Vegetarische Schnitzel sind im Mainstream angekommen: Sie schmecken auch ohne Fleisch, sind teils sogar rein pflanzlich. Sind das nun leckere Alternativen oder bloß schlechte Ersatzprodukte? Utopia hat sich mal ein paar davon in die Pfanne gehauen.
Das Schnitzel ist Teil unserer Kultur: Es findet in Imbissbuden und Gasthäusern ebenso statt wie am deutschen Mittagstisch oder am Abend, wenn eine schnelle Mahlzeit her soll. Der Trend zu weniger Fleisch macht auch vor diesem Traditionsgericht nicht Halt und so bieten heute selbst Supermärkte und Discounter mindestens vegetarische (ohne Fleisch, aber mit tierischen Zutaten wie Milch oder Ei), teils auch vegane „Schnitzel“ (rein pflanzliche Zutaten) an.
In der Bildstrecke finden Sie Die leckersten Schnitzel ohne Fleisch:
„Warum sollte man so etwas essen wollen?“, fragen sich viele Menschen – doch noch viel mehr andere essen sie einfach.
Oft dürften diese „Schnitzel“ aus einem halb irrationalen Impuls heraus gekauft werden: Man steht im Supermarkt vor der Kühltheke, sucht nach einem herzhaften Snack für den Abend, hat aber zugleich das ebenso vage wie wahre Gefühl, dass mit der Massentierhaltung was nicht stimmt, und greift dann eben zum Veggie-Schnitzel als Kompromiss. Soll ja auch irgendwie gesünder sein.
Man sollte sich allerdings vor der Vorstellung hüten, dass man die Gesundheit sozusagen in Form eines Schnitzels zu sich nehmen könnte. „Dass Vegetarier und Veganer oftmals als ‚gesünder‘ eingestuft werden, liegt nicht nur am fehlenden Fleischkonsum“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Nadia Röwe vom aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. „Sie leben meist insgesamt bewusster, das heißt, sie treiben viel Sport, rauchen selten und trinken wenig Alkohol.“
Vegetarische Schnitzel: der Geschmack
So oder so: Wir haben eine Handvoll Schnitzel selbst ausprobiert und können zumindest eines verkünden: Das Geschmacks-Gegenargument darf man getrost ad acta legen. Denn die meisten Veggie-Schnitzel, die wir probiert haben, schmecken überraschend gut.
Besonders positiv aufgefallen sind uns das Rügenwalder Vegetarische Mühlen Schnitzel und das Valess Schnitzel fleischfrei (beide für Vegetarier), sowie das Wheaty Veganbratstück Das Schnitzel und Alberts Lupinenschnitzel (beide rein pflanzliche Vertreter). Geschmack ist kein Argument gegen diese Ersatz-Schnitzel.
Gesundheit
Die Deutschen essen mehr Fleisch, als für sie gesund ist. Wenigstens einen Teil davon durch fleischfreie oder gar pflanzliche Schnitzel zu ersetzen kann daher eigentlich nur gesund, zumindest aber nicht schädlich sein. Allerdings gibt es oft Bedenken wegen Zutaten wie Soja oder Weizen.
„Die Fachgesellschaften sind sich einig, dass der Verzehr von Soja über die Nahrung (ohne Nahrungsergänzungsmittel!) unproblematisch ist“, erklärt uns Nadia Röwe, Ökotrophologin vom aid infodienst. „Allerdings ist Sojafleisch industriell deutlich stärker verarbeitet als Tofu und deshalb im Vergleich weniger empfehlenswert und sollte selten verzehrt werden.“ Oder anders: Wer glaubt, es mangelt ihm an Eiweiß, der bereitet sich besser ein Wok-Gericht mit Tofu als ein Sojafleischprodukt zu.
