tiere vor Nässe und Schmutz.
Der deshalb auch als Wollwachs bezeichnete Stoff wird nach der Schur der Schafe aus der frischen Wolle herausgewaschen. Im Rohzustand bildet Lanolin eine geleeartige gelbliche Masse.
In Kosmetika oder medizinischen Salben dient Lanolin als Emulgator mit gleichzeitiger pflegender Wirkung. Bei kosmetischen Produkten findest du meist den INCI-Namen Lanolin, in medizinischen Salben steht oft die Bezeichnung Wollwachs. Sie bezeichnet das reine, aufbereitete Wollfett der Schafe (Adeps lanae). Nach dem Deutschen Arzneibuch steht die Bezeichnung Lanolin (Lanolinum) ebenfalls für eine Mischung von Wollwachs (65 Prozent), Wasser (20 Prozent) und Paraffin (15 Prozent).
Wirkung von Lanolin
Das Lanolin besitzt die Fähigkeit, Flüssigkeiten zu binden. Bei der Herstellung von Salben oder Creme bildet es eine Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Emulsion). Das bedeutet, die Öl-Moleküle liegen außen und schließen die Feuchtigkeit ein. Lanolin kann also Feuchtigkeit spenden und wirkt rückfettend.
Diese Eigenschaften machen den Stoff zu einem wirksamen Hautschutz für uns Menschen.
- Lanolin bindet effektiv Feuchtigkeit in der Haut und eignet sich daher besonders zur Pflege rissiger und trockener Haut.
- Kosmetika mit Lanolin sind rückfettend und machen trockene Haut geschmeidig, weich und widerstandsfähiger. Du kannst Lanolin ideal zum Eincremen trockener Hautpartien verwendet, etwa den Ellenbogen oder Knien, oder als Schrundensalbe.
- Dem Wollwachs wird außerdem nachgesagt, entzündungshemmend zu wirken und die hauteigene Schutzbarriere zu stärken.
Anwendung von Lanolin
Lanolin bei trockener Haut:
- Aufgrund seiner feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften wird Wollwachs häufig zur Pflege von spröder Haut verwendet.
- Du findest Lanolin aber auch als Basiszutat in Pflegecremes, Salben und Körperlotionen. Ebenso findet es bei rückfettenden Lippenstiften Verwendung.
- In Heilcremes und Salben wird Lanolin oft in höherer Konzentration beigefügt. Bei Tagescremes und Bodylotion hingegen verwendet man es meist als Teil-Emulgator neben anderen Emulgatoren.
Lanolin bei unreiner Haut:
Während das Wollwachs hervorragende Eigenschaften bei trockener Haut bietet, sollst du es bei unreiner und zu Akne neigender Haut nur mit Vorsicht verwenden:
- Lanolin kann schwach komedogen wirken. Komedogene Stoffe fördern die Entstehung von Mitessern und Pickeln.
- Cremes, die Lanolin enthalten, bilden einen Fettfilm auf der Haut. Dieser kommt der trockenen Haut zugute, jedoch bei Hauttypen, die zu Unreinheiten neigen, können sich die Hautprobleme verstärken. Das reichhaltige Fett legt sich – ähnlich wie bei Vaseline – über die Poren und lässt sie weiter verstopfen. Vermehrte Pickel und Mitesser sind die Folge.
- Bei Unreinheiten und Akne solltest du daher besser zu leichten Cremes oder Seren greifen.
- Auch für gesunde Haut sind lanolinhaltige Produkte größtenteils zu fettig. Normale Hauttypen können lanolinhaltige Kosmetik aber bedenkenlos als Schutz oder Pflege verwenden: etwa bei rauen Lippen, als Schutzcreme im Winter oder bei akut gereizten Hautstellen.
