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Naturschutzgebiete in Deutschland: Wie sie zum Artenschutz beitragen

Naturschutzgebiete
Foto: CC0 / Pixabay / liggraphy

Die Naturschutzgebiete in Deutschland sind wichtig für den Schutz von Tieren und Pflanzen. Hier erfährst du mehr über ihre Bedeutung und ihren Nutzen.

Naturschutzgebiete werden durch das Bundesnaturschutzgesetz als räumlich begrenzte Gebiete definiert, deren Natur und Landschaft unter besonderem Schutz steht. Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) gibt es in Deutschland rund 8.833 Naturschutzgebiete (Stand 2017).

Sie werden von den Naturschutzbehörden aus verschiedenen Anlässen ausgewiesen. Zu den Gründen kann zum Beispiel zahlen, dass eine Landschaft sehr selten ist, einen besonderen naturgeschichtlichen Hintergrund hat oder dass es sich um einen bedrohten Lebensraum handelt.

Übrigens: Neben Naturschutzgebieten zählen Naturparks, Nationalparks und Biosphärenreservate zu den wichtigsten Schutzgebieten. 

Naturschutzgebiete: So sind sie entstanden

Der Drachenfelsen zählt zu den ersten Naturschutzgebieten in Deutschland.
Der Drachenfelsen zählt zu den ersten Naturschutzgebieten in Deutschland.
(Foto: CC0 / Pixabay / thomashendele)

Die Anfänge des Naturschutzes liegen lange zurück: Laut dem BfN haben sich die Menschen bereits in der Antike mit der Erhaltung der artenreichen Natur beschäftigt. Im Mittelalter entstanden erste gesetzliche Regelungen zum Naturschutz in Deutschland: Damals wurde beispielsweise die Jagd und Fischerei in bestimmten Regionen eingeschränkt.

Die Schutzbemühungen haben seitdem immer weiter zugenommen: Im 19. Jahrhundert entstanden laut dem BfN weitere Gebiete mit besonderem Schutz, die man mit den heutigen Naturschutzgebieten vergleichen kann. Zu ihnen zählen beispielsweise das Bamberger Hein oder der Drachenfels im Siebengebirge.

Das erste regionale Naturschutzgebiet entstand 1921 im Neandertal. In den darauffolgenden Jahren bildeten sich immer mehr vereinzelte Naturschutzgebiete. 1935 wurde eine flächendeckende Regelung für die Schutzgebiete eingeführt. Daraus ist später das heutige Bundesnaturschutzgesetz entstanden, in dem grundlegende Bestimmungen für den Natur- und Landschaftsschutz in Deutschland festgelegt sind.

Nutzen von Naturschutzgebieten

Naturschutzgebiete erkennst du an der typischen Hinweistafel.
Naturschutzgebiete erkennst du an der typischen Hinweistafel.
(Foto: CC0 / Pixabay / bluelightpictures)

Durch menschlichen Einfluss schwindet der natürliche Lebensraum für Tiere und Pflanzen zunehmend, beispielsweise durch Landwirtschaft und Urbanisierung. Schutzgebiete sind daher wichtige Rückzugsorte für seltene Arten und nehmen eine entscheidende Rolle im Naturschutz ein.

Die Naturschutzgebiete in Deutschland haben folgende Funktionen:

  • Naturschutzgebiete zeichnen sich häufig durch ihre einzigartige und seltene Landschaft aus. Um diese besonderen Biotope zu schützen, ist es entscheidend, ihre Nutzung einzuschränken. So sind laut Bundesnaturschutzgesetz alle Handlungen verboten, die Natur und Landschaft verändern oder schädigen. So darfst du beispielsweise keine Pflanzen pflücken und nicht zertreten, indem du auf den gekennzeichneten Wegen bleibst. Zudem ist die Nutzung für Tourist*innen eingeschränkt. Sie dürfen beispielsweise nicht zelten, Feuer machen oder die Wege mit dem Auto nutzen.
  • Zusätzlich soll der Mensch nicht in die natürlichen Prozesse der Schutzgebiete eingreifen. Es wird nach dem Grundsatz gehandelt: Natur Natur sein lassen. Das bedeutet beispielsweise, dass abgestorbene Bäume nicht entsorgt werden dürfen. Das Totholz bleibt im Naturschutzgebiet erhalten und erfüllt wichtige Funktionen für das Ökosystem. Zudem finden keine Land- und Forstwirtschaft statt. Dadurch bleiben Lebensräume von bedrohten und seltenen Tier- und Pflanzenarten erhalten. Naturschutzgebiete tragen also dazu bei, die Biodiversität zu bewahren oder wiederherzustellen. 
  • Naturschutzgebiete dienen auch wissenschaftlichen Zwecken. Mit den Erkenntnissen aus der Erforschung der Natur können zukünftige Naturschutzvorhaben besser umgesetzt werden.
  • Viele Naturschutzgebiete erlauben es, die geschützten Flächen zu besuchen. Das ist beispielsweise oft bei unter Schutz gestellten Bergen, Wäldern oder Seen der Fall. Auf diese Weise können Besucher*innen mehr über die Natur lernen und für den Naturschutz sensibilisiert werden.

Wichtig: Gehe in Naturschutzgebieten schonend mit der Umwelt um. Mache möglichst wenig Lärm, verlasse die Wege nicht und hinterlasse keinen Müll.

