Eine alternative E-Mail-Adresse mit mehr Sicherheit und Privatsphäre und nachhaltigem Ökostrom? Gibt es! Utopia hat sichere, grüne E-Mail-Anbieter aufgespürt, nämlich Posteo, Mailbox und Tuta. Einer davon ist im Basistarif sogar gratis.
E-Mail-Anbieter gibt es viele, doch seriöse nachhaltige E-Mail-Adressen nur wenige – und wenn, dann fast immer kostenpflichtig. Der typische Preis beträgt meist 1 Euro im Monat, dafür bleibst du aber von Werbung verschont und minimierst Umweltschäden. Utopia empfiehlt drei alternative E-Mail-Dienste, von denen einer in seinem einfachsten Tarif sogar kostenlos ist.
Kriterien für nachhaltige E-Mail-Anbieter
Strom aus erneuerbaren Energien ist einer der wichtigsten Faktoren, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit eines E-Mail-Anbieters zu beurteilen – sowohl in den Geschäftsräumen als auch für die Server sollte daher nur Ökostrom zum Einsatz kommen. Außerdem sollte das Unternehmen hinter dem E-Mail-Dienst seine Geschäfte bestenfalls über nachhaltige Banken abwickeln.
Werbefreiheit ist zwar nur ein kleiner Nachhaltigkeitsfaktor, in dem Sinne, dass Werbe-Spam eine unnötige Energieverschwendung darstellt, gehört aber einfach zu einem seriösen E-Mail-Anbieter dazu: Wer will schon aufdringlichen Werbe-Newsletter und Werbe-Pop-Ups bei der Benutzung von Webmail? Abgesehen von der Nachhaltigkeit sollte jeder E-Mail-Dienst auch einen gewissen Funktionsumfang sowie hohe Sicherheitsstandards vorweisen.
Posteo: Die grünere E-Mail-Adresse für alle
Der alternative E-Mail-Anbieter Posteo (posteo.de) bietet ein funktionsreiches und werbefreies Postfach. Der Posteingang fasst 2 GB Speicherplatz, der Zugang ist über IMAP- und POP3-Verbindungen möglich. Extras wie Mail-Sammeldienst, Kalender, Adressbuch und zwei zusätzliche E-Mail-Adressen („Aliasse“) sind inbegriffen. Für mehr Sicherheit sorgen unter anderem eine Zwei-Faktor-Authentifizierung und die Möglichkeit, das Postfach samt Anhängen und Kalenderdaten zu verschlüsseln. In einem Transparenzbericht legt Posteo offen, wie oft Behörden Zugang zu Postfächern haben wollten.
Posteo bemüht sich um Nachhaltigkeit, Datenschutz und Verschlüsselung. Den Ökostrom bezieht der E-Mail-Anbieter von Green Planet Energy, mit Geld arbeitet er via Ökobanken wie GLS Bank und Umweltbank. Auf geschäftliche Flugreisen verzichtet Posteo nach eigenen Angaben vollständig. Mitarbeiter:innen bekommen kostenfrei ihre Fahrräder repariert und zusätzliche Urlaubstage, wenn sie im privaten Urlaub aufs Fliegen verzichten. Ein umfangreiches Nachhaltigkeitskonzept, das man in seiner Transparenz gerne auch bei anderen Webdiensten sehen würde und 2023 mit dem Klima-Mobilitätspreis der Deutschen Bahn ausgezeichnet wurde.
Bei Stiftung Warentest 10/2016 erhielt Posteo.de im Vergleich von E-Mail-Adressen neben Mailbox.org die Testnote „sehr gut“. Der Test lobte die E-Mail-Funktionen, den Umgang mit Nutzerdaten, die Sicherheitsfunktionen sowie die Handhabung und hatte auch am Kleingedruckten von Posteo.de fast nichts auszusetzen. Bei den E-Mail-Funktionen schnitt posteo.de in diesem Test etwas besser ab als Mailbox.org. Seitdem hat Stiftung Warentest keinen E-Mail-Vergleich mehr vorgenommen. Im Dezember 2016 erhielt posteo.de als erster E-Mail-Anbieter die Zertifizierung nach der BSI-Richtlinie „Sicherer E-Mail-Transport“.
