Unkraut jäten anstatt chemisch vernichten, Schädlinge absammeln, Nützlinge anlocken: Natürliche Pflanzenschutzmittel sind besser – für den Menschen und die Umwelt. Wir zeigen, wie ihr eure Pflanzen auf natürliche Weise vor Schädlingen schützt.
Chemisch-synthetische Pflanzenbehandlungsmittel sind im Ökogarten grundsätzlich tabu – denn sie verschmutzen das Grundwasser, bedrohen die Artenvielfalt und schaden der Gesundheit von Mensch und Tier.
Um Pflanzen gegen Schädlinge zu schützen, sind sie auch gar nicht nötig.:Es gibt zahlreiche natürliche Pflanzenschutzmittel wie beispielsweise Brennnesseljauche oder Neemöl, die das auf natürliche Weise tun. Zudem gibt es vorbeugende Maßnahmen, die einen Schädlingsbefall gar nicht erst entstehen lassen; dazu gehören eine gute Bodenvorbereitung, resistente Sorten und das richtige Düngen.
Hier geht es direkt zu den Pflanzenschutzmitteln und Rezepten:
- Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse
- Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Spinnmilben
- Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Erdflöhe
- Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Kohlweißlinge
- Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Schnecken
- Rezepte für natürliche Pflanzenschutzmittel
Natürlicher Pflanzenschutz durch Vorbeugen
Bereits bei der Vorbereitung der Beete und beim Bepflanzen selbst kann man einiges tun, damit es erst gar nicht zu einem Schädlingsbefall kommt. Abhängig davon, wie viel Platz man für Tomaten, Gurken oder Kartoffeln zur Verfügung hat, muss man unterschiedliche Maßnahmen ergreifen.
Wer sein Gemüse auf dem Balkon anpflanzt, sollte darauf achten, dass das Gießwasser gut abfließen kann, damit keine Staunässe entsteht. Hierfür besitzen die meisten Pflanzenkübel einen Abfluss. (Pflanzenkübel** gibt es zum Beispiel bei Amazon.)
Wer dagegen einen großen Garten hat, sollte zum Anpflanzen einen Platz wählen, an dem die Pflanzen keiner Konkurrenz von Bäumen ausgesetzt sind und sie nicht zu viel Schatten abbekommen.
Schließlich sollte man den Boden gut vorbereiten, um die Pflanzen präventiv vor Schädlingen zu schützen: Den Boden lockern, damit Luft, Licht und Wärme eindringen kann – so kommen die Pflanzen besser an die im Boden gespeicherten Nährstoffe und an Wasser.
Vorbeugende Maßnahmen: Resistente Sorten, Mischkulturen und die richtige Fruchtfolge
- Resistente Sorten: Krankheiten, wie die Braunfäule bei Tomaten, kann man vermeiden, indem man resistente Sorten verwendet. Wer kein Gewächshaus besitzt, sollte zusätzlich beim Kauf darauf achten, dass die Pflanzen für das Freiland geeignet sind.
- Mischkultur: Es gibt einige Pflanzen, die jeweils bestimmte Schädlinge fern halten. Daher sind Mischkulturen sinnvoll, bei denen verschiedene Pflanzen miteinander angepflanzt werden: Kerbel beispielsweise hilft gegen Ameisen und Schnecken; Knoblauch und Zwiebeln vertreiben die Möhrenfliege. Letztendlich fördert die Mischkultur das Bodenleben, es gibt mehr Ertrag auf kleinerer Fläche und der Boden wird ständig beschattet. In Balkonkästen sollte man Mischkulturen allerdings eher vermeiden.
- Fruchtwechsel: In Balkonkästen kann man auf einen durchdachten Fruchtwechsel achten, damit die Pflanzen von vornherein gegen Schädlinge gerüstet sind. Fruchtwechsel bedeutet schlicht, dass man systematisch und nacheinander verschiedene Pflanzen auf dem gleichen Boden bzw. in der gleichen Erde anpflanzt. So sorgt man dafür, dass die Erde nicht ausgelaugt wird. Informationen wie ihr eine durchdachte Fruchtfolge hinbekommt, findet ihr zum Beispiel in dem Buch „Selbstversorgt, das Startprogramm für Einsteiger“ (zu kaufen** bei Buch7 oder Buch.de).
- Nützlinge: Besser als auf dem Balkon kann man in einem großen Garten gezielt Nützlinge wie Marienkäfer, Ohrwürmer oder Raubmilben anlocken. Diese bewahren die Pflanzen auf ganz natürliche Weise vor Schädlingen wie Blattläusen oder Spinnmilben. Pflanzen, die Nützlinge anziehen sind zum Beispiel Wildkräuter, Ringelblumen und Kornblumen. Auch Insektenhotels, Laubhaufen und Wasserstellen ziehen Nützlinge an. Generell sollte man den Garten dazu möglichst abwechslungsreich mit Blumen, Stauden, Wildkräutern und Obstbäumen bepflanzen und übertriebene Gartenreinlichkeit vermeiden.
