Für den langfristigen Vermögensaufbau ist ein sogenannter „börsengehandelter Fonds“ (kurz ETF für exchange-traded fund) das ideale Produkt. Inzwischen sind auch nachhaltige ETF verfügbar.
Es gibt ein Finanzprodukt für den langfristigen Vermögensaufbau, das ist einfach, transparent, günstig und gut: börsengehandelte (Index-) Fonds, in der Fachsprache Exchange-Traded Funds (ETF) genannt. Für Verbraucherschützer sind ETF „die Preis-Leistungs-Sieger unter den Fonds“.
Einfach sind ETF, weil sie möglichst originalgetreu einen Index wie den Deutschen Aktienindex DAX oder den Weltaktienindex MSCI World abbilden. Auch Indizes auf Staatsanleihen, Rohstoffe und Immobilien können Anleger mit einem ETF kaufen. Wegen der Option auf höhere Renditen sind für langfristig orientierte Sparer vor allem ETF auf Aktienindizes sinnvoll.
Kein Fondsmanager notwendig
Transparent sind ETF, weil Anleger die Zusammensetzung eines Börsenbarometers nachvollziehen können – zum Beispiel durch den Blick in ein Internetportal wie onvista.de. Dort kann man auf „Indizes“ klicken, den DAX suchen und sich die darin enthaltenen Werte anzeigen lassen.
Der Anleger weiß auch genau, wenn er Geld gewinnt oder verliert: steigt der DAX um zwei Prozent, gewinnt auch der ETF zwei Prozent. Und weil ETF wie Aktien werktags von 9 bis 17.30 Uhr an der Börse gehandelt werden, kennt er auch stets den aktuellen Kurs. Bei einem herkömmlichen Investmentfonds ermittelt die Fondsgesellschaft nur einmal am Tag (i. d. R. gegen 13 Uhr) den Preis.
Günstig wiederum sind ETF, weil keine aktive Wertpapierauswahl stattfindet und ein kostspieliges Fondsmanagement nicht notwendig ist. Daher werden ETF auch als passive Fonds bezeichnet. Oft kostet ein ETF weniger als 0,5 Prozent jährliche Verwaltungsgebühr auf das an einem bestimmten Stichtag (i. d. R. Jahresultimo) aktuelle Fondsvermögen. Bei herkömmlichen Aktienfonds sind oft 1,5 Prozent und mehr fällig – jedes Jahr wohlgemerkt. Außerdem zahlt der ETF-Anleger keinen einmaligen Ausgabeaufschlag von 1,5 bis 5 Prozent des Anlagebetrages an die Bank.
Niedrigere Kosten für eine höhere Rendite
Die Kostenersparnis kommt dem Anleger zugute – durch eine höhere Wertentwicklung. Ohnehin zeigen viele Studien, dass es Fondsmanagern nicht zuverlässig gelingt, durch aktive Titelauswahl eine bessere Wertentwicklung zu erzielen als der vergleichbare Index, also der Markt.
Ein Nachteil von ETFs ist, dass sie nie besser abschneiden als ihr Vorbild. Und wenn an der Börse die Kurse in den Keller rauschen, folgen ETFs dem Abschwung. Ein Fondsmanager kann Aktien verkaufen, das Geld an die Seite legen und wieder einsteigen, wenn es wieder aufwärts geht – theoretisch zumindest.
Aufgrund ihrer Vorzüge sind ETFs bei Profis sehr beliebt. Bei Privatanlegern sprechen sich ihre Vorteile nur langsam herum. Das liegt auch daran, dass Banken und andere Vermittler von Finanzprodukten ihren Kunden die günstigen ETFs oft nicht von sich aus anbieten – schließlich bekommen sie keine oder kaum Provisionen dafür.
Wenn Anleger passive Indexfonds kaufen wollen, müssen sie selbst aktiv werden. Umfassende Listen mit ETF unterschiedlicher Branchen, Regionen und Vermögensklassen finden Anleger zum Beispiel über die Homepage der Deutschen Börse.
Zwei ETF-Arten: Synthetisch und echt
Grundsätzlich bilden ETF einen Index auf zwei Arten ab: Entweder halten sie tatsächlich alle Aktien eines Index direkt – und zwar im gleichen Verhältnis, wie sie auch im Index vertreten sind. Dieses Verfahren heißt volle Replikation. Da manche Indizes wie der MSCI World mit seinen 1.600 Werten sehr viele Titel enthalten, müssen voll replizierende ETF relativ häufig Aktien kaufen und verkaufen – immer, wenn sich die Index-Zusammensetzung ändert. Dabei entstehen Börsengebühren, die letztlich vom Anleger getragen werden müssen.
Diesen Nachteil vermeiden wollen ETF, die einen Index synthetisch nachbilden. Dabei kann es vorkommen, dass etwa in einem DAX-ETF keine einzige Aktie aus dem DAX enthalten ist. Stattdessen halten synthetische ETF irgendwelche Wertpapiere und schließen gleichzeitig einen Vertrag mit einer Bank – meist die Muttergesellschaft des ETF-Anbieters – ab.