- Server mit Ökostrom von Green Planet Energy
- 2 GB Speicher
- 2 Aliase
- Webmail/IMAP/POP3
- 1 Euro pro Monat
Fazit zu Posteo.de: Wer von den üblichen kostenlosen E-Mail-Adressen genug hat und einen mit transparenter Nachhaltigkeit betriebenen, werbefreien, alternativen E-Mail-Anbieter für den privaten Gebrauch sucht, sollte Posteo.de unbedingt mal ausprobieren.
Mailbox: Die alternative E-Mail-Adresse fürs Business
Die alternative E-Mail-Adresse von Mailbox (Mailbox.org) ist mindestens ebenso interessant. Du bekommst hier im günstigsten Light-Tarif für 1 Euro pro Monat ein werbefreies Postfach mit 2-GB-Posteingang und drei zusätzlichen Mail-Aliasen. Wer von außen zugreifen möchte, kann dies per IMAP und POP3 gleichermaßen tun. Bereits im Light-Tarif enthalten sind grundlegende Funktionen wie Adressbuch und Kalender und die Adresse lässt sich auch für dezentrales Single-Sign-On nutzen (ID4me-Support).
Der Standard-Tarif für 3 Euro pro Monat bietet 10 Gigabyte Mail-Speicher und einige weitere Funktionen. Zum Beispiel gibt es hier simple, aber praktische Office-Anwendungen wie etwa ein Textprogramm und eine Tabellenkalkulation samt Cloudspeicher, auf die man über OX Drive (Windows, Mac, Android, iOS) zugreifen kann. Wer will, kann mailbox.org im Standard-Tarif auch mit der eigenen Domain verbinden (via MX-Records).
Mailbox bietet außerdem einen Premium-Tarif für 9 Euro pro Monat an. Dieser bietet noch mehr Speicher (25 GB Mail und 50 GB Cloud) sowie priorisierten Support.
An Sicherheit fehlt es bei dem E-Mail-Anbieter nicht: Mailbox.org unterstützt Einmalpasswörter und Zwei-Wege-Authentifizierung; Verschlüsselung wird großgeschrieben, sowohl beim Zugriff auf das Postfach als auch beim Austausch mit anderen Maildiensten. Auch lässt sich das Postfach mit PGP verschlüsseln. mailbox.org bietet spezielle Tarife auch für berufliche Anwender:innen, mit mehr Speicherplatz, getrennten Mailkonten für Mitarbeiter:innen plus gemeinsamer Dokumentenablage für Texte und Tabellen, dazu Gruppenterminverwaltung.
Mailbox.org verwendet laut eigener Angaben 100 Prozent Ökostrom vom Anbieter Lichtblick. Zwar gehört Lichtblick nicht zu den von Utopia ausdrücklich empfohlenen Stromanbietern, da er sich im Besitz des konventionellen Energieversorgers Eneco befindet. Dennoch ist der Strom von Lichtblick komplett aus erneuerbaren Quellen und somit ein Pluspunkt gegenüber vielen anderen Anbietern.
Auch mailbox.org gibt an, sich nur mit Fahrrad und Nahverkehr sowie mit Stadtmobil-Carsharing fortzubewegen. Als Ökobank nennt der Anbieter die Sozialbank und gibt sich auch sonst als soziales Unternehmen.
Stiftung Warentest führte in Ausgabe 10/2016 einen Vergleich von E-Mail-Adressen. Mailbox.de erhielt (neben Posteo.de) als einziges die Testnote „sehr gut“. Der Test lobte auch hier die E-Mail-Funktionen, den Umgang mit Nutzerdaten, die Sicherheitsfunktionen und die Handhabung und hatte auch am Kleingedruckten von Mailbox.org nichts auszusetzen. Bei den Sicherheitsfunktionen schnitt Mailbox.org in diesem Test minimal besser ab als posteo.de. Auch Mailbox.org erhielt die Zertifizierung nach der BSI-Richtlinie „Sicherer E-Mail-Transport“.
