Günstigere Mobilität für Autofahrer:innen ermöglichen und dabei das Klima entlasten? Die neue Fahrzeugklasse M0 soll ressourcenschonende Mobilität erschwinglich machen. Alles, was du zu den Plänen der EU wissen musst.
Viele Autofahrer:innen können sich kein E-Auto leisten – ein Problem, das selbst Branchenvertreter:innen offen ansprechen. In günstigeren Elektroautos steckt großes Potenzial, emissionsfreie Mobilität für mehr Menschen zugänglich zu machen. Die EU arbeitet derzeit an einer neuen Kategorie für kleine, leichte und günstige Elektroautos, um Verbraucher:innen zu entlasten und gleichzeitig den Klimazielen näherzukommen.
Die geplante neue Fahrzeugkategorie M0 wäre eine Antwort auf steigende Preise, eine ausufernde Regulierung und den wachsenden Bedarf an bezahlbaren Stromern. Auch in der Industrie wird das Vorhaben aufmerksam verfolgt – Volkswagen erklärt auf Anfrage von Utopia.de, was Europas größter Autobauer plant.
Braucht es noch kleinere E-Autos?
Die neue Fahrzeugkategorie soll genau hier ansetzen: weniger komplizierte Vorgaben, weniger teure Assistenzsysteme, weniger Gewicht und damit günstigere Elektroautos. Mit der geplanten Fahrzeugklasse M0 möchte die EU-Kommission Berichten zufolge ein Segment schaffen, das die Lücke zwischen Leichtfahrzeugen (L7e) und klassischen Pkw (M1) schließt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll die neue Regelung im Dezember 2025 beschlossen werden – ein Hinweis darauf, dass die EU den Handlungsdruck hoch einschätzt.
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Kleine Elektroautos als Chance: Warum die EU eine neue Fahrzeugkategorie plant
Hintergrund ist hauptsächlich die starke Preisentwicklung im Automobilmarkt: Durch immer neue Sicherheitsvorschriften und verpflichtende Technik steigen die Kosten kontinuierlich. Hersteller müssen zunehmend Fahrerassistenzsysteme (ADAS), Sensorik und Komfortfunktionen integrieren, um sämtliche EU-Vorgaben zu erfüllen. Das treibt die Preise nach oben und führt dazu, dass viele Verbraucher:innen ältere, weniger sichere und weniger effiziente Fahrzeuge weiter nutzen – in der Regel mit Verbrennungsmotor.
Die Initiative soll diese Kostenfalle entschärfen: weniger Komplexität in der Regulierung, klare Anforderungen für kleine E-Autos und ein segmentgerechter Sicherheitsrahmen. Kleine Elektrofahrzeuge in einer eigenen Fahrzeugklasse könnten eine bestehende Lücke im Markt schließen und vielen Menschen eine realistische Alternative bieten – besonders in urbanen Regionen.
Soziale Mobilitätsgerechtigkeit: Wie günstige E-Autos helfen können
Für viele Verbraucher:innen sind Fahrzeugpreise eine enorme Hürde. Mini-Stromer könnten die Alltagsmobilität insbesondere für Pendler:innen, Familien mit begrenztem Budget oder auch Senior:innen deutlich erleichtern. Auch im ländlichen Raum könnten günstige Elektroautos der neuen Kategorie M0 eine bedeutende Rolle übernehmen. Dort fehlt häufig ein leistungsfähiger ÖPNV, während ältere, oft besonders klimaschädliche Autos den Verkehr dominieren. Preiswerte, kleine E-Autos mit reduzierter, aber praxistauglicher Ausstattung könnten auch hier ein Fortschritt sein.
Hinzu kommt ein wirtschaftspolitischer Aspekt: Europäische Hersteller könnten nach Angaben von Ingenieur.de gezielt neue Märkte erschließen, die bisher von chinesischen Billiganbietern dominiert werden. Wenn europäische Marken diesen Bereich stärker bedienen, profitieren Käufer:innen von einer größeren Auswahl und mehr Wettbewerb.
Laut Automotive News Europe (ANE) lobbyieren speziell die Autokonzerne Stellantis und Renault für eine solche Gattung. Von den deutschen Autobauern kämen wohl nur Volkswagen und Opel infrage – während sich der Rest dem hochpreisigen Premiumsegment verschrieben hat.