Die Bank verpflichtet sich, die Unterschiede zwischen der Entwicklung des Index und des vom ETF gehaltenen Aktienkorbs auszugleichen. Letztlich handelt es sich um ein Tauschgeschäft (engl.: Swap; daher auch Swap-ETF). Der Nachteil dieses Verfahrens: es besteht das Risiko, dass der Tauschpartner ausfällt. Zwar schützen die meisten ETF-Anbieter den Fonds durch Sicherheiten, viele Privatanleger sind dennoch skeptisch.
Anlageziel ist entscheidend
Nur die marktbreiten ETFs eignen sich als Buy-and-Hold-Investment. Das heißt: Die Fondsanteile kaufen und zehn oder zwanzig Jahre liegen lassen. Möglich sind auch ETF-Sparpläne, in die der Anleger monatlich 25 oder 100 Euro investiert – egal, wie die Stimmung an der Börse gerade ist.
Gut zu wissen: Ein ETF ist wie jeder Investmentfonds ein Sondervermögen. Das Geld des Anlegers wird getrennt vom Fondsanbieter aufbewahrt. Geht der Anbieter Pleite, ist das Kapital des Anlegers davon nicht betroffen. Voraussetzung für den Kauf eines ETF ist ein Wertpapierdepot. Bei einer Online-Bank ist dies oft kostenlos. ETFs lassen sich hier günstiger erwerben als bei einer Filialbank.
Ein ETF bildet nur passiv einen Index nach. Aus Sicht des Anlegers entscheidend ist daher die Auswahl des passenden Index für sein Anlageziel. Wer nur Kapital für die Rente aufbauen möchte, kauft einen ETF auf den MSCI World oder DAX.
Schwieriger wird es, wenn einem Anleger weitere Ziele wie zum Beispiel Nachhaltigkeit wichtig sind. Wie findet er einen nachhaltigen Aktien-ETF, der zu ihm passt? Das Problem: Der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht definiert. Jeder Fonds- und jeder Indexanbieter verwendet einen anderen Ansatz. Auch die Flut an Nachhaltigkeitssiegeln hilft nicht wirklich weiter.
Also muss jeder Anleger selbst recherchieren. Eine Übersicht bietet zum Beispiel das Portal nachhaltiges-investment.org. Macht man in der Suchfunktion des dort installierten Fondsnavigators in der Rubriken Fondsart bei Nachhaltigkeit einen Haken und in der Rubrik Fondstyp bei ETFs, listet der Algorithmus derzeit 14 Produkte auf. Das Ergebnis lässt sich weiter reduzieren, wenn der Nutzer ihm wichtige Negativkriterien anklickt – zum Beispiel keine Investments in fossile Energien.
Breites Produktangebot sukzessiv eingrenzen
So kann sich ein Anleger sukzessiv dem zu seinen Bedürfnissen passenden Nachhaltigkeits-ETF annähern. Aber: Ob ein ETF voll replizierend oder synthetisch ist, erfährt der Anleger nur, wenn er in die Produktinformationen des Anbieters schaut. Wie oben beschrieben sind in einem synthetischen ETF nicht zwingend nachhaltige Aktien enthalten. Das bringt dann auch nichts. Bei einem voll replizierenden ETF verbessert der Anleger zumindest die Finanzierungsbedingungen der enthaltenen Unternehmen, was zumindest ein kleiner Beitrag für mehr Nachhaltigkeit in der Welt ist.
Neben dem Ansatz der Negativkriterien – auch Ausschließlichkeit genannt – sollten Anleger den Begriffe „Klassenbester-Ansatz“ kennen. Dabei sucht der Indexanbieter aus allen zur Auswahl stehenden Aktiengesellschaften die „nachhaltigsten“ Unternehmen einer Branche oder einer Region aus. Das kann dann zum Beispiel ein Erdölkonzern sein, der bei der Förderung des Rohstoffs die Umwelt am wenigsten verschmutzt. Das finden viele Anleger nicht so gut. Also werden in der Praxis beide Konzepte oft miteinander kombiniert: erst entscheiden, welche Investments auf keinen Fall getätigt werden sollen und dann aus dem eingegrenzten Angebot die Besten auswählen.
Informationen über den Index selbst erhalten Interessierte ebenfalls über das Portal. Dann erfährt ein Anleger zum Beispiel, dass der DAX Global Alternative Energy Index gleichgewichtet in Aktien aus den Bereichen Wind, Erdgas, Solar, Geothermie und Ethanol investiert. Das Portal informiert zwar über mehr als hundert Nachhaltigkeitsindizes, alle findet man aber nicht.
Das Problem: Die Lektüre der vielen Indexprofile erfordert Zeit. Aber es nutzt alles nichts: Wer nachhaltig investieren möchte, muss sich diese Mühe machen. Der Weg zum passenden Fonds beginnt mit der Feststellung, was einem selbst wichtig ist. Erst danach erfolgt die Auswahl anhand der Anlegerinformationen und der Fondskosten.
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