- Welche Erde? Eine gesunde Ernährung ist nicht nur für uns Menschen wichtig: Für Pflanzen gehört hier besonders Kompost dazu. Wo dieser nicht zur Verfügung steht, z.B. auf dem Balkon solltet ihr eure Pflanzen mit torffreier Bio-Erde versorgen, die besonders für Kräuter und Gemüse geeignet ist. Die obere Schicht sollte man jedes Jahr wechseln.
- Düngen: Auch das richtige Düngen kann den Schädlingsbefall von Pflanzen bereits vorab verhindern. Dabei gilt: Ausreichend Düngen, aber nicht übertreiben. Dünger enthält Stickstoff, der die Pflanzenzellen dünner macht und es Pilzen oder Schädlinge wie Blattläuse erleichtert, die Pflanze anzugreifen. Im Garten kann man den Bedarf an Nährstoffen mit Hilfe von Bodenproben ermitteln. Die Pflanzenzellen kann man mit Kieselsäure aus Schachtelhalmtee gezielt stärken. Auch Brennnesseljauche stärkt die Pflanzen. Da sie sehr geruchsintensiv ist, ist sie eher für den Garten als für den Balkon zu empfehlen. Hier gehts zu den Rezepten.
In diesem Artikel erfährst du, wie du Dünger für Pflanzen ganz leicht selber machen kannst.
Schädlingsbefall mit natürlichen Pflanzenschutzmitteln bekämpfen
Manchmal hilft alles nichts, trotz bester Vorbereitung kommt es zum Schädlingsbefall. Dann gibt es natürliche Pflanzenschutzmittel, die helfen.
Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Blattläuse
- Oft genügt es schon, die Pflanzen mit warmem Wasser und einem Spritzer Neutralseife abzusprühen. Dabei sorgt die Neutralseife dafür, dass das Wasser an den Tieren haften bleibt.
- Noch besser wirkt ein Auszug aus Brennnesseln gegen Blattläuse. Im Gegensatz zur Brennnesseljauche stinkt dieser nicht und ist einfacher zuzubereiten: Man läßt die Kräuter 12 bis 24 Stunden in kaltem Wasser ziehen und gießt das Ganze anschließend durch einen Sieb.
- Neemöl (auch Niemöl) ist ein für Mensch und Tier ungiftiges Mittel zur Schädlingsbekämpfung. Im Handel bekommt man es entweder in Reinform zum selbst mischen oder kann es direkt als Fertigprodukt kaufen. (Kaufen** zum Beispiel bei Amazon)
- Wenn es einmal schnell gehen muss: Ein bienenfreundliches Pflanzenschutzmittel ist Neudosan Blattlausfrei auf der Basis von Kaliseife (zu kaufen** zum Beispiel bei Amazon).
In diesem Artikel haben wir nochmal ausführlich zusammengefasst, wie du Blattläuse mit natürlichem Pflanzenschutz bekämpfen kannst: Blattläuse bekämpfen: hilfreiche Hausmittel
Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Spinnmilben
Im Sommer kommt es in Gewächshäusern oder auf heißen Balkonen oft zu einem Spinnmilbenbefall. Die Pflanzen sind dann mit feinen Gespinsten, die Spinnweben ähneln, bedeckt. Der Schädling besiedelt die Blattunterseite, um die Pflanze nach und nach auszusaugen. Mit ein paar einfachen Maßnahmen kann man den Befall verhindern oder ihm zumindest entgegenwirken.
- Spinnmilben sind auf eine trockene Umgebung angewiesen, um Trockenheit zu verhindern wässert man die Pflanze großzügig und besprüht auch die Blätter mit Wasser.
- Eine Mulchdecke aus Rinde, Stroh oder Stein verhindert zusätzlich, dass die Pflanzen austrocknen.
- Auch hier hilft Sprühen mit warmem Wasser, dem neben der Neutralseife auch ein Schluck Milch beigegeben wurde.
- Bei stärkerem Befall helfen auch Neemöl-Produkte.
Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Erdflöhe
Erdflöhe sind kleine Käfer, die bevorzugt Kreuzblütler wie Radieschen und Rucola befallen. Einen Befall erkennt man an kleinen, runden Löchern im Blatt.
- Erdflöhe mögen es trocken. Einem Befall kann man deshalb auch hier mit großzügigem Gießen und Besprühen entgegenwirken. Auf dem Balkon kann man mithilfe von Mulch dafür sorgen, dass die Pflanzenbehälter nicht zu sehr austrocknen.