Lanolin als umstrittener Wirkstoff
Die Verwendung von Lanolin in der Hautpflege ist nicht ganz unumstritten. Das Wollfett fällt bei der jährlichen Schafschur an und wird seit mehr als hundert Jahren für Salben und Cremes verwendet. Doch es gibt immer wieder Stimmen, die sich gegen seine Verwendung aussprechen.
- Die Lanolinallergie: Allgemein gehen Expert:innen bei Lanolin von einem geringen Allergierisiko aus. Jedoch weisen seit den 1920er Jahren immer wieder Studien auf mögliche allergische Reaktionen hin. Allerdings sind die Testergebnisse nicht eindeutig genug, sodass die Forschung noch zu keiner einstimmigen Meinung gekommen ist. Das Umweltbundesamt sieht in den unterschiedlichen Qualitäten des Lanolins eine der Ursachen für die schwer vergleichbaren Testergebnisse. Für medizinische Zwecke ist daher die strukturelle Zusammensetzung von Lanolin vorgeschrieben.
- Verunreinigungen: Peta berichtet, dass die Schafe oftmals regelmäßig mit Chemikalien behandelt werden, um ihr Fell vor Parasiten zu schützen. Solche Pestizide setzt sowohl die konventionelle Schafszucht ein wie die ökologische. Laut Peta sind die Pestizide in der Bio-Zucht jedoch nur zur Behandlung bei akutem Befall vorgesehen, während die konventionellen Züchter:innen auch vorbeugend zu den Mitteln greifen dürfen. Die Chemikalien in der Wolle übertragen sich unmittelbar auf das aus ihr gewonnene Lanolin. In seiner genannten Studie weist das Umweltbundesamt darauf hin, dass auch diese Verunreinigungen mit dazu beitragen könnten, dass sich eine Wollwachs-Allergie entwickelt.
- Tierleid vermeiden: Aber nicht nur der Pestizidgehalt der Wolle sollte deine Kaufentscheidung beeinflussen. Auch die artgerechte Haltung der Schafe spielt eine Rolle, wenn du lanolinhaltige Produkte ohne Tierlied nutzen möchtest. Besonders in Australien ist Mulesing eine gängige Praxis, um Parasiten fernzuhalten. Dabei werden häufig ohne Betäubung die Hautfalten rund um After entfernt. In Deutschland ist Mulesing verboten.
Worauf du bei Lanolin achten solltest
Lanolin besitzt viele gute Eigenschaften und kann trockene und spröde Haut pflegen. Allerdings ist Lanolin nicht gleich Lanolin. Das Wollwachs kann gesundheitliche und ethische Probleme bei der Tierhaltung mit sich bringen.
Um zu verhindern, dass du durch die Verwendung von Lanolin Reizungen oder gar Allergien entwickelst, solltest du Produkte verwenden, die hypoallergenes Lanolin enthalten. Es gibt unterschiedliche Methoden bei der Herstellung und weiteren Aufbereitung des rohen Wollfetts, sodass es in der Zusammensetzung des Wollwachses Unterschiede gibt.
Vor allem der Anteil der freien Alkoholgruppen in der molekularen Struktur des Lanolin scheinen nach heutigem Forschungsstand das Auftreten von Allergien zu beeinflussen. Ein geringer Anteil senkt das Allergiepotenzial. Die Forschung geht davon aus, dass ein Anteil von unter drei Prozent keine Allergien auslöst. Solches Lanolin gilt als hypoallergen.
Du kannst zum Beispiel für Allergiker:innen zertifizierte Produkte verwenden, wie das ECARF-Siegl der gemeinnützige Europäische Stiftung für Allergieforschung. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) nennt dagegen Lanolin unter den für Allergiker:innen nicht akzeptablen Inhaltsstoffen.
Mit zertifizierter Naturkosmetik solltest du Produkte erhalten, die Wollwachs aus der ökologischen Tierhaltung verwenden. Das hier verwendete Lanolin sollte weitestgehend frei von Pestiziden und Tierleid sein.
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Überarbeitet von Martina Naumann
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