Auch gibt es starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Eiweißspendern. So liefert das weizenbasierte Seitan kein besonders hochwertiges Eiweiß. „Die Herstellung von Seitan ist sehr aufwendig, bei der Produktion gehen fast alle Mineralstoffe und Vitamine verloren“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Nadia Röwe. „Deshalb ist der Verzehr von Seitan nicht empfehlenswert und sollte nur selten erfolgen.“
Lupinen hingegen kommen gut weg. „Das Besondere an Lupinensamen ist das durch den hohen Gehalt an Lysin besonders hochwertige Protein. Zudem liefern Lupine überwiegend einfach sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren und schützen durch die vorhandenen Carotinoide und Vitamin E vor Oxidation“, so Ökotrophologin Nadia Röwe vom aid. „Der Verzehr von Lupinen wird daher als sehr empfehlenswert eingestuft.“
Ganz allgemein also gilt: Schnitzel ohne Fleisch sind hochverarbeitete Conveniance-Industrieprodukte und man lebt am gesündesten, indem man sich einfach ausgewogen mit Gemüse, Obst, Brot und (als Vegetarier) Molkereiprodukten ernährt. So sieht das auch die Ernährungswissenschaftlerin Nadia Röwe: „Fleischersatzprodukte sind für Vegetarier nicht notwendig, da der Nährstoffbedarf bei einer ausgewogenen und abwechslungsreich zusammengestellten Ernährung ausreichend gedeckt werden kann.“
Inhaltsstoffe
Als solche „Fleischersatzprodukte“ stehen diese Schnitzel im Ruf, absurde Zutaten und viel zu viele Inhaltsstoffe zu enthalten. Das kann man so aber nicht verallgemeinern: gerade die veganen Produkte fallen nicht durch viele Inhaltsstoffe auf. Und beim Vergleich mit einem Fertig-Schnitzel aus Fleisch fällt auf, dass diese weder bei Kalorien, Salz, Fett noch ungeliebten Inhaltsstoffen wie Säureregulatoren, Stabilisatoren oder Verdickungsmitteln besser dastehen. So gesehen kann man getrost zu Schnitzel-Alternativen greifen.
Nachhaltigkeit
Sind diese Produkte „nachhaltiger“ als ein Schnitzel aus Fleisch? Hier sind keine belastbaren Untersuchungen bekannt und man muss den gesunden Menschenverstand bemühen: Die Fleischherstellung hat eine horrende Ökobilanz, Produkte ohne Fleisch können eigentlich nur besser sein, rein pflanzliche erst recht. Man könnte noch einwenden, dass man das „echte“ Schnitzel beim Metzger kauft (und selbst paniert), während die fleischlosen Schnitzel in Packung aus Plastik und Pappe stecken; doch inzwischen wird auch Fleisch viel zu oft im Plastikpack gekauft.
Sojabohnen und Weizen können aus europäischen Regionen stammen. Beim Lupinenschnitzel kommt der Hauptinhalt definitiv aus Deutschland. Wir würden daher zu einem vorsichtigen „Ja“ neigen: Schnitzel ohne Fleisch sind nachhaltiger als solche mit.
Bio oder nicht Bio
Leider ist nur ein Teil der Produkte Bio, und leider gilt die Regel: Je leichter zu haben, desto weniger Bio. Rügenwalder Vegetarische Mühlen Schnitzel klassisch oder Valess Schnitzel fleischfrei gibt es inzwischen zum Beispiel in fast allen größeren Supermärkten – aber sie verweigern trotz gehobener Preise die Verwendung von Bio-Zutaten. Produkte ohne Bio nehmen aber Dinge wie Pestizideinsatz und weniger nachhaltige Landwirtschaft in Kauf, während Bio-Produkte hier deutlich besser dastehen (siehe Studie beweist: Bio ist gesünder).
Fazit
Wer nachhaltiger leben will, kann dies auch über die Wahl vegetarischer oder veganer Schnitzel anstelle von solchen aus Fleisch tun. Wegen der verwendeten Lupinen raten wir zu Alberts Lupinenschnitzel (bio, vegan), die auch gut schmecken, ohne aufdringlich an „echte Schnitzel“ zu erinnern. Des Weiteren sollte man sich an Produkte mit Bio-Siegel halten, etwa Wheaty Veganbratstück Das Schnitzel oder Heirler wie Schnitzel, die auch geschmacklich viele Ansprüche erfüllen. Am besten geschmeckt haben uns Wheaty Veganbratstück Das Schnitzel (bio, rein pflanzlich), aber zugegebenermaßen auch Valess Schnitzel fleischfrei (nicht-bio) und Rügenwalder Vegetarische Mühlen Schnitzel klassisch (nicht-bio).
Übrigens: Man kann sich auch einfach eine Scheibe Sellerie panieren, wie in diesem Blogbeitrag beschrieben.
In der Bildstrecke finden Sie Die leckersten Schnitzel ohne Fleisch:
Weiterlesen auf Utopia.de:
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- Fleischersatz: Die wichtigsten vegetarischen Alternativen
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