- Server mit Ökostrom
- 2 GB Speicher (Light) / 10 GB (Standard) / 25 GB (Premium)
- 3 Aliase (Light) / 25 Aliase (Standard & Premium)
- Webmail/IMAP/POP3
- 1 Euro pro Monat (Light) / 3 Euro pro Monat (Standard) / 9 Euro pro Monat (Premium)
Fazit zu Mailbox.org: Mailbox.org ist für private und geschäftliche Anwender:innen, die sich einen nachhaltiger agierenden E-Mail-Anbieter mit erweiterten Sicherheitsfunktionen wünschen, ein hochinteressantes Angebot, das man dank 30-Tage-Testzugang gut selbst testen kann.
Tuta: sichere E-Mail-Adresse – auch kostenlos möglich
Tuta (tuta.com, ehemals Tutanota) ist ein E-Mail-Anbieter dessen Hauptfokus zwar nicht auf Nachhaltigkeit, sondern auf Sicherheit liegt, der aber dennoch zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben wird. Das kostenlose „Free“-Abo bietet nur die rudimentärsten Funktionen, 1 GB Speicher und einen Kalender. Laut Tuta darf der Free-Account aber nur für private und nicht für geschäftliche Zwecke genutzt werden.
Das Standard-Abo „Revolutionary“ gibt es erst ab 3 Euro im Monat (bei jährlicher Zahlung, bei monatlicher sind es 3,60 Euro), bietet dafür aber auch 20 GB Speicher, eine unbegrenzte Anzahl Kalender, 15 extra E-Mail-Adressen, 3 eigene Domains, E-Mail-Support, und weitere Features wie Termineinladungen und Abwesenheitsbenachrichtigung.
Wer für 8 Euro bzw. 9,60 Euro pro Monat auf die Premium-Version des alternativen Mail-Dienstes umsteigt, erhält noch mehr Aliase und Domains, sowie einen besseren Support, der an Werktagen innerhalb von 24 Stunden antwortet. Bei allen drei Modellen verspricht Tuta „höchste Sicherheit“ und „kein Tracking“. Angeboten werden außerdem auch spezielle Geschäftstarife für monatlich 6, 8 und 12 Euro pro Benutzer:in.
Der Zugang ist bei Tuta nur über die Weboberfläche, den Tuta-Desktop-Client und die Tuta-Mobile-App möglich – doch in vorhandene Mailprogramme kann man den Zugriff nicht konfigurieren. Grund dafür ist die Art der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der die Mails nur für die Anwender:innen unverschlüsselt sichtbar sind. Für weitere Sicherheit sorgen unter anderem eine 2-Faktor-Authentifizierung und volle DSGVO-Konformität.
Seit Frühjahr 2019 nutzt der Dienst Strom aus erneuerbaren Energien, sowohl für seine Büros als auch für seine Rechenzentren, ohne allerdings einen konkreten Anbieter zu nennen. Eine Ökobankverbindung gibt Tuta nicht an. NGOs bekommen die Business-Version von Tuta kostenlos.
- 1 GByte Speicher (Free und Premium)
- 5 Aliase (Premium)
- Webmail/Tuta-App (Free und Premium), kein POP3/IMAP/SMTP
- Kostenlose Version mit sehr eingeschränktem Funktionsumfang
- Ab 3 Euro pro Monat (Standard) / ab 9 Euro pro Monat (Premium)
Fazit zu Tuta: Tuta.com ist deutlich eingeschränkter als etwa Posteo.de oder Mailbox.org. Gerade der durch die Art der Verschlüsselung notwendige Verzicht auf Zugriff über normale Mailprogramme ist für viele Anwender:innen sicher eine Komforteinbuße. Dafür zählt Tuta zu den sichersten Mailanbietern. Wer mit dem minimalistischen Funktionsumfang der Free-Version auskommt, bekommt hier sogar ein kostenloses und werbefreies Webmail-Konto mit Ökostrom. Posteo und Mailbox legen allerdings noch mehr Wert auf Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur.
