Wer Motivation zum Lernen sucht, kann verschiedene Strategien verfolgen. Wichtig ist dabei, dass die Motivation während des gesamten Lernprozesses aufrechterhalten bleibt. Denn reißt die Motivation zum Lernen ab, bricht auch der Lernprozess ab.
Motivation zum Lernen ist wichtig, weil sie den Lernerfolg bestimmt. Allerdings fällt es vielen Menschen schwer, sich fürs Lernen zu motivieren, da es oft spannendere und weniger anstrengende Alternativen gibt. Wissenschaftler der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft (WPGS) sprechen deshalb auch von „Konflikten“, die der Motivation gegenüber stehen. Doch es gibt verschiedene Strategien, wie du dich zum Lernen motivieren kannst.
Motivation: Was ist das und wovon hängt sie ab?
Motivation meint zunächst alle Beweggründe menschlichen Handelns – also die Bereitschaft, etwas bestimmtes zu tun. In der Psychologie ist definiert, dass Motivation die Richtung, Ausdauer und Intensität des Verhaltens beeinflusst.
Wem Motivation zum Lernen fehlt, der stellt meist fest, dass es neben dem Lernen noch andere Handlungsoptionen gibt. Sie stehen dem Lernen gegenüber und lösen der WPGS zufolge einen Konflikt aus:
- Annäherungs-Annäherungs-Konflikt: Du musst dich zwischen zwei oder mehr positiven Anreizen entscheiden. Gehe ich zur Party oder besuche ich einen Freund?
- Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt: Du musst dich zwischen zwei oder mehr negativen Anreizen entscheiden. Lerne ich heute Mathe oder lerne ich heute Physik?
- Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt: Du musst dich gleichzeitig zwischen positiven und negativen Anreizen entscheiden. Lerne ich Mathe oder gehe ich zur Party?
Einen Annährungs-Vermeidungs-Konflikt (3.) gibt es häufig dann, wenn dir die Motivation zum Lernen fehlt.
Neben den alternativen Handlungsoptionen hat aber auch die Realisierbarkeit einen hohen Einfluss auf die Motivation. Das bedeutet: Ist es realistisch, dass du dein Lernziel erreichst? Nach dem Erwartungs-Wert-Modell der Psychologie gilt daher folgende Formel für die Motivation:
Motivation = Realisierbarkeit x Attraktivität der Handlung
Beispiel:
- Wenn ich alle Probeklausuren gelöst habe, bestehe ich auch die Klausur = hohe Realisierbarkeit
- Ohne die Klausur zur bestehen, kann ich nicht in die nächste Klasse versetzt werden = hohe Attraktivität
- Folge: Hohe Motivation zum Lernen.
Worin kann die Motivation zum Lernen bestehen?
Im aufgezeigten Erwartungs-Wert-Modell beeinflussen die Attraktivität der Handlung und die Realisierbarkeit die Motivation zum Lernen. Hier zeigt ein genauerer Blick, wie die Motivation zustande kommt – denn es gibt verschiedene Möglichkeiten:
Attraktivität der Handlung
- Motivierend ist die Handlung selbst: Die Tätigkeit (zum Beispiel Lesen) oder der Gegenstand der Tätigkeit (Thema des Buches) sind belohnend. Dies ist auch als „intrinsische Motivation“ bekannt und hängt von deinem eigenen Interesse ab. Wenn du gerne liest und ein spannendes Buch hast, musst du dich nicht zum Lesen überwinden.
- Motivierend ist das Handlungsergebnis: Der Stolz über das erreichte Ergebnis wirkt belohnend. Dies ist auch als extrinsische Motivation bekannt. Beispielsweise kann dich die Aussicht, eine schwierige Aufgabe zu meistern, motivieren.
- Motivierend sind die Handlungsfolgen: Die Bewertung durch andere wirkt belohnend. Dies ist ebenfalls als extrinsische Motivation bekannt. Beispielsweise kann dich die Aussicht auf eine gute Note zum Lernen motivieren.
Realisierbarkeit
- Überzeugung, die Aufgabe zu bewältigen: Einen hohen Einfluss auf deine Motivation hat deine Überzeugung, ob du die Aufgabe schaffen kannst. Erscheint dies unerreichbar, sinkt auch die Motivation stark.
- (Miss-)Erfolgserwartung: Wie hoch du die Wahrscheinschlichkeit für Erfolg oder Misserfolg einschätzt, beeinflusst deine Motivation zum Lernen.
Wie kannst du dich zum Lernen motivieren?
Es gibt zahlreiche Motivationsprobleme, die Lernen erschweren: Zu wenige Anreize, zu geringes Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit, zu anstregend, zu viel Ablenkung und Handlungsalternativen und vieles mehr.
Wir zeigen dir eine Reihe von Lösungen, wie du dich motivieren kannst. Sie gehen auf die Strategien der Motivationsregulation (Lenzner und Dickhäuser, 2011) zurück. Es gibt zwei Ansatzpunkte:
1. Bei dir selbst und zwar an den Motiven und Zielen.
- Eigene Ziele formulieren und immer wieder vor Augen rufen. Die Ziele können konkret sein (ich möchte die Klausur bestehen, eine gute Note erhalten) oder abstrakt (später einen guten Beruf haben).
- Interesse an Aufgaben steigern, indem du dir ihre Relevanz verdeutlichst.
- Beziehung zwischen Aufgaben und eigenen Interessen und Erfahrungen herstellen: Wo kannst du das anwenden oder wo hast du Ähnliches schon erlebt?
- Reflektiere deine eigenen Präferenzen und Abneigungen: Was machst du gerne und was nicht so gern? Belohne dich nach dem Lernen mit Dingen, die du magst.
- Nur motivationsfördernde Zuschreibung von Erfolg / Misserfolg zulassen: Mache Erfolg an deinem eigenem Können und Misserfolg an zu geringer Anstrengung fest.
2. An der Situation, indem du Anreize setzt und Handlung und Folgen attraktiver gestaltest.
- Setze dir Konsequenzen: Belohne dich, wenn du ein Lernziel erreichst, in einem vorher festgelegten Zeitraum (du kannst dich zum Beispiel mit Freunden treffen oder eine Kaffee-Pause machen). Bestrafe dich, wenn du das Ziel nicht erreichst (zum Beispiel abends lernen statt Freunde treffen).
- Setze dir Etappen-Ziele: Du erreichst sie schneller und hast dadurch Erfolgserlebnisse, die dich weiter zum Lernen motivieren.
- Gestalte die Lernumgebung so, dass es möglichst keine Ablenkung gibt. Zum Beispiel ein aufgeräumter Schreibtisch oder eine fremde Lernumgebung, wie eine Bibliothek. Schalte dein Smartphone aus oder lege es außer Sichtweite.
- Wenn du nicht weiterkommst, hole dir Hilfe bei Freunden, die sich mit dem Lernstoff besser auskennen. Anderen etwas zu erklären, fördert zudem das eigene Verständnis – also nimm auch gerne Anfragen von Freunden an, die beim Lernen nicht weiterkommen.
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