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Lichtverschmutzung: So beeinflusst sie Menschen, Insekten und andere Tiere

Lichtverschmutzung
Foto: CC0 / Pixabay / wimkantona

Lichtverschmutzung hat negative Einflüsse auf die Tier- und Pflanzenwelt und auf uns Menschen. Hier erklären wir dir, was Lichtverschmutzung ist und welche konkreten Auswirkungen sie hat.

Mit Lichtverschmutzung ist nicht etwa unsauberes Licht gemeint. Vielmehr geht es darum, dass der Nachthimmel konstant durch (meist) künstliche Lichtquellen aufgehellt wird. Deren Licht wird in die Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut und hat negative Auswirkungen auf Flora und Fauna, aber auch auf uns Menschen.

Lichtverschmutzung entsteht, wenn künstliches Licht von Straßenlaternen, Gebäuden, Autos und anderen Quellen in die Umgebung gestreut wird. Dieses Licht wird von der Erdoberfläche in den Himmel reflektiert und sorgt dafür, dass die Nacht nicht mehr vollständig dunkel ist. Besonders in großen Städten, wo das Zusammenspiel verschiedener Lichtquellen oft eine „Lichtglocke“ bildet, führt dies dazu, dass der Himmel auch nachts erleuchtet ist und weniger Sterne zu sehen sind. Das künstliche Licht ‚überdeckt‘ also die natürliche Dunkelheit und stört die nächtliche Umgebung. Daher spricht man von „Lichtverschmutzung“.

Heute sind die Großstädte wesentlich heller als noch zu Zeiten unserer Urgroßeltern. Laut BR hat fast die Hälfte der unter 30-Jährigen in Deutschland noch nie die Milchstraße gesehen. Früher waren klare Nächte in Städten heller als bewölkte – inzwischen ist es umgekehrt. Durch die Reflexion an den Wolken sind die Nächte bei Bewölkung bis zu zehnmal heller als bei klarem Himmel. Städte leuchten sogar bis zu 4.000-mal heller als das natürliche Nachtlicht, so die Apotheken-Umschau

Lichtverschmutzung und der Mensch

Wegen Lichtverschmutzung ein immer selteneres Schauspiel: ein Himmel voller Sterne.
Wegen Lichtverschmutzung ein immer selteneres Schauspiel: ein Himmel voller Sterne.
(Foto: CC0 / Pixabay / FelixMittermeier)

Lichtverschmutzung hat auf den Mensch verschiedene negative Auswirkungen:

  • Künstliches Licht stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, denn Licht hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin, erklärt die Apotheken-Umschau. Forschungen haben ergeben, dass in Gegenden mit viel nächtlichem Licht die Studienteilnehmenden später ins Bett gehen, später aufwachen, weniger schlafen und tagsüber müder sind. Sie waren auch unzufriedener mit ihrem Schlaf. 
  • Auch das blaue Licht von deinem Smartphone- oder Laptopdisplay beeinträchtigt die Melaninproduktion. Deswegen kann das abendliche Scrollen am Handy die innere Uhr aus dem Takt geraten lassen und zu Schlafstörungen und allgemeiner Ruhelosigkeit führen.
  • Es gibt sogar wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Lichtverschmutzung durch zu viel künstliches Licht das Risiko für Erkrankungen wie Depressionen und Diabetes fördern kann.
  • Gesundheitlich nicht bedenklich, aber trotzdem schade: Ein wirklich klarer Sternenhimmel ist in der Stadt seltener zu sehen. 