Weitere Alternative: Mailadresse von grünen Webhostern
Grüne E-Mail ist natürlich prinzipiell auch mit allen Webhostern möglich, die Ökostrom verwenden, dort allerdings etwas komplizierter, weil nur ein Aspekt des Hostings. Siehe dazu folgenden Utopia-Beitrag:
Sind konventionelle E-Mail-Anbieter unnachhaltig?
Die meisten E-Mail-Anbieter kümmern sich nicht darum, ob ihr Strom aus fossilen oder erneuerbaren Energien kommt. Strom aus erneuerbaren Quellen verwenden nach eigenen Angaben sowohl Web.de als auch GMX: Aus Umweltsicht sind dort Bemühungen zu sehen, doch die Tarifstrukturen werden unklar dargestellt, die Webmailer strotzen nur so vor Werbung und die Sicherheit von „E-Mail Made in Germany“ ist nicht unumstritten. Deshalb und weil es grünere Alternativen wie Posteo und Mailbox gibt, die Nachhaltigkeit noch ein paar Schritte weiter denken, rät Utopia von konventionellen Anbietern ab.
Stiftung Warentest über alternative E-Mail-Anbieter
Stiftung Warentest testete und verglich in Ausgabe 10/2016 verschiedene E-Mail-Anbieter. Mailbox.de und Posteo.de schnitten mit „sehr gut“ als Testsieger ab. Es folgten Mail.de PlusMail, GMX, Web.de mit „gut“, der ganze Rest (einschliesslich Telekom Freemail, Yahoo Mail, Google Mail) mit befriedigend.
Der Test bewertete aber vor allem Funktionen und Sicherheitsfeatures (zusammen 80 %), der Handhabung wurde bereits vergleichsweise wenig Platz eingeräumt (20 %), nachhaltige Features der E-Mail-Anbieter fanden keine Berücksichtigung. Dennoch ist es schön zu wissen, dass die hier aus Gründen der Nachhaltigkeit und Sicherheit empfohlenen alternativen E-Mail-Adressen auch bei Stiftung Warentest gut abschnitten.
Alternative E-Mail-Adresse: unser Fazit
Wenn du eine gute, sichere, nachhaltige Alternative zu deinem vorhandenen E-Mail-Dienst suchst, dann musst du dafür Geld ausgeben. Doch schon für 1 Euro pro Monat kriegst du was dafür: eine seriöse E-Mail-Adresse mit viel Sicherheit und Ökostrom für den Klimaschutz – ohne Werbe-Trash.
Sowohl Posteo.de als auch Mailbox.org gehören für uns zu den ganz klaren Favoriten im Bereich nachhaltige und sichere E-Mail-Adresse und ähneln sich funktional sehr. Im Vergleich wirkt Tutanota arg reduziert. Die wirklichen Unterschiede liegen oft im Detail: Wo und mit was liest du deine Mails, arbeitest du viel mit Mail-Filtern, willst du vor allem anonym sein oder nachhaltig? Wer sicher gehen will, sollte alle drei Dienste einige Zeit lang testen und sich dann entscheiden.
Aus dem Black Friday ist längst eine Black Week geworden, und manche Anbieter feiern sogar einen ganzen Black November. Während der Schnäppchenwochen besonders gefragt sind Elektronikprodukte. Deshalb schauen wir jetzt genauer hin: Was ist so problematisch an Smartphones, Notebooks und Co.? Und wie geht es besser? Im Utopia Themen-Spezial „Grüne Elektronik“ beleuchten wir nachhaltigere Hersteller, widmen uns ausführlich dem Gebrauchtkauf und zeigen weitere nachhaltige Lösungsansätze.
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