- Auch Tee aus Reinfarn oder Neemöl-Produkten hilft gegen die Schädlinge.
- Eine Jauche oder ein Tee aus Zwiebeln und Knoblauch wehrt Erdflöhe auf natürliche Weise ab; einfach auf die betroffene Pflanzen sprühen.
- Der Erdfloh bevorzugt Ruhe, regelmäßiges Hacken und Unkraut jäten vertreibt ihn deshalb auch.
- Im Naturgarten können Nützlinge wie Igel, Laufkäfer, Schlupfwespen und Spitzmäuse die Pflanzen schützen.
Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Kohlweißlinge
Wer Kohl anbaut, hat vermutlich schon einmal beobachtet, wie die Kohlweißlinge ihn umflattern, um einen guten Platz für die Eiablage zu finden. Die Folge sind dann wenig appetitliche Raupen an Brokkoli, Blumenkohl etc.
- Auf kleinen überschaubaren Anbauflächen – wie z.B. dem Balkon – ist ein Gemüsenetz das beste Mittel zur Abwehr, bzw. kann man die Gelege auch per Hand zerdrücken oder die Raupen absammeln.
- Im Garten überlässt man diese Arbeit besser den Vögeln und bietet ihnen dafür Vogelhäuser an.
- Aus den Seitentrieben der Tomatenpflanzen kann man eine Brühe zum Einsprühen produzieren.
- Wer zu einem fertigen Mittel greifen möchte, kauft das Raupenspritzmittel von Neudorff. Der Wirkstoff ist das Bakterium Bacillus thuringiensi, welches die Raupen befällt, aber für Menschen und Nützlinge nicht schädlich ist. (Kaufen**: zum Beispiel bei Amazon)
Alle Mittel sollten bereits im Frühstadium angewendet werden, wenn die Raupen noch empfindlich sind.
Natürliches Pflanzenschutzmittel gegen Schnecken
Schnecken sind nicht nur im Garten ein Problem, ohne weiteres schaffen sie es auch auf den Balkon – und lassen sich meist mehr als einen Salatkopf schmecken. Hier hilft am besten: Fallen auslegen und absammeln.
- Dazu legt man ein Brettchen oder einen Karton aus, befeuchtet den Boden darunter und gibt etwas Katzenfutter oder eine Kartoffelscheibe als Lockmittel dazu. Ein paar Stunden später kann man die Übeltäter absammeln.
- Im Garten kann man die Schädlinge ebenfalls absammeln oder Schneckenzäune aufstellen. (Kaufen**: zum Beispiel bei Amazon)
- Ganz neu ist die Bekämpfung durch Nematoden: Fadenwürmern, die man im Abo kauft und in regelmäßigen Abständen anbringt, dringen in den Schädling ein und zersetzen ihn von innen.
Rezepte für natürliche Pflanzenschutzmittel
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Tee aus Acker-Schachtelhalm als Dünger:
60 Gramm getrocknetes (aus der Apotheke) oder 500 Gramm frisches Kraut in 3 Liter Wasser 24 Stunden einweichen. Eine Stunde köcheln lassen, abkühlen und durchseihen. Im Verhältnis 1:5 verdünnen und die jungen Pflanzen damit wiederholt gießen. -
Brennnesselauszug gegen Blattläuse:
500 Gramm frische Brennnessel vor der Blüte an einem vollsonnigen Standort sammeln (Alternativ 70 Gramm getrocknetes Kraut), mit 5 Litern Wasser bedecken und 24 Stunden abgedeckt ziehen lassen. Abseihen und die Pflanzen mehrmals an aufeinander folgenden Tagen abspritzen. Blattunterseiten nicht vergessen! - Wasser-Milch-Gemisch gegen Schädlinge: Milch und Wasser im Verhältnis 1:8 verdünnen und einen kleinen Spritzer Neutralseife (alternativ ein paar Flocken Kernseife) dazu geben. Die Spritzung sollte im Abstand von jeweils einer Woche wiederholt werden bis kein Befall mehr zu sehen ist. Mit Milch ist die Wirkung noch stärker als bei reinem Wasser, das Gemisch soll sogar gegen Mehltau helfen.
- Brennnesseljauche: Etwa ein Kilo frische Brennnesseln in einen großen Bottich aus Plastik oder Holz schichten. Den Behälter an einen sonnigen Platz stellen, die Brennnesseln mit etwa zehn Litern Wasser aufgießen und zudecken. Je nach Wetter muss die Brühe jetzt etwa zwei Wochen lang gären. Einmal am Tag sollte man das Ganze umrühren.
Text: Regina Oswald / Utopia-Redaktion
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