Das bedeutet Lichtverschmutzung für Tiere und Pflanzen

Insekten werden vom Licht angezogen.
Insekten werden vom Licht angezogen.
(Foto: CC0 / Pixabay / A_Werdan)

Auch für Tiere ist Lichtverschmutzung eine Belastung:

  • Die Orientierung von Vögeln wird durch künstliche Lichtquellen erheblich eingeschränkt, erklärt der Nabu. Einige kollidieren beispielsweise mit hell beleuchteten Hochhäusern. Sie werden zudem von ihren vertrauten Routen abgelenkt und fliegen daher große Umwege. Betroffen sind besonders Vögel auf dem Weg in den Süden, da sie diesen meist nachts zurücklegen. Durch das viele Licht verändern Vögel teilweise sogar ihr Sing- und Fortpflanzungsverhalten: Einige Vögel beginnen früher zu singen und zu brüten. Gerade Letzteres kann kritisch werden, da die geschlüpften Küken viel Nahrung brauchen, aber aufgrund der noch zu frühen Jahreszeit nur wenig davon vorhanden ist.  
  • Für Fische können hell beleuchtete Brücken zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Dies schränkt zum Beispiel Lachse bei ihren Wanderungen ein.
  • Insekten orientieren sich normalerweise am schwachen Licht der Sterne und des Mondes. Künstliche Lichtquellen üben auf Insekten eine große Anziehungskraft aus. Sie können sich an den Lampen jedoch weder fortpflanzen noch Eier ablegen oder Nahrung aufnehmen. Stattdessen umkreisen sie die Lichtquellen bis zur Erschöpfung und werden mit Anbruch des Tages von Insektenfressern wie Vögeln, Mäusen oder Igeln gefressen. Einige sterben auch durch direkten Kontakt mit der Lichtquelle. 
  • Meeresschildkröten können Opfer von Lichtquellen werden. Statt ins Wasser kriechen sie in Richtung der nahe gelegenen Stadt und verenden auf dem Weg dorthin.
  • Die Fortpflanzung von Pflanzen ist durch zu viel Licht gefährdet, da das künstliche Licht Insekten irritiert. Dies führt dazu, dass weniger Pflanzen bestäubt werden, als eigentlich üblich wäre. Zudem hat die ständige Beleuchtung tiefgreifende Effekte auf das gesamte Ökosystem: Pflanzen wachsen anders unter künstlichem Licht als unter normaler Sonnenbelichtung. So konnte zum Beispiel eine Studie zeigen, dass die Blütendichte des Sumpf-Hornklees unter künstlichem Licht zurückging.
  • Durch die Zerstörung des natürlichen Rhythmus kommen sich auf einmal nacht- und tagaktive Tiere, zum Beispiel Fledermäuse und Vögel, bei der Futtersuche in die Quere.

Das kannst du gegen Lichtverschmutzung machen

Du selbst kannst konkret etwas gegen Lichtverschmutzung tun:

  • Verwende Lampengehäuse, die nicht wärmer als 60 Grad Celsius werden und vollständig abgeschlossen sind. So können Insekten nicht an ihnen verglühen.
  • Baue Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder ein, damit deine Beleuchtung nur dann leuchtet, wenn du sie auch brauchst. 
  • Vermeide insgesamt unnötige Beleuchtung, vor allem im Außenbereich.
  • Hin und wieder wird empfohlen, im Außenbereich auf LED-Lampen zurückzugreifen, weil diese weniger Insekten anziehen sollen. Dies ist jedoch nicht immer richtig. Zwar werden Insekten von warmweißen LEDs nicht so sehr angezogen, wohl aber von kaltweißen LEDs. Achte also auf entsprechende Kennzeichnung oder lasse dich ausführlich beraten. Zudem haben LEDs einen entscheidenden Nachteil: Sie sorgen für noch mehr Helligkeit als andere Lampen und tragen somit zur steigenden Lichtverschmutzung bei. 

Die International Dark Sky Association (IDA) zeichnet Gegenden mit dem Titel „International Dark Sky Reserve“ aus. Diese Gegenden unternehmen wichtige Schritte, um die Dunkelheit der dortigen Umwelt zu erhalten: Sie benutzen zum Beispiel gut abgeschirmte warmweiße LED Leuchten als Straßenbeleuchtung. In diesen sogenannten Sternenparks kannst du einen licht-unverschmutzten Tages- und Nachthimmel erleben:

Weiterlesen auf Utopia.de:

English version available: What Is Light Pollution? Definition, Causes and Impact

Überarbeitet von Annika Reketat

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