Wichtige Naturschutzgebiete in Deutschland

Das Neandertal ist das älteste Schutzgebiet Deutschlands.
Das Neandertal ist das älteste Schutzgebiet Deutschlands.
(Foto: CC0 / Pixabay / chrisbeez)

In Deutschland gibt es zahlreiche Naturschutzgebiete, die alle einzigartige und artenreiche Landschaften bieten. Auch in deiner Region findest du verschiedene Naturschutzgebiete, die in jedem Fall einen Besuch wert sind. Wir stellen dir drei deutsche Naturschutzgebiete und ihre Besonderheiten vor.

Naturschutzgebiet Neandertal:

  • Die Landschaft im Neadnertal kann laut BfN als das älteste deutsche Naturschutzgebiet betrachtet werden. Es liegt in der Nähe von Düsseldorf und wurde bereits 1921 gegründet. Die Region wurde vor allem durch den Fund des Neandertalers im Jahre 1856 bekannt. Somit zählt das Naturschutzgebiet zu den historisch bedeutendsten Schutzgebieten Deutschland.
  • Die Landschaft ist geprägt von steilen Felsen und Hängen, die mit verschiedenen Baumarten bewachsen sind. Beispielsweise Eichen, Birken und Buchen sind dort vertreten. Der Uferbereich der Düssel ist von Weiden und Grünflächen umgeben. 
  • Neben der schönen Landschaft zeichnet sich das Neandertal durch die artenreiche Tierwelt aus. Bergmolche, Schleiereulen, Steinmarder, Waldkäuze und viele andere Arten fühlen sich wohl in der natürlichen Landschaft. Sogar der seltene Eisvogel hat im Neandertal einen wichtigen Lebensraum gefunden.

Naturschutzgebiet Sylter Außenriff:

  • Das Sylter Außenriff (Östliche Deutsche Bucht) ist aktuell das größte Naturschutzgebiet in Deutschland. Es umfasst laut BfN über 560.000 Hektar. Das Schutzgebiet erstreckt sich entlang der Nordsee und grenzt an den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und das Vogelschutzgebiet Helgoland. Es wurde erst im Jahre 2017 ausgewiesen und zählt zu den neuesten Schutzgebieten Deutschlands.
  • Die Landschaft zeichnet sich durch den Wechsel von artenreichen Riffen und Sandbänken aus. Diese bieten einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Muschelarten. Die Riffe des Schutzgebietes gelten als einzigartig in der Nordsee und dienen Seeigeln, Schwämmen und Seenelken als Lebensraum.  
  • Das Sylter Außenriff ist auch für seltene Fischarten ein wichtiger Lebensraum, zum Beispiel für Butterfische oder Seeskorpione. Auch bedrohte Seevögel finden Zuflucht in dem großen Schutzgebiet. Beispielsweise Zwergmöwen oder Küstenseeschwalben haben sich dort angesiedelt. Auch Zugvögel wie der Eissturmvogel oder die Silbermöwe finden dort wichtige Rückzugsorte. 
  • Eine besondere Sehenswürdigkeit des Sylter Außenriffs sind die Meeressäugetiere. Du kannst beispielsweise Seehunde und Kegelrobben beobachten. Zudem hat das Naturschutzgebiet eine zentrale Bedeutung für den Schweinswal. Laut BfN wurde im Sylter Außenriff das höchste Vorkommen an Schweinswalen in der gesamten deutschen Nordsee verzeichnet. 

Naturschutzgebiet Wilder See (Hornisgrinde):

  • Das Naturschutzgebiet Wilder See liegt in der Nähe von Freudenstadt und grenzt an den Nationalpark Schwarzwald an. Die Landschaft dieser Region ist laut der Organisation ForstBW bereits seit 1911 unter besonderem Schutz und wurde schließlich 1939 zum Naturschutzgebiet erklärt. Somit zählt der Wilde See zu den ältesten Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg. 
  • Den Kernbereich des Naturschutzgebietes bildet der Wilde See und die umliegenden Waldgebiete. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch verschiedene Moose, Pilze und Flechten. Die Waldflächen sind sogenannte Bannwälder. Das bedeutet sie dürfen nicht bewirtschaftet werden und können sich ungestört entwickeln. Durch das vorhandene Totholz entstehen Rückzugsorte für heimische Tierarten. Der Bannwald stellt beispielsweise für Holzkäfer, Fledermäuse und Gartenschläfer einen wichtigen Lebensraum dar. Auch Brutvögel wie der Sperlingskauz oder der Schwarzspecht profitieren von dem Totholz.
  • Die Besonderheit des Naturschutzgebietes ist die hohe Attraktivität für Tourist*innen. Es gibt zahlreiche Aktivitäten und Sehenswertes am Wilden See. So kannst du beispielsweise seltene Tiere beobachten, Naturerlebnispfade erkunden und die umfassenden Wanderwege nutzen. Du kannst verschiedene Wandertouren machen und die einzigartige Natur genießen. Außerdem liegt das Gebiet in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark Schwarzwald. Dieser beinhaltet den sogenannten Luchspfad, einer besonderen Wanderstrecke mit vielfältigen Umweltbildungsangeboten. Du erfährst Wissenswertes über den Luchs, der auch in Deutschland wieder angesiedelt wird. Vereinzelte Sichtungen gab es bereits im Nationalpark Schwarzwald in den vergangenen Jahren.

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