EU plant neue Fahrzeugklasse M0: Wie VW die Pläne einordnet
Welche Rolle spielt Europas größter Autokonzern? Volkswagen verfolgt die Pläne der EU aufmerksam, unterscheidet jedoch klar zwischen der neuen Fahrzeugklasse und den eigenen künftigen Modellen. Auf Anfrage von Utopia.de teilt das Unternehmen mit, dass derzeit kein Modell in der M0-Klasse geplant sei.
Auch der VW ID.Polo, der bald zum Einstiegspreis von rund 25.000 Euro erscheinen soll, ist nicht Teil dieser Kategorie. VW betont, dass der E-Kleinwagen ein „vollwertiger Volkswagen“ sei – mit hohen Ansprüchen an Qualität, Sicherheit und Design, die weit über den Anforderungen der M0-Klasse liegen.

Ähnliches gilt für das geplante Serienmodell der Studie ID. Every1, den konzeptionellen Nachfolger des VW e-Up. Auch er soll ein vollwertiger Kleinstwagen sein und kein bezahlbarer Zwischenschritt. Die geplante M0-Klasse habe daher keine Auswirkungen auf Technik, Sicherheit oder Preisgestaltung dieses Modells.
Ressourceneffizienz: Kleine Elektroautos sparen Material, Energie und Emissionen
Für die EU ist Ressourcenschonung einer der zentralen Gründe für die Fahrzeugklasse M0. Kleinere Batterien, weniger Gewicht und niedrige Abmessungen (mutmaßlich bis zu 4,20 m Länge) führen zu einem geringeren Materialverbrauch. Das reduziert nicht nur die CO2-Emissionen in der Produktion, sondern erleichtert auch das spätere Recycling.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Kleine Elektroautos benötigen im Alltag weniger Energie, verbrauchen oft unter 10 kWh/100 km und belasten das Stromnetz weniger stark als große E-Modelle. Damit eignen sie sich ideal für den Stadtverkehr, wo kurze Wege dominieren und mehrere Hundert Kilometer Reichweite kaum benötigt werden.
Die Kombination aus kostengünstiger Herstellung und effizientem Betrieb macht diese Elektro-Gattung zu einem wirkungsvollen Mittel, um sowohl Ressourcen als auch den eigenen Geldbeutel zu schonen.
Fahrzeugklasse M0: Was uns bei Reichweite, Stromverbrauch und Lebensdauer erwartet
Eine zentrale Frage ist diejenige, ob ein solch kleines Elektroauto im Alltag ausreicht. Die Antwort: In der vorgesehenen Fahrzeugklasse M0 sehr wahrscheinlich ja – vorausgesetzt, die Erwartungen orientieren sich an typischen Nutzungsszenarien:
- Reichweite: Modelle mit kleineren Akkus werden voraussichtlich 120 bis 220 Kilometer schaffen. Für Stadtverkehr, Pendelwege und Kurzstrecken ist das absolut ausreichend.
- Stromverbrauch: Kleinere Elektroautos sind besonders effizient und liegen oft zwischen 8 und 10 kWh pro 100 Kilometer – nur ein kleiner Teil dessen, was größere E-Modelle benötigen, ganz zu schweigen von Elektro-SUV.
- Lebensdauer: Trotz kleiner Akku-Kapazität können die geplanten Elektroautos Expert:innen zufolge 120.000 bis 180.000 Kilometer erreichen. Entscheidend ist eine robuste Zellchemie und ein moderates Ladeverhalten.
- Laden: Dank kleiner Batterien reicht oft eine gewöhnliche Haushaltssteckdose oder ein AC-Lader, um das E-Auto wieder fahrtauglich zu machen. Eine Wallbox ist nicht zwingend notwendig.

Fazit: Kleine E-Autos können Mobilität gerechter und nachhaltiger machen
Die geplante Fahrzeugklasse M0 zeigt, dass die europäische Staatengemeinschaft den Bedarf nach günstigen Elektroautos ernst zu nehmen scheint. Durch eine neue Kategorie für kleine Modelle sollen Kosten sinken, Ressourcen geschont und der Zugang zu klimafreundlicher Mobilität verbessert werden.
Für Verbraucher:innen könnten diese Elektroautos zu einer echten Alternative werden: bezahlbar, effizient, alltagstauglich und klar auf das ausgerichtet, was viele Menschen tatsächlich brauchen. Denn noch werden E-Autos (zu) häufig als Zweitwagen gekauft und ergänzen Verbrenner, ersetzen sie dadurch aber nicht.


















