Lebenslanges Lernen: Darum ist es unerlässlich Von Daniela Staber Kategorien: Beruf Stand: 19. April 2020, 14:00 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos Lebenslanges Lernen birgt viele Vorteile. Dabei geht es längst nicht nur um wirtschaftliches Interesse und verbesserte berufliche Chancen. Lebenslanges Lernen hält das Gehirn fit und hilft unserer Gesellschaft, Herausforderungen wie die Digitalisierung zu bewältigen. Lebenslanges Lernen meint weit mehr, als nach der Schule noch ein Studium zu absolvieren und sich in der Berufswelt von einer Weiterbildung zur nächsten zu hangeln. Der Theologe Ivan Illich schrieb: „Den größten Teil dessen, was wir wissen, haben wir alle außerhalb der Schule gelernt. Schüler lernen das meiste ohne ihre Lehrer und häufig trotz diesen.“ Lebenslanges Lernen bedeutet primär, neugierig und offen zu bleiben. Jeden Tag bieten sich unzählige Möglichkeiten, Neues zu erlernen. Neben klassischen Fortbildungen in Form von Kursen oder Seminaren kann das zum Beispiel auch bedeuten, aus reinem Interesse eine neue Sprache zu erlernen oder ein neues Hobby zu beginnen. In diesem Artikel liest du, wie du in verschiedenen Bereichen von lebenslangem Lernen profitieren kannst. Lebenslanges Lernen für die Arbeitswelt Um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen, ist lebenslanges Lernen essentiell. (Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos) Der Begriff des lebenslangen Lernens fällt häufig im Kontext mit unserer Arbeitswelt. Ohne Weiterbildung sehen wir uns ständig bedroht, abgehängt zu werden und den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren. Steckt hinter dem Begriff des lebenslangen Lernens aber nicht viel mehr als nur die Anstrengung, im wirtschaftlichen Wettbewerb nicht auf der Strecke zu bleiben? In unserer Arbeitswelt hat sich vieles grundlegend verändert. Kaum jemand übt nach der absolvierten Ausbildung noch das restliche Leben denselben Beruf aus. Der Mensch wird nach seiner Ausbildung nicht mehr als „fertig“ betrachtet. Vielmehr gilt es, sich flexibel an ständig wechselnde Anforderungen anzupassen und die eigenen Fähigkeiten entsprechend zu erweitern. Das gilt vor allem auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Im Rahmen einer umfassenden Studie haben Forscher 18.000 Arbeitgeber in 43 verschiedenen Ländern zum Thema Weiterbildung und Digitalisierung befragt. Das Ergebnis zeigte, dass Arbeitgeber in Deutschland vor allem auf interne Ausbildungen setzen, um Herausforderungen zu bewältigen, die mit der Digitalisierung einhergehen. Die Mehrheit der Befragten ist zwar überzeugt, dass die Digitalisierung ihr jeweiliges Unternehmen stark beeinflussen und verändern wird. Manche Tätigkeiten könnten dann überflüssig werden. Gleichzeitig ist aber auch davon auszugehen, dass durch digitale Veränderungen viele neue Berufe entstehen werden: Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass 65 Prozent der Jobs, die die Generation Z ausüben wird, noch gar nicht existieren. Zur Generation Z zählen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Die Adult Education Study zeigt, dass die Deutschen durchaus gewillt sind, sich beruflich weiterzubilden: Laut dieser Studie haben 56 Prozent der erwerbstätigen Deutschen im Jahr 2016 ein Angebot zur Weiterbildung wahrgenommen. Dagegen nehmen jedoch nur 5,6 Prozent der Geringqualifizierten an solchen Angeboten teil. Vorteile von lebenslangem Lernen Dabei profitiert nicht nur die Arbeitswelt von lebenslangem Lernen, sondern auch der Mensch als Individuum. Verschiedene Untersuchungen haben sich mit den Vorteilen lebenslangen Lernens auseinandergesetzt und kamen dabei zu folgenden Ergebnissen: Die Organisation BeLL (Benefits of Lifelong Learning) hat europaweit Umfragen zum Thema lebenslanges Lernen durchgeführt. Die Antworten der meisten Teilnehmer machten deutlich, dass sie Vorteile auf verschiedenen Ebenen wahrnahmen. Zu den postiviven Auswirkungen, die am häufigsten genannt wurden, gehörten etwa: mehr Selbstbewusstsein ein Sinn im Leben soziale Interaktion und neue Freunde Erfolgsgefühl Gruppenzugehörigkeit persönliche Weiterentwicklung Dein Leben lang Neues zu lernen und deinen Horizont zu erweitern, unterstützt deine Gehirnzellen und hilft ihnnen, optimal zu funktionieren. Das haben Forscher der University of California, Irvine herausgefunden. Lebenslanges Lernen kann dir auch helfen, die Herausforderungen des Lebens und deines Alltags zu meistern. Jede Lebensphase stellt eigene Herausforderungen an dich. Was du in der Schule gelernt hast, reicht vermutlich nicht aus, um der Elternrolle gerecht zu werden. Lebenslanges Lernen für eine bessere