Levitiertes Wasser soll seinen Erfindern zufolge zahlreiche positive Auswirkungen auf den Körper haben. Ob das stimmt und was sich hinter dem Begriff verbirgt, erfährst du hier.
Levitation bedeutet eigentlich, dass Dinge zum Schweben gebracht werden. Levitiertes Wasser schwebt nicht, wird aber aufgewirbelt, indem es mit hoher Geschwindigkeit durch spiralförmig angeordnete Schläuche gespritzt wird.
Erfunden hat das Prinzip in den 1980e Jahren der Deutsche Wilfried Hacheney. Auch heute noch ist levitiertes Wasser beliebt, obwohl es wesentlich teurer ist als Leitungswasser. Laut Hacheney soll das Wasser unter anderem die Cholesterinwerte und den Stoffwechsel verbessern. Ähnliches Wasser wird zum Beispiel auch von der Firma „Grander-Wasser“ aus Tirol hergestellt. Dort können interessierte Kunden auch für mehrere tausend Euro Geräte erwerben, die das Wasser levitieren sollen.
Was soll levitiertes Wasser besonders machen?
Um zu verstehen, was levitiertes Wasser zu etwas Besonderem machen soll, muss man eine chemische Eigenschaft der Wassermoleküle kennen: Sie besitzen jeweils ein Sauerstoffatom und zwei Wasserstoffatome. Die beiden Wasserstoffatome eines Wassermoleküls wirken jeweils anziehend auf das Sauerstoffatom eines anderen, benachbarten Wassermoleküls. Aufgrund dieser Anziehungskraft verbinden sich die Moleküle miteinander. Besonders gut kannst du das nachvollziehen, wenn du dir Eiskristalle unter dem Mikroskop anschaust: Sie setzen sich aus vielen einzelnen Wassermolekülen zusammen.
Die Befürworter von levitiertem Wasser glauben, dass Wassermoleküle sich auch im flüssigen Zustand zu festen Verbindungen, sogenannten Clustern zusammenschließen. Dies werde besonders gefördert, wenn Wasser durch Leitungen gepresst werde. Das Problem bestehe darin, dass die menschlichen Körperzellen solche Cluster nur schlecht aufnehmen könnten. Durch die Levitation soll es möglich sein, die Cluster im Leitungswasser zu zerstören. Das macht levitiertes Wasser besonders gesund – wenn man den Anhängern dieser Theorie glaubt.
Levitiertes Wasser: Das sagt die Wissenschaft
Wissenschaftler haben levitiertes Wasser untersucht, um herauszufinden, ob es sich in irgendeiner Weise von normalem Leitungswasser unterscheidet. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie keine Versuche durchführen können, die die Struktur der Wassermoleküle verändert würden. Denn sie wollen ja gerade überprüfen, ob levitiertes Wasser eine besondere Struktur hat. Dadurch scheiden verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten von vornherein aus. In den Versuchen, die möglich sind, ließen sich keine Unterschiede zu normalem Wasser feststellen.
Außerdem war in der Forschung bisher noch nie zu beobachten, dass Wassermoleküle im flüssigen Zustand feste Strukturen bilden. Stattdessen scheinen die Wassermoleküle ständig neue Bindungen einzugehen – eine Bindung hält nur für den Bruchteil einer Sekunde. Diese Beobachtung widerspricht der Theorie, dass sich flüssige Wassermoleküle zu starren, unbeweglichen Clustern zusammenschließen.
Auch wenn Wasser ein außerordentlich spannendes Element ist, das viele Anomalien aufweist: Bisher spricht aus wissenschaftlicher Sicht nichts dafür, dass levitiertes Wasser in irgendeiner Weise besonders ist. Zudem gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Leitungswasser aufgrund der Leitungen ungesünder ist als frisches Wasser aus der Quelle. Gerade in Deutschland hat das Leitungswasser an den meisten Orten eine sehr hohe Qualität. Bleirohre, die das Wasser mit dem schädlichen Schwermetall belasten könnten, gibt es nur noch in sehr wenigen Altbauten. Und an der Bleibelastung könnte auch die Levitation nichts ändern. Solange Wissenschaftler nicht das Gegenteil beweisen, können wir mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass levitiertes Wasser nicht gesünder ist als normales Leitungswasser.
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