Gesellschaft Durch lebenslanges Lernen können wir gemeinsam das Gesicht der Welt verändern. (Foto: CC0 / Pixabay / Anemone123) Lebenslanges Lernen dient nicht nur wirtschaftlichen Interessen und der persönlichen Entwicklung: Es ist auch eine unerlässliche Voraussetzung, um neue gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel oder Migrationsbewegungen zu bewältigen. Damit sich eine Gesellschaft weiterentwickeln kann, braucht sie Menschen, die gewillt sind, ihr Leben lang zu lernen und Lösungsansätze für neue Problemstellungen zu finden. Bereits im 1972 erschienen Buch „Die Grenzen des Wachstums“ sehen die Autoren im lebenslangen Lernen eine Chance, die zerstörerischen Auswirkungen einer stetig wachsenden Wirtschaft zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken. Dabei ist jedoch nicht nur formelles Lernen durch konventionelle Bildungsangebote wichtig. Zum lebenslangen Lernprozess zählt es auch, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen – das betont zum Beispiel die Bundeszentrale für politische Bildung. So können wir aktiv etwas über die Herausforderungen der Integration lernen, wenn wir uns sozial engagieren. Auch im Bereich des Klimaschutzes können wir uns weiterbilden, wenn wir uns aktiv Informationen anlesen und uns mit unseren Mitmenschen darüber austauschen. Freier und einfacher Zugang zu verschiedenen Bildungsangeboten könnte auch gesellschaftlich ein neues Gemeinschaftsgefühl fördern. Es geht nicht nur darum, mehr zu verdienen und unsere Wirtschaft anzukurbeln. Durch lebenslanges Lernen können wir gemeinsam das Gesicht der Welt verändern. Lebenslanges Lernen durch Bildung? Dabei bedeutet lebenslanges Lernen keinesfalls, ein Leben lang die Schulbank drücken zu müssen. Formelles Lernen – etwa durch Ausbildungen, Kurse oder Seminare – stellt nur einen Teilaspekt des Lernens dar. Daneben gibt es viele weitere Möglichkeiten, um ein Leben lang dazuzulernen: Abseits von offiziellen Kursen finden sich unzählige Online-Kurse. Auch auf YouTube stellen viele Menschen ihr Wissen in den unterschiedlichsten Bereichen kostenfrei per Video zur Verfügung. Des Weiteren gibt es unzählige Apps, mit deren Hilfe du beispielsweise eine Sprache lernen und dir neues Wissen aneignen kannst. Während du die Probleme deines Alltags bewältigst, hast du jeden Tag aufs Neue die Möglichkeit zu lernen. So wächst unser Wissen durch neue Hobbies, ein Ehrenamt oder während wir unseren beruflichen Alltag bewältigen. Das gilt ebenso für den Bereich der sozialen Interaktion. Unsere sozialen Fähigkeiten erweitern sich mit jeder Interaktion, auch ohne dass wir uns bewusst zum Lernen entscheiden. Uns mit unserer Umwelt auszutauschen, stellt ebenfalls ein wichtiges Werkzeug zum Lernen dar. Indem wir Mitmenschen um Rat und Hilfe bitten, können wir von ihnen lernen. So gelingt es, sich auf Augenhöhe auszutauschen und voneinander zu lernen. Wie Kinder lernen wir unser Leben lang, indem wir unsere Umwelt beobachten, Unbekanntes ausprobieren – und nach neuen Lösungsansätzen suchen, wenn wir gescheitert sind. Lebenslanges Lernen für dein Leben Lebenslanges Lernen bedeutet nicht lebenslang in der Schule zu sitzen. (Foto: CC0 / Pixabay / silviarita) Wichtig ist, dass sich Lernen für dich stets nach einer Bereicherung und nie nach einer widerwilligen Anstrengung anfühlt. Die Zeit fasst erfolgreiches Lernen in einem Artikel mit der Formel „dabei sein und nebenbei“ zusammen. Gemeint ist damit, dass man am besten in einer Umgebung lernt, an der man aktiv teilhaben („dabei sein“) kann – und dass Lernprozesse meist leichter fallen, wenn sie „nebenbei“ stattfinden, statt verbissene Konzentration zu fordern. Damit lebenslanges Lernen dir Freude bereitet, anstatt dich innerlich auszubrennen, sind deine persönliche Motivation zum Lernen und dein Interesse ausschlaggebend. Nur für die nächste Gehaltserhöhung und den beruflichen Aufstieg zu lernen, wird kaum lang anhaltende Erfolge mit sich bringen. Wichtig ist, dass du aus eigenem Interesse lernst und dich für das Gelernte begeistern kannst. Die intrinsische Motivation, also die Motivation aus deinem Inneren, trägt maßgeblich zu deinem Erfolg bei. Druck von Außen und der Drang zur ständigen Selbstoptimierung können dagegen dafür sorgen, dass du schnell die Freude am Lernen verlierst. Abschließend noch ein paar praktische Tipps, um bis ins hohe Alter über dich hinauszuwachsen: Probiere regelmäßig Neues aus. Nur so kommst du aus deiner Komfortzone heraus. Greife häufig zu Büchern, um deinen Horizont zu erweitern. Frage Freunde, Familie und Kollegen regelmäßig um Rat, um von ihnen